Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Der erste Trend in diesem Wahlkampf – in ÖSTERREICH schon letzte Woche angekündigt – wird konkreter: Nicht Türkis-Grün wird nach dem 29. September regieren, wohl auch nicht Türkis-Blau – sondern immer mehr Zeichen sprechen für eine Neuauflage des alten Schwarz-Rot – als türkis-roter „Neustart“.
Nachdem von roter Seite bereits Burgenlands Doskozil und Wiens Ludwig in ÖSTERREICH ziemlich unverblümt ihre Sympathie für ein ÖVP-SPÖ-Regierungsbündnis kommuniziert haben, kommen jetzt die schwarzen „Granden“ hinter dem Busch hervor: Der Steirer Schützenhöfer hat sich schon klar für eine türkis-rote „Reformpartnerschaft“ ausgesprochen. Von „Hanni“ Mikl-Leitner weiß man, dass sie noch vehementer für Türkis-Rot wirbt. Und zuletzt ist auch der wichtigste Partner von Bald-Kanzler Kurz – Gernot Blümel – ein klarer Befürworter von Türkis-Rot, weil er sich einen SPÖ-ÖVP-Pakt fürs Wiener Rathaus 2021 erhofft.
Damit wird Türkis-Grün, das von Umfrage zu Umfrage rechnerisch immer möglicher wird, politisch unwahrscheinlicher. Die Grünen sind als Partner zu schwierig, stellen viel zu viele unerfüllbare Forderungen, verlangen von Kurz politisch einen Salto rückwärts zur alten Regierung, den der niemals machen wird.
Auch Türkis-Blau wird immer schwieriger, wenn sich die FPÖ verstärkt auf Kickl als Innenminister einschwört – dem kann die ÖVP niemals zustimmen, sie will „ihr“ Innenministerium zurück und die FPÖ „lammfromm“.
Eine türkis-rote Koalition dagegen ist für die ÖVP eine leichte Sache. Bei 15 % Vorsprung könnte Kurz Anspruch auf alle wichtigen Ressorts erheben: Finanzen, Wirtschaft, Außen, Innenressort, Verteidigung. Im Gegenzug könnte man der SPÖ die „soften“ Ressorts überlassen: Arbeit & Soziales, Bildung, Verkehr, Frauen, vielleicht auch Justiz – und Rendi-Wagner könnte mit einem höchst attraktiven neuen „Gesundheits- & Umweltministerium“ ihren Traum-Job als Vizekanzlerin erhalten.
Für Rendi und die SPÖ wäre ein Comeback in der Regierung die einzige Überlebensstrategie nach einer Wahlniederlage. Nur die Regierung erspart der SPÖ einen Total-Crash und Rendi den Sturz.