Mehr als 180 Ziele

Terror-Alarm in Österreich

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Österreichs Behörden reagieren auf die gescheiterten Anschläge auf den Londoner Flughafen: Mehr Überwachung, mehr Kameras.

Unbemerkt von den Touristenströmen herrscht auf dem Wiener Flughafen derzeit rege Aktivität. Suchhunde-Staffeln und Anti-Terrorfahnder kontrollieren Gepäckstücke und sondern verdächtiges Gut aus. 313 Kameras überwachen das Geschehen auf dem Airport. Mehr Fahnder als bisher mischen sich in Zivil unter die Reisenden.

Für das Sicherheitspersonal auf dem Flughafen herrscht Gefahrenstufe 2 plus, was soviel wie erhöhte Aufmerksamkeit bedeutet. Der Flughafen ein mögliches Terrorziel? Es gibt keine konkrete Bedrohung, aber wir müssen aufmerksam bleiben, sagt Innenministerin Liese Prokop.

Nicht nur auf dem Wiener Flughafen haben die vereitelten Terroranschläge von London die österreichischen Terrorfahnder auf den Plan gerufen.

Sie haben sogenannte Hotspots, öffentliche Plätze wie Flughäfen, Bahnhöfe und Infrastruktureinrichtungen wie Brücken aber auch die Hochquellwasserleitungen als mögliche Ziele für Anschläge ausgemacht. Dafür haben wir ein intensives Screening im ganzen Land durchgeführt, sagt der stellvertretende Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Lang. Die Prüfung ergab 180 hochsensible Objekte. Jedes einzelne wird verstärkt überwacht, von jedem einzelnen liegen nun detaillierte Bau- und Konstruktionspläne im Ministerium, um bei Bedarf sofort eine Tatort-Analyse erstellen zu können.

Neben der vermehrten Überwachung der Hotspots arbeiten die Experten aber auch an einer Sicherheitsstrategie für sogenannte weiche Ziele. So ein Regionalzug beispielsweise ist extrem schwer zu schützen, aber auch Infrastruktureinrichtungen wie Brücken müssen in Zukunft auch noch besser überwacht werden, sagt Innenministerin Prokop im Interview mit ÖSTERREICH.

In den kommenden Jahren sollen in diesem Zusammenhang über 160 Bahnhöfe und Stationen und 171 Waggons mit Kameraüberwachung ausgestattet sein. In Wien soll es bis 2008 eine flächendeckende U-Bahn-Überwachung geben.

Verbesserter Schutz. Bis 2011 soll die Innovationswelle dauern. Kosten sollen dem Steuerzahler aber dabei nicht entstehen. denn die ÖBB selbst sind es , die mehrere Millionen Euro in die Videoüberwachung investieren werden, kündigt der Sprecher der Bundesbahnen, Jörg Wollmann an. Von den 1.400 Bahnhäfen und Haltestellen in Österreich sollen zumindest die wichtigsten 70 bis 2008 hochgerüstet werden, außerdem soll es auch ein Sicherheits-Screening für die Innenstädte geben.

50 Verdächtige. Daneben wird auch die Überwachung möglicher Terrorverdächtiger verstärkt. Besonders inhteressiert sind die Verfassungsschützer an den Vorgängen in vier Moscheen in Wien und Graz sowie einige Internet-Cafes in Wien. Unter den 50 Terrorverdächtigen, die von den Experten überwacht werden gibt es nach Einschätzung des Innenministeriums auch einige, die fähig sind eine Terrorzelle aufzubauen. Es besteht eine latente Gefahr, sagt Polizeigeneral Lang.

Grund für die Sorge ist, daß die Fahnder vermehrt Rekrutierungsversuche von jungen Moslems in Wien feststellen. Immer wieder kommen auch Hassprediger ins Land, wie der ägyptische Imam Jahmal M. Nach einem etwa einjährigen Aufenthalt in Graz verschwand M. auf einer Reise nach Amman, offenbar unter tatkräftiger Mithilfe des US-Geheimdienstes CIA. Ebenfalls unter Beobachtung stand ein islamisches Zentrum im Siebenten Wiener Gemeindebezirk. Hier soll ein Imam um Verständnis für Terroristen geworben haben.

Konkreter Verdacht. In beiden Fällen ist Anas Shakfeh, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft um Klarstellung bemüht: Diese Leute haben nichts unserer Gemeinschaft zu tun. Sie stehen außerhalb. Wirklich konkret wurde der Verdacht bisher jedenfalls nur in einem Fall: Bei jenem Österreicher, dem Verbindung zu jenem Netzwerk nachgesagt werden, das die Flugzeugattentate in London-Heathrow plante.

Autor: Oliver Tanzer/Österreich

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