Ein Rückblick

Tops und Flops sowie Gesprächsstoff der Katar-WM

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Die Tops und Flops sowie Gesprächsstoff der 22. Fußball-Weltmeisterschaft in Katar:

TOPS:

Messi: Der Altstar hat sich seinen letzten Traum erfüllt und auf dem Weg dorthin zahlreiche Bestmarken gebrochen. Messi ist mit 26 Einsätzen und 2.314 Spielminuten WM-Rekordhalter und zudem der einzige Spieler in der Geschichte, der bei einer Endrunde in der Gruppenphase und jedem K.o.-Match zumindest ein Mal getroffen hat. Unerreicht sind auch seine 21 Torbeteiligungen auf WM-Ebene (13 Tore, acht Assists).

Messi Jubel
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× Messi Jubel

Finale: Das Duell zwischen Argentinien und Frankreich war an Dramatik kaum zu überbieten und wird als das möglicherweise spektakulärste WM-Endspiel überhaupt in die Geschichte eingehen.

Mbappe: Frankreichs Star verlor zwar das Finale, erzielte dabei aber drei Tore, was bisher in einem WM-Endspiel nur dem Engländer Geoff Hurst 1966 gelungen war. Insgesamt hat der Weltmeister von 2018 in WM-Finali schon vier Mal genetzt - so oft wie kein anderer Spieler vor ihm. Mit acht Treffern wurde Mbappe Torschützenkönig der WM in Katar, dazu kommen vier Tore vom Weltturnier vor vier Jahren. Rekordhalter Miroslav Klose liegt daher nur noch vier Treffer vor Mbappe.

Mbappe
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× Mbappe

Marokko: Die "Löwen vom Atlas" haben sich in Katar zu einer der größten Sensationen in der WM-Geschichte gemausert. Auf der Rechnung hatte den 22. der FIFA-Weltrangliste trotz Stars wie Achraf Hakimi oder Hakim Ziyech niemand, denn selbst beim Afrika-Cup sind Erfolge der Marokkaner rar gesät (einziger Triumph 1976). Obendrein übernahm Walid Regragui erst Ende August das Teamchef-Amt. Umso erstaunlicher war der einzigartige Erfolgslauf, der den Turnier-Vierten Marokko nun offiziell als erfolgreichste afrikanische Mannschaft bei einer WM ausschildert.

marokko spanien
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× marokko spanien

Kroatien: Die kleine Nation von der Adria hat keine vier Millionen Einwohner und ist dennoch Fixbestandteil in der Fußball-Weltspitze. Das hat der Vize-Weltmeister von 2018 auch in Katar wieder bewiesen. Mit Glück und viel Können kam das Team von Zlatko Dalic erneut unter die besten Vier und eliminierte dabei im Viertelfinale WM-Favorit Brasilien im Elfmeterschießen - offenbar eine Spezialität der Kroaten. Bei den letzten beiden Endrunden mussten sie viermal in den ultimativen Showdown und behielten dabei viermal die Nerven. Am Ende reichte es in Katar wie 19998 zu Endrang drei.

Asien-Teams: Bei der zweiten WM-Austragung in Asien war der asiatische Fußballverband erstmals in der Geschichte mit drei Nationalmannschaften im Achtelfinale vertreten. Das sind so viele wie bei den vergangenen vier Turnieren insgesamt. In Katar qualifizierten sich Japan, Südkorea und Australien für die Runde der besten 16, wo für das Trio allerdings das Aus kam.

Schiedsrichterinnen/Stéphanie Frappart: Erstmals in der Geschichte einer Männer-WM pfiff mit der 38-jährigen Französin eine Frau eine Partie. Es war das entscheidende Gruppenspiel zwischen Deutschland und Costa Rica. Neben Frappart waren auch die Japanerin Yoshimi Yamashita und Slima Mukansanga aus Ruanda im Referee-Aufgebot.

