Platz zwei in Austin reichte

Hamilton zum sechsten Mal Champion - Bottas gewann USA-GP

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Bereits nächstes Jahr kann der "Senna seiner Epoche" mit dem Rekordweltmeister gleichziehen - Schumachers Rekord an Siegen könnte schon nächstes Jahr fallen.

Austin (Texas). Der Brite Lewis Hamilton ist seit Sonntag rechnerisch zum sechsten Mal Formel-1-Weltmeister. Der Mercedes-Star kann nach einem zweiten Platz beim Großen Preis der USA in den zwei ausständigen Rennen nicht mehr von Platz eins in der Wertung verdrängt werden. Das Rennen in Austin gewann am Sonntag sein Teamkollege Valtteri Bottas, Red-Bull-Pilot Max Verstappen wurde Dritter.
 
Hamilton zum sechsten Mal Champion - Bottas gewann USA-GP
© oe24
 
Bottas wäre der einzige Konkurrent gewesen, der Hamilton den Titel noch streitig machen hätte können. Nach dem drittletzten Grand Prix der Saison liegt er aber uneinholbar zurück. Für den Finnen war es der siebente Sieg in seiner Laufbahn.
 

Sechsfach-Champion Hamilton kommt Schumacher immer näher

 
Lewis Hamilton fehlt nur noch ein Titel auf Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Als nun sechsfacher Champion ist der 34-jährige Engländer seit Sonntag die alleinige Nummer zwei. Auch bei den Siegen fehlen Hamilton mittlerweile nur noch acht auf die 91 des siebenfachen Weltmeisters aus Deutschland, der lange Zeit als unerreichbar galt.
 
Aber Lewis Carl Davidson Hamilton, der wie die meisten seiner Generation im Kart groß geworden ist, scheint auf dem besten Wege, die Geschichte neu zu schreiben. Elf Jahre nach seinem ersten WM-Titel in der Motorsport-Königsklasse hält Hamilton bei 83 Rennsiegen, sechs WM-Titeln, 87 Poles und zahlreichen Formel-1-Rekorden. Er gilt als bester Fahrer seiner Generation und mittlerweile auch als reichster Sportler Großbritanniens.
 
Hamilton ist längst der Blue Chip der Motorsport-Königsklasse, die über immer weniger Fahrer-Persönlichkeiten verfügt. Der einstige Chef-Vermarkter Bernie Ecclestone hatte einmal gemeint, eine Frau und ein "Schwarzer" wären das fehlende Salz in der Formel-1-Suppe. Zumindest hinsichtlich Zweiterem ging der Plan mit Hamilton, dem Nachfahren einer aus der Karibik eingewanderten Familie, auf.
 
2015 schwärmte Ecclestone bereits ungeniert, Hamilton sei besser für das Formel-1-Geschäft als etwa Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel oder auch Nico Rosberg. Der schottische Ex-Pilot David Coulthard nannte ihn einmal den "Ayrton Senna seiner Epoche". Noch immer ist Hamilton der einzige schwarze Rennfahrer der Formel 1.
 
Der Weg dorthin war freilich nicht immer einfach gewesen. Der am 7. Jänner 1985 in Stevenage nördlich von London geborene, in Mittelstand-Verhältnissen aufgewachsene und nach Leichtathletik-Star Carl Lewis benannte Hamilton musste sich als Jugendlicher durchaus nach der Decke strecken. Die Eltern ließen sich scheiden, als Hamilton zwei Jahre alt war. Vater Anthony musste mehrere Jobs annehmen, um die Rennambitionen seines talentierten Sohnes bezahlen zu können. Der wurde als Jugendlicher von Kontrahenten zuweilen rassistisch attackiert, erzählte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
 
Doch es ging stets bergauf. 2003 gewann Hamilton die Formel Renault, 2005 die Formel 3, 2006 die GP2. 2007 wäre es ihm beim Debüt in der Königsklasse trotz zermürbendem Kleinkrieg mit seinem McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso beinahe gelungen, gleich als "Rookie" Weltmeister zu werden. Das holte er ein Jahr später nach.
 
