Wieder einmal: Weil die Australier sich weigern, ein Nachtrennen zu veranstalten, droht F1-Boss den Australiern, ihren Grand Prix zu streichen.
Bernie Ecclestone hält an seinem Plan, aus der Welt ein globales Formel-1-Dorf zu machen, beharrlich fest. So hat der Formel-1-Boss eine Woche vor dem WM-Auftakt am kommenden Sonntag in Australien erneut mit dem Entzug des Rennens gedroht, sollte Melbourne keinen Nacht-Grand Prix veranstalten wollen.
TV-Markt
Es sind die europäischen Fernseh-Zuschauer, um die sich
Ecclestone sorgt. Also ausgerechnet Fans aus jenem Kontinent, aus dem der
77-jährige Milliardär seit Jahren beharrlich Rennen abzieht, um sie weiter
östlich in finanzkräftigeren Märkten zu etablieren. Was aber wiederum im
offensichtlichen Kern-Markt Europa die Zuschauer zwingt, früher aufzustehen,
wollen sie live dabei sein. Das, so Ecclestone in der "Mail on Sunday", sei
lächerlich. "Man kann den Menschen nicht den Schlaf rauben, damit sie die
Formel 1 live sehen", gab sich der eiskalte Geschäftsmann als besorgter
Hüter des Schlafes.
Während es 2008 nicht nur bei den Motorrädern (Katar) sondern im September in Singapur erstmals tatsächlich auch einen Formel-1-GP unter Flutlicht gibt, überlegt auch der zweite Grand Prix des Jahres in Malaysia, dem Ecclestone-Diktat zu folgen und 2009 ein Nachtrennen zu veranstalten. In Australien ist man zunächst hingegen lediglich auf einen Kompromiss eingegangen.
Kompromiss
Der erste WM-Lauf beginnt am kommenden Sonntag im
Albert Park erst um 15.30 Uhr Ortszeit und damit so spät wie noch nie, damit
das Rennen in Europa wenigstens zu einer halbwegs christlichen Sonntags-Zeit
(5.30 Uhr) über die Bildschirme flimmert. Für 2009 sei der Start für 17.00
Uhr (7.00 MEZ) geplant. Das, so der Geschäftsführer der Australian Grand
Prix Corporation, Drew Ward, sei genug Entgegenkommen. "Die Regierung von
Victoria hat ein Nachtrennen ausgeschlossen", sagte Ward und fügte hinzu,
Ecclestones Drohung sei gerade seine letzte Sorge.
Zu teuer
Tatsächlich ist Melbourne zwar seit 1996 Schauplatz des
Australien-GP und veranstaltet im traumhaft grünen Albert Park mitten in der
Stadt vom Ambiente her eines der stimmungsvollsten Rennen im Circuit,
verzeichnet aber auch stets ein finanzielles Defizit. Kein Wunder, dass ein
Flutlicht-Rennen schlicht zu teuer käme. Das hat unlängst sogar Premier
Kevin Rudd Ecclestone in einem persönlichen Gespräch unverblümt mitgeteilt.
"Das war's dann wohl, wir werden nicht mehr länger hier fahren. Weder in
Melbourne noch sonstwo in Australien", lautete die Reposte von Ecclestone.
Melbourne hat allerdings einen Vertrag bis 2010.
Ausweichmöglichkeiten
Ecclestone fühlt sich deshalb stark,
weil er eine Menge Alternativen an der Hand hat. 2009 kommt Abu Dhabi hinzu,
Indien und Südkorea wollen schon 2010 Grand-Prix-Rennen durchführen. Und der
Österreicher Hans Geist entwickelt in Russland gerade eine Rennstrecke, die
ebenfalls Formel-1-tauglich ist.