''Will mentale Gesundheit erhalten''

Frankreichs Star-Spielerin Renard boykottiert Frauen-Fußball-WM

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Frankreichs Frauen-Fußball-Nationalteam muss bei der WM im Sommer in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) ohne Starspielerin Wendie Renard auskommen.

Die 32-Jährige entschloss sich, auf eine Teilnahme an der Endrunde zu verzichten, "um ihre mentale Gesundheit zu erhalten". Die 142-fache Teamspielerin, die als große Stütze in der Abwehr gilt, aber auch offensiv bei Standardsituationen enorm gefährlich ist, könne das "derzeitige System nicht länger unterstützen".

Beim jüngsten Vorbereitungsturnier in der Heimat hatte Renard noch bei den Siegen über Dänemark (1:0) und Uruguay (5:1) sowie dem Remis gegen Norwegen (0:0) durchgespielt. "Ich liebe Frankreich mehr als alles andere, ich bin nicht perfekt, weit davon entfernt, aber ich kann das derzeitige System nicht länger unterstützen, das weit von den Anforderungen des höchsten Niveaus entfernt ist", sagte Renard in einer Erklärung in den sozialen Medien.

Schweren Herzens werde sie aus dem Nationalteam zurücktreten. "Es ist ein trauriger Tag, aber notwendig, um meine mentale Gesundheit zu bewahren", verlautete die wohl beste Abwehrspielerin der Welt. Sie ist im Frauenfußball so erfolgreich wie keine andere, wurde 15-mal französische Meisterin, neunmal Pokalsiegerin und achtmal Champions-League-Gewinnerin mit Olympique Lyon - zuletzt im Mai 2022 beim 3:1 gegen den FC Barcelona.

Differenzen mit Teamchefin

Laut einem Bericht des französischen Multimedia-Portals RMC Sport traf Renard die Entscheidung aufgrund von Differenzen mit Teamchefin Corinne Diacre. Solange die 48-Jährige im Amt sei, werde die groß gewachsene Verteidigerin nicht mehr für "Les Bleues" im Einsatz sein. Nach Renard erklärten auch die Stürmerinnen Kadidiatou Diani (27) und Marie-Antoinette Katoto (24), nicht mehr fürs Nationalteam auflaufen zu wollen - zumindest vorübergehend. Die Spielerinnen von Paris St. Germain führten "notwendige Veränderungen im Management" als Grund an. Solange es diese nicht gebe, würden sie nicht mehr zur Verfügung stehen.

Diacre, die ab 2014 als erste Frau in Europa mit dem französischen Zweitligisten Clermont Foot einen Männer-Club in den höchsten Ligen gecoacht hatte, ist bekannt für ihre knallharte, oft auch sture Art und hat in der Vergangenheit schon zahlreiche Routiniers aussortiert. Auch mit Renard gab es schon zuvor Probleme, da ihr 2017 nach dem EM-Viertelfinal-Out die Kapitänsbinde entzogen worden war. 2021 hatte sie das Amt dann wieder übernehmen dürfen.

Das Verhältnis zu den Medien ist auch nicht das Beste. In der französischen Öffentlichkeit gibt es zudem Kritik, da der zu defensive Spielstil moniert wird. Bei der EM 2022 in England reichte ihr eine Semifinal-Teilnahme, damit ihr Vertrag bis zu den Olympischen Spielen 2024 verlängert wurde. Vom französischen Verband (FFF) gab es vorerst keine Stellungnahme. Die Französinnen treffen bei der WM in der Gruppe F auf Jamaika, Brasilien und Panama.

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