Torhüter-Leistungen: Patzer wie von Australien-Goalie Mathew Ryan im Achtelfinale gegen Argentinien oder von Kanada-Keeper Milan Borjan gegen Marokko waren bei der WM die Ausnahme. Umso mehr stachen Leistungen wie jene von Kroatiens Schlussmann Dominik Livakovic heraus, der sich gegen Japan als Elfmeterkiller vorstellte und Brasilien im Viertelfinale mit zahlreichen Paraden und einem gehaltenen Penalty zur Verzweiflung brachte. Auch Marokkos Yassine Bounou zeigte sich gegen Spanien (3 parierte Elfer) und Portugal in der K.o.-Runde unbezwingbar. Der größte Tormann-Held des Turniers war aber Emiliano Martinez mit seinen gehaltenen Elfmetern gegen die Niederlande und Frankreich. Zudem entschärfte der Argentinier, der als bester Goalie des Turniers ausgezeichnet wurde, im Finale in der 123. Minute eine Großchance von Randal Kolo Muani.

Dominik Livakovic
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× Dominik Livakovic

Es gibt kaum noch "Kleine": Das 7:0 von Spanien gegen Costa Rica täuschte. "Abschusskandidaten" gibt es bei der WM keine mehr. Allenfalls bei Katar musste man die Wettbewerbsfähigkeit auf diesem Niveau infrage stellen. Dafür kamen aus allen Kontinenten Teams weiter. Das heißt aber noch nicht, dass die ehemals Kleinen nun Große sind: Im Viertelfinale waren mit Ausnahme von Überraschungsteam Marokko die Europäer und Südamerikaner dann doch wieder unter sich.

Disziplin der Spieler: Gemessen an den ausgeteilten Karten haben sich die WM-Kicker nahezu durchwegs diszipliniert und fair präsentiert. Nur eine Rote und drei Gelb-Rote Karten gab es in 64 Spielen.

Aboubakar
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× Aboubakar

FLOPS:

Deutschland: Die DFB-Auswahl verpasste als Gruppendritter wie schon 2018 das Achtelfinale. Nach einer 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan stand die Truppe von Hansi Flick von Beginn an unter Druck, es folgte ein 1:1 gegen Spanien und ein letztlich nicht mehr ausreichendes 4:2 über Costa Rica. Teammanager Oliver Bierhoff nahm nach 18 Jahren den Hut, Flick bleibt dennoch im Amt und soll das Team auf die Heim-EM 2024 vorbereiten.

Belgiens "Goldene Generation": Die großen Namen machten Belgien wieder einmal zum Geheimfavoriten. Diesem Status wurde das in die Jahre gekommene Ensemble des Weltranglisten-Zweiten überhaupt nicht gerecht. Nach einem schmeichelhaften 1:0 gegen Außenseiter Kanada und einer völlig verdienten 0:2-Pleite gegen Marokko reichte ein 0:0 gegen Kroatien nicht zum Aufstieg. Der Zenit der Generation um Kevin De Bruyne könnte nach WM-Rang drei 2018 überschritten sein. Kapitän Eden Hazard hat seine Nationalteam-Karriere bereits beendet.

Gastgeber-Team Katar: Katars Nationalteam war bei der Heim-WM trotz langer und exklusiver Vorbereitungszeit nicht konkurrenzfähig. Es ging mit drei klaren Niederlagen gegen Ecuador (0:2), Senegal (1:3) und die Niederlande (0:2) als bisher schwächster Gastgeber in die WM-Geschichte ein. Teamchef Felix Sanchez sieht den Fußball im Emirat zwar auf einem guten Kurs. Sportlich scheint aber der Weg noch weit. Dass die lautesten Stadion-Stimmungsmacher für Katar im Ausland eingekauft worden sein sollen, passt ins Bild.

"One Love"-Kapitänsschleife: Eine ganze Reihe an europäischen Teams hatte vor dem WM-Turnier angekündigt, dass ihre Kapitäne die bunte Schleife in Katar aufs Feld tragen werden. Diese steht für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Man wollte damit ein Zeichen setzen gegen die stark kritisierten Bedingungen im Gastgeberland rund um Menschenrechte, Frauen und die LGBTIQ*-Gemeinschaft. Die FIFA drohte unmittelbar vor Turnierbeginn mit Sanktionen für jene Spieler, die die Schleife tragen. Das zeigte Wirkung: Alle betroffenen Teams machten einen Rückzieher - kein "One Love" in Katar.

One Love
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× One Love

FIFA-Boss Gianni Infantino: Mit seiner Rede, in der er vor WM-Beginn die westliche Kritik als "Doppelmoral" westlicher Nationen bezeichnet hatte, hat sich der Schweizer wohl nur außerhalb Europas Freunde gemacht. Auch die scharfen Sanktionsandrohungen für den Fall, dass Spieler mit der "One-Love"-Kapitänsschleife einlaufen, sowie die beschwichtigende Haltung rund um Todesfälle auf den WM-Stadionbaustellen der Kataris haben für ungewöhnlich offene Unmutsäußerungen gesorgt.

Elfmeter-Schützen: Was haben Robert Lewandowski, Harry Kane, Virgil van Dijk, Lionel Messi, Marquinhos, Rodrygo, Kingsley Coman oder Sergio Busquets gemeinsam? Sie alle haben bei der WM einen Elfmeter verschossen.

Lewandowski
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× Lewandowski

Cristiano Ronaldo: Es hatte sich ein bisschen angekündigt. Bei Manchester United spielte Portugals alternder Superstar schon in den Monaten vor der WM keine Rolle mehr. Das Zerwürfnis mit Trainer Erik ten Hag gipfelte in einer öffentlichen Abrechnung Ronaldos mit dem Club und wenige Tage vor WM-Beginn in der Trennung von den Engländern. In Katar traf der 37-Jährige Rekordtorschütze der Portugiesen beim Auftaktsieg über Ghana zwar noch aus einem Elfmeter, dann war aber Funkstille. In der K.o.-Runde verbannte Trainer Fernando Santos den Kapitän sogar auf die Bank. Als Joker blieb er gegen die Schweiz blass, auch beim Viertelfinal-Aus gegen Marokko konnte er im Finish nichts mehr beitragen.

Ronaldo
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× Ronaldo

Österreich-Gegner Wales und Dänemark: Als Halbfinalist der EM 2021 hatten sich die Dänen auch in Katar Chancen auf Erfolge ausgerechnet. Doch es kam ganz anders. Ein torloses Remis zum Auftakt gegen Tunesien sollte das höchste der Gefühle bleiben, nach dem 1:2 gegen Titelverteidiger Frankreich und einem enttäuschenden 0:1 gegen Australien kam das frühe Aus für die unter Ladehemmung leidenden Dänen, die Österreich in der Nations League zweimal geschlagen hatten. Auch Wales, im WM-Quali-Play-off gegen Rot-Weiß-Rot erfolgreich, hatte nichts zu melden. Ein mageres Elfmetertor von Altmeister Gareth Bale beim Auftakt-1:1 gegen die USA war das Highlight. Es folgten ein 0:2 gegen den Iran, das 0:3 gegen England und das frühe Aus.

GESPRÄCHSSTOFF:

Politische Statements: Die Politik spielte wie wohl noch bei keiner WM zuvor in vielen Bereichen eine Rolle. In Erinnerung bleiben vor allem die iranischen Spieler, die vor ihrem ersten Match bei der Nationalhymne geschlossen geschwiegen haben. Hintergrund waren die Unruhen im eigenen Land. Die Aktion stieß bei der Staatsführung wohl auf wenig Gegenliebe. Danach wurde mitgesungen, aber mit sichtbar wenig Freude. Auch das Bild der deutschen Nationalmannschaft mit der Hand vor dem Mund - als Reaktion auf die FIFA-Sanktionsdrohung bezüglich der "One Love"-Schleife - war ein Statement, das um die Welt ging.

DFB Mund zu
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× DFB Mund zu

Nachspielzeit: Schiedsrichterchef Pierluigi Collina hatte es angekündigt, und es wurde rigoros durchgesetzt. Sieben bis neun Minuten Nachspielzeit seien durchaus zu erwarten. Gesagt, getan. Die vielen Jubel-Szenen, Verletzungen, Platzverweise etc. wurden nachgespielt, Zeitschinden brachte da nichts. So wurden beim zweiten WM-Spiel England - Iran (6:2) insgesamt sogar 24 Minuten (14 nach der ersten, zehn nach der zweiten Hälfte) angehängt. Im Finale wurde sogar 144 Minuten gespielt, ehe das Elfmeterschießen die Entscheidung brachte.

nachspielzeit
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× nachspielzeit

Messis Gewand: Argentiniens Kapitän wurde im Zuge der Pokal-Übergabe von Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani in einen schwarzer Umhang, einen sogenannter Bischt, gehüllt. Messi musste das Kleidungsstück auch noch über seinem Teamtrikot tragen, als er den Pokal im Kreise seiner Kollegen erstmals in die Luft streckte. Danach war es schnell beiseite gelegt.

Messi
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