Insigne und Mertens zogen sich Unmut von Clubchef De Laurentiis zu.
Bei der SSC Napoli ist vor der Reise nach Salzburg vorerst Ruhe eingekehrt. Ein 2:0 gegen Hellas Verona sorgte am Wochenende für Durchatmen am Vesuv. Nach dem fünften Sieg in der achten Serie-A-Runde war Carlo Ancelotti zufrieden. Die große Frage, die Italiens Gazetten vor dem Champions-League-Antritt bei Österreichs Meister am Mittwoch (21.00 Uhr im oe24-LIVE-Ticker) beschäftigte, war: Wer wird in Salzburg stürmen?
Es war die zweite Gruppen-Partie in Genk, die bei Napoli Anfang Oktober Staub aufwirbelte. Chefcoach Ancelotti hatte vor dem Spiel gegen die Belgier Zeichen gesetzt. Der Belgier Dries Mertens, mit 114 Toren für Napoli nur noch einen Treffer von der Torausbeute von Clubikone Diego Maradona (115) entfernt, saß nur auf der Bank. Kapitän Lorenzo Insigne fand sich überhaupt nur auf der Tribüne wieder. Mangelnde Trainingseinstellung wurde als Grund für die Sanktion genannt. Insignes Vertrag endet wie jener von Mertens im kommenden Sommer.
Clubboss teilte kräftig aus
Dass aus dem Umfeld des italienischen Teamstürmers Kritik an der Entscheidung von Ancelotti laut wurde, rief Aurelio De Laurentiis auf den Plan. Der in seiner Wortwahl nie zimperliche Clubchef wollte gegenüber der "Gazzetta dello Sport" vergangene Woche Dinge klarstellen. Er könne Insigne nicht verstehen. "Warum ist er bei Napoli, wenn er nicht gänzlich glücklich ist", fragte De Laurentiis. Bei Insigne habe er das Gefühl, dass sich dieser in Neapel immer unwohl gefühlt habe. "Ich liebe ihn. Aber es wäre besser, er würde uns mitteilen, was er machen will, wenn er einmal erwachsen ist", sagte der Filmproduzent unmissverständlich.
Auch Mertens bekam von De Laurentiis einiges zu hören. Dass der 32-Jährige nach China gehen und dort mehr als bei einer Vertragsverlängerung bei Napoli verdienen könne, brachte den 70-Jährigen beinahe in Rage. "Wenn sie sich nach China verkaufen wollen, überbezahlt sein wollen, um zwei oder drei Jahre ein beschissenes Leben zu führen, ist das ihr Problem", gab De Laurentiis über wechselwillige Akteure zu Protokoll.
Mit Insigne soll sich Ancelotti inzwischen ausgesprochen haben. Am Samstag spielte der nahe Neapel geborene 28-Jährige gegen Verona von Beginn an, ehe er im Finish für Mertens Platz machte. Da hatte Milik bereits seine Anwärterschaft auf einen Platz ganz vorne klar gemacht. Der Pole traf im Doppelpack und empfahl sich für weitere Einsätze. Mit Salzburg hat er schon gute Bekanntschaft gemacht. Erst im Frühjahr trafen die beiden Teams im Achtelfinale der Europa League aufeinander, Milik schoss beim 3:0 im Hinspiel im Stadio San Paolo das 1:0 und traf auch beim 1:3 eine Woche später in Wals-Siezenheim zum schnellen 1:0 für die Süditaliener.
Ancelotti setzt auf Napolis Erfahrung
Etwas mehr als sieben Monate später wusste Ancelotti vor dem ersten Teil der Duelle mit den "Bullen" - das Rückspiel steigt am 5. November - um die Bedeutung der Partien. Nach zwei Runden liegt Napoli in Gruppe E mit vier Zählern vor Salzburg und Liverpool (je 3) voran, könnte bei einer Niederlage aber auf Rang drei zurückfallen. "In diesen zwei Spielen wird sich viel im Hinblick auf unsere Qualifikation entscheiden. Es wird ein Spiel auf hohem Level, weil sie sehr intensiv spielen. Sie sind keine so erfahrene Mannschaft, ich glaube, es wird wichtig, unsere Erfahrung und die charakterlichen Qualitäten unserer Spieler einzubringen", sagte Ancelotti gegenüber Radio Kiss Kiss.
Der 60-Jährige, seit Sommer 2018 Coach von Napoli, wird gegen Salzburg wieder rotieren. Auf zehn unterschiedliche Aufstellungen in zehn Saisonspielen setzte Ancelotti bisher. Im Angriff bietet sich außer den Genannten noch der robuste Spanier Fernando Llorente an. Auch Mexikos Teamstürmer Hirving Lozano scheint nach einer Fußblessur wieder fit. Im Mannschaftstraining fehlten am Sonntag hingegen mit dem Albaner Elseid Hysaj (Bruch des Brustbeins) und dem Serben Nikola Maksimovic (Muskelverletzung) zwei Defensivspieler.
De Laurentiis will sich laut einem Bericht der neapolitanischen Zeitung "Il Mattino" in Salzburg jedenfalls selbst ein Bild machen. Fehlte der Clubboss in Genk, soll er in der Red-Bull-Arena live dabei sein.