Cup-Sieg

Jetzt will Ried Europa erobern

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Oberösterreicher gehen mit "gestiegenen Erwartungen" in EL-Qualifikation.

Mit dem 2:0-Finalsieg über den Erste-Liga-Vertreter Austria Lustenau hat die SV Ried am Sonntag nicht nur den zweiten Cup-Triumph nach 1998, sondern auch einen Platz in der Europa-League-Qualifikation erspielt. "Die Erwartungen sind jetzt wohl gestiegen", meinte Trainer Paul Gludovatz, der mit dem "Dorfclub" den ersten Vereins-Titel seiner Trainer-Karriere feiern durfte. Auch wenn die Innviertler Fußball-Welt nun einige Tage lang Kopf steht, will man im Verein aber weiter Besonnenheit walten lassen.

Budget wird nicht erhöht
Das Ticket für die europäische Bühne besitzt für den Club jedenfalls keine Planungsrelevanz. "Das spielt für das Budget keine Rolle und ändert auch an der Personalplanung nichts", hatte Ried-Manager Stefan Reiter schon vor dem Spiel erklärt - und bestätigte dies im Moment des Triumphs. Neuverpflichtungen solle es nur in kleinem Ausmaß geben. Auch Gludovatz machte sich keine Illusionen: "Große Sprünge werden wir uns nicht erlauben, das klingt schon vom Management durch." Spielort wird die heimische Keine-Sorgen-Arena sein.

Großes Kaliber wartet
Erstmals seit vier Jahren lockt wieder das Abenteuer Europa. Im August 2007 waren die Rieder in der 2. Quali-Runde des UEFA-Cups an Sion (gesamt: 1:4) gescheitert. Diesmal steigt man in der dritten und vorletzten Qualifikationsrunde der Europa League ein. Weil man ungesetzt ist, warten dort freilich Gegner wie Atletico Madrid, Fulham, Sparta Prag oder Dinamo Bukarest. Auslosung ist am 16. Juli, gespielt wird am 29. Juli bzw. 5. August. "Vielleicht können wir eine Runde überstehen und international auf uns aufmerksam machen, das wäre doch schön", meinte Gludovatz. Für ihn ist der Europacup-Auftritt ein Novum.

Cup-Held Hammerer
Jungspund Markus Hammerer, der mit zwei Kopfball-Toren den Triumph erst möglich machte, gab sich diesbezüglich ahnungslos. "Ich habe bis heute nicht einmal sagen können, in welcher Quali-Runde der Cupsieger spielt", sagte der 21-Jährige. "Sonst sieht man solche Spiele ja nur im TV, wir dürfen sie jetzt selbst erleben." Seinen Doppelpack muss er erst verarbeiten: "Das erträumt man sich, dass man ein wichtiges Goal in so einem Match schießt, bei mir sind es jetzt sogar zwei."

Für Hammerer war es der krönende Abschluss einer Saison, in der er erst im Frühjahr vermehrte Spielanteile erhalten hatte und es auf insgesamt drei Liga-Treffer brachte. "Das war jetzt sicher das Frühjahr meines Lebens. Im Winter habe ich ein bisschen etwas geändert, auch im mentalen Bereich etwas probiert und richtig Gas gegeben", sagte der Jus-Student, der vor zwei Jahren noch für den SK Altheim in der Landesliga West, also in der fünften heimischen Klasse, tätig gewesen war. Inzwischen wird er in den Medien schon mit einem Wechsel zu Rapid in Verbindung gebracht. "Das habe ich auch irgendwo gelesen, aber das sind nur Gerüchte", sagte Hammerer dazu.

Erster Titel für Gludovatz
Sein Trainer gab sich nach dem ersten Vereins-Titel seiner Karriere - im Alter von 64 Jahren - bescheiden: "Der Titel ist für die Region und für die Spieler nachhaltiger als für mich." Lieber wäre ihm dann aber doch der Double-Gewinn gewesen. "Ich muss jetzt mit dem einen Titel zufrieden sein, aber ich hätte gerne noch einen zweiten geholt", gestand er. Schließlich waren die Rieder als "Winterkönig" der Bundesliga in der Endabrechnung "nur" auf Rang vier gelandet. Der langjährige ÖFB-Nachwuchs-Coach sah sich aber am richtigen Weg. "Ich bin angetreten, den Club zu stabilisieren. Das Ziel bleibt, bester Club außerhalb der vier Großen zu werden."

Zweiter Cupsieg für Glasner
Kapitän Oliver Glasner, so wie Manager Reiter schon beim ersten Cupsieg 1998 dabei, war überwältigt. "Für mich ist das der absolute Höhepunkt. Dieser Titel steht ein bisschen über dem von 1998", sagte der 36-Jährige. "Erstens ist es immer schwieriger, etwas zu wiederholen, und zweitens habe ich vor einem Jahr schon überlegt, meine Karriere zu beenden. Ich war ja acht Monate verletzt und habe mir bei der Therapie oft gedacht: 'Warum tust du dir das eigentlich noch an?' Seit heute weiß ich warum."

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