"Silberpfeile" melden sich mit Doppelsieg zurück. Vettel verpasst Podium.
Vize-Weltmeister Lewis Hamilton hat sich in der Formel-1-WM nach der Enttäuschung von Monte Carlo am Sonntag stark zurückgemeldet. Der Brite gewann den Grand Prix von Montreal zum bereits sechsten Mal bzw. zum dritten Mal in Folge. Der 32-Jährige feierte einen Start-Ziel-Sieg, der Finne Valtteri Bottas fixierte zudem den ersten Mercedes-Saisondoppelsieg. Sebastian Vettel wurde lediglich Vierter.
Damit schrumpfte der Vorsprung des deutschen Ferrari-Stars nach sieben von 20 Saisonrennen auf Hamilton von 25 auf zwölf Punkte. Der vierfache Ex-Weltmeister betrieb noch Schadensbegrenzung, hatte er sich nach einem frühen Boxenstopp doch vorläufig nur auf Rang 18 wiedergefunden. Im Red-Bull-Lager schied der Niederländer Max Verstappen aus, der Australier Daniel Ricciardo komplettierte das Podium.
Spannende Startphase
Die Startphase auf der Ile Notre-Dame hatte einiges zu bieten gehabt. Verstappen kam überragend weg und zischte vom fünften Startplatz aus auf Rang zwei vor. Dabei touchierte er aber leicht mit Vettels rottem Renner, dessen Frontflügel rechts dadurch beschädigt wurde. Der 29-Jährige kam deswegen in der 6. Runde an die Box und startete danach eine Aufholjagd. Auf Rang drei fehlten ihm letztlich nur rund sechs Zehntel.
Aber immerhin machte Vettel in den letzten Runden noch drei Plätze gut. Dabei verwies er in harten Positionskämpfen die Force-India-Boliden des Mexikaners Sergio Perez und des Franzosen Esteban Ocon auf die Ränge fünf und sechs. Für das kleine Team mit den rosa Autos war es dennoch ein starkes Abschneiden. Vettel wiederum schaffte es erstmals in dieser Saison nicht in die Top zwei.
Die ersten Rennrunden waren durch eine Safety-Car-Phase geprägt. Der Toro Rosso von Carlos Sainz hatte sich kurz nach dem Start nach einem Kontakt mit dem Haas des Franzosen Romain Grosjean gedreht und auf dem Weg ins Out den Williams von Felipe Massa mitgenommen. Als es wieder mit voller Fahrt weiterging, wehrte Hamilton einen schnellen Angriff Verstappens ab und war fortan ungefährdet.
Für Verstappen war das Rennen in der elften Runde abrupt zu Ende. Damit hatte Hamilton endgültig keinen ernsthaften Konkurrenten mehr. Zehn Jahre nach seinem ersten Kanada-Triumph feierte der Engländer seinen 56. Grand-Prix-Sieg. In Montreal fehlt ihm nun nur noch ein Triumph auf den deutschen Rekordhalter Michael Schumacher.
Dritter Saisonsieg für Hamilton
Für Hamilton war es sein insgesamt dritter Saisonsieg nach jenen in Shanghai und Barcelona, Bottas hatte in Sotschi gewonnen. Damit ging Mercedes im Saisonvergleich mit Ferrari bzw. Vettel mit 4:3 in Front, sondern übernahm in der Konstrukteurswertung mit 222 Punkten auch die Führung acht Zähler vor der "Scuderia". Das auch deswegen, da der Finne Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari nicht über Rang sieben hinauskam.
Eine Punkte-Premiere gab es ausgerechnet bei seinem Heim-Grand-Prix für Lance Stroll. Der erst 18-Jährige wurde in seinem Williams Neunter und damit zum zweit-jüngsten Fahrer in den Punkterängen nach Verstappen. Pech hatte hingegen einmal mehr Fernando Alonso. Der Spanier war knapp davor, heuer erstmals zu punkten, musste seinen McLaren aber zwei Runden vor Schluss mit Motorschaden abstellen.
Nach dem aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen doch überraschenden Mercedes-Doppelsieg auf dem Circuit Gilles Villeneuve geht es am 25. Juni in Baku mit dem Grand Prix von Europa weiter. Weitere zwei Wochen später gastiert der WM-Tross in Spielberg beim Grand Prix von Österreich.
Hamilton: "Ich bin wirklich auf Wolke sieben"
Mercedes-Teamchef Toto Wolff freute sich über ein für sein Team perfekt gelaufenes Rennen sowie eine auch geglückte Reifen-Strategie. Den Sieger hob er aber besonders hervor. "Hamilton war überragend", meinte der Wiener und stellte sich auf ein noch langes WM-Duell mit Ferrari ein. "Wir werden noch bis zum Saisonende mit Ferrari kämpfen."
Während Valtteri Bottas ebenfalls die Wichtigkeit betonte, gleich nach den Rängen vier und sieben von Monte Carlo so stark zurückgeschlagen zu haben, genoss Lewis Hamilton vorerst primär seinen Triumph. "Ich bin wirklich auf Wolke sieben", jubelte der dreifache Ex-Weltmeister. "Ich hatte hier meine erste Pole, vor zehn Jahren meinen ersten Sieg. Das jetzt zu wiederholen, ist unglaublich speziell. Danke an mein Team."
Sebastian Vettel war bewusst, dass es sogar auch noch fürs Podium hätte reichen können. Mit Rang vier konnte er aber schließlich doch einigermaßen leben: "Wir hätten ein besseres Ergebnis rausfahren können, aber es ist okay."