2008 sicherte er sich im denkwürdigen Brasilien-Finale mit 23 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen in Sao Paulo als damals jüngster Pilot aller Zeiten erstmals auch die Formel-1-WM. Queen Elizabeth verlieh Hamilton daraufhin den Verdienstorden "Member of the Order of the British Empire".
 
Nach dem ersten Titel musste Hamilton allerdings in eine fünfjährige Warteschleife, mehr als Platz vier in der WM war danach zunächst nicht mehr drin. Erst der Wechsel 2013 zu Mercedes als Schumacher-Nachfolger brachte die Wende für den Engländer, der bis dahin vielfach schon als dauerlamentierender Verlierer abgetan worden war. Es war die Phase (2010 bis 2013), in der Sebastian Vettel vier Mal in Folge Weltmeister wurde und der frustrierte Hamilton dessen Red Bull-Team als "nur eine Getränkefirma" disste.
 
Mit Mercedes und spätestens dem zweiten Titelgewinn 2014 kam aber auch die Lockerheit zurück. Hamilton entfaltete sein wahres Ich, auch abseits der Rennpiste. Seitdem sorgt er mit seinem Jetset-Leben im Musik-, Kunst- und Glamour-Bereich für Aufmerksamkeit, die auch auf die Formel 1 zurückfällt. Das vom Österreicher Toto Wolff geführte Mercedes-Team lässt ihm im Gegensatz zu McLaren aber viele Freiheiten, das brachte Hamilton förmlich zum Blühen.
 
Und der nützt das weidlich. Mehrere Jahre steckte der längst in Monaco residierende Brite in einer On-Off-Beziehung mit Sängerin Nicole Scherzinger von den Pussycat Dolls. Er umgibt sich gerne mit Hollywood-Stars, Supermodels und Celebrities aus der Sport- oder Musikszene.
 
Hamilton ist nebenbei Mode-Designer, trägt Brillant-Ohrringe, Goldketten und großflächige Tattoos. Er musiziert, kennt viele erfolgreiche Musiker, legt als DJ auf und als Globetrotter zwischen Rennen öfter exotische Zwischenstopps ein. Längst ist er eine weit über die Formel 1 hinaus schimmernde Figur. Hamilton ist Veganer, gleichzeitig besitzt er einen Privatjet. Er ist als Kunstliebhaber Fan von Andy Warhol und sammelt Luxuswagen, wenngleich er zuletzt andeutete, einige davon gegen Elektroautos eintauschen zu wollen.
 
Seit sechs Jahren hat Hamilton in der Formel 1 nur einer geschlagen. 2016 schnappte ihm nach einem zähen WM-Jahr voll mit internen Querelen Teamkollege Nico Rosberg den Titel weg. Der Deutsche hatte danach keine Energie mehr zum Weitermachen, Hamilton hingegen ging gestärkt aus dem aufreibenden Duell hervor, holte nun bereits seine dritte Weltmeisterschaft en suite.
 
Vermutlich wird es am ehesten eine radikale Technik-Änderung wie zuletzt jene von 2014 sein müssen, die weitere Titel für Hamilton verhindert. Er selbst ist als Fahrer mittlerweile Weltklasse, sein Vertrag bei Mercedes läuft noch bis Ende 2020. Dort pflegt man eine kluge Teampolitik, die den Titel über alles stellt. Und im Gegensatz zu Rosberg füllt Hamiltons aktueller Teamkollege Valtteri Bottas die unbeliebte Rolle des "Wingman" perfekt aus.
 
Nächstes Jahr wird Hamilton nach dem bereits 40-jährigen Finnen Kimi Räikkönen der zweitälteste Fahrer in der Formel 1 sein. Ein baldiges Ende seines Erfolgslaufs zeichnet sich deshalb aber nicht ab. Denn schon 2020 kann er mit Schumacher an WM-Titeln gleichziehen und dessen Siegrekord sogar schon übertreffen. Und Mercedes-Boss Wolff möchte mit dem Serien-Champion schon bald in Verhandlungen über einen neuen Vertrag treten.
 
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