Wegen Olympia-Pläne für Russen und Belarussen

Vizekanzler Kogler mit Kritik an IOC: 'Schwerer Fehler'

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Auf Initiative von Großbritannien haben am Freitag mehr als 30 Nationen über die Ankündigung des IOC, Athleten aus Russland und Belarus die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ermöglichen zu wollen, beraten.

Auf Initiative von Großbritannien haben am Freitag mehr als 30 Nationen über die Ankündigung des IOC, Athleten aus Russland und Belarus die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ermöglichen zu wollen, beraten. Teilgenommen hat auch Österreichs Sportminister Werner Kogler (Grüne), ebenfalls zugeschaltet war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Kogler berichtete nach den Gesprächen von einem "schweren Fehler" seitens des Internationalen Olympischen Komitees.

Der Vizekanzler kritisierte die IOC-Pläne, wonach russische und belarussische Sportler als neutrale Teilnehmer bei Olympia 2024 in Paris zugelassen werden könnten. Für ihn sei "rätselhaft, was an diesen Athleten ,neutral' sein soll. In der Mehrzahl handelt es sich hier um Angehörige der russischen Armee", erklärte Kogler. "Deren Teilnahme hieße, der russischen Propaganda Tür und Tor zu öffnen."

Der Grünen-Chef - der von einem "brutalen, russischen Angriffskrieg in der Ukraine" sprach sowie von "imperialem Größenwahn und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" - erklärte weiters, er erkenne die völkerverbindende Kraft des Sports und die Autonomie der Sportorganisationen an. Aber man könne bei offensichtlichen Fehleinschätzungen nicht einfach schweigen. "Es ist ukrainischen Athlet:innen nicht zuzumuten, gegen russische Athlet:innen anzutreten, schon gar nicht, wenn diese Angehörige jener Armee sind, die auf ukrainischem Boden Kriegsverbrechen begeht."

Ukraine droht mit Boykott

An den Beratungen nahmen Sportminister und Staatssekretäre aus knapp drei Dutzend Ländern, darunter Frankreich, Deutschland und die USA, teil. Nach litauischen Angaben einigte man sich einstimmig, ein Olympia-Verbot für Sportler aus Russland und Belarus zu fordern. Polen schlug vor, dass Dissidenten aus den beiden Ländern zugelassen werden könnten. Großbritannien wird nun als Initiator der Beratungen kommende Woche einen Entwurf für ein gemeinsames Papier erarbeiten, mit dem man die massiven Bedenken gegen den Vorstoß des IOC zum Ausdruck bringen wird.

Die Ukraine hat damit gedroht, die Spiele in Paris zu boykottieren, falls russische und Athleten aus Belarus antreten dürfen. IOC-Präsident Thomas Bach hatte daraufhin Kiew aufgefordert, die Boykottdrohungen fallen zu lassen. Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, hatte sich dafür ausgesprochen, dass russische Sportler nicht bei Olympia teilnehmen sollten. Die Organisatoren von Paris 2024 wollen sich aber an eine Entscheidung des IOC in dieser Angelegenheit halten.

Präsident Selenskyj: "Ehrlichkeit leider verloren"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj protestiert wenig überraschend gegen eine Teilnahme von Athleten aus Russland und Belarus an internationalen Wettkämpfen. "Während Russland tötet und terrorisiert, haben Vertreter dieses Terrorstaates keinen Platz bei Sport- und olympischen Wettkämpfen", sagte Selenskyj. Er veröffentlichte seine Rede am Freitag in seinem Telegram-Kanal. Wegen des russischen Angriffskrieges sei letztlich auch eine neutrale Flagge mit Blut getränkt und nicht tragbar.

Die Ukraine sieht Belarus ebenfalls als Kriegspartei, weil das Land den russischen Truppen Militärbasen für Angriffe zur Verfügung stellt. Selenskyj rief die Funktionäre auf, sich für den Schutz der olympischen Prinzipien einzusetzen und eine Zulassung von russischen Sportlerinnen und Sportlern zu den Wettbewerben zu verhindern. Der Präsident erneuerte zudem seine Kritik am Internationalen Olympischen Komitee (IOC), das seine "Ehrlichkeit leider verloren hat".
 

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