Manager Kleinmann droht mit Umstellung auf Amateurbetrieb und startet Hilferuf.
Nur wenige Tage nach dem Ