Wolfgang Fellner in seinem Kommentar über die anstehende Hofburg-Wahl.
Die Präsidenten-Wahl ist noch lange nicht gelaufen, da kommt die erste Großpartei schon ins Trudeln: In der ÖVP, der mit Andreas Khol ein Debakel droht, geht es drunter und drüber. Der Abgang von Johanna Mikl-Leitner aus der Regierung ist wohl nur ein erstes Signal, dass die Partei vor einem Beben steht.
Laut Umfragen läuft im Hofburg-Rennen alles auf die blutigste aller Varianten für die Stichwahl hinaus: Van der Bellen gegen Hofer – das wird brutal. Der Grüne, der Strache nicht angeloben will, gegen den Blauen, der die ganze Regierung entlassen will – dazu ein Krieg der Worte um Flüchtlinge, Asyl, Grenzschutz, Sicherheit. Einen heftigeren Wahlkampf als dieses Duell hat Österreich sicher noch nicht erlebt.
Das Ergebnis der Präsidenten-Wahl ist freilich noch alles andere als fix. Erstens will die große Mehrheit der Wähler keinen blauen und keinen grünen Präsidenten, sondern einen unabhängigen. Zweitens sind über 30 % der Wähler (vor allem die Van-der-Bellen- und Hofer-Anhänger) nicht sicher, ob sie überhaupt zur Wahl gehen. Und drittens sind 28 % überhaupt noch unentschlossen, wen sie wählen sollen. Davon könnten im Finish zwei KandidatInnen profitieren:
Irmgard Griss ist in diesem Wahlkampf eindeutig die „Königin der Herzen“. Sie gewinnt stark bei Jungen und vor allem Frauen, ist Favoritin der Unentschlossenen. Das könnte sie noch in die Stichwahl bringen.
Rudolf Hundstorfer ist zwar (noch) weit zurück. Aber er hat bisher weder die SPÖ-Wähler noch die Wiener noch die Pensionisten mobilisiert. Wenn Hundstorfer im Finish starke TV-Auftritte hat sowie Arbeitsplätze und Pensionen zum Thema macht, dann könnte auch er bei geringer Wahlbeteiligung die Stichwahl schaffen.
Die Umfragen sprechen im Moment freilich klar für Norbert Hofer. Vor allem im Duell mit Van der Bellen könnte der neue FPÖ-Star die Präsidenten-Wahl gewinnen.
Wenn Hofer den Kampf um die Hofburg gewinnt, dann bebt die Republik. Dann kommen Neuwahlen – samt einem Dreikampf Faymann – Strache – Kurz. Dann wird alles neu in diesem Land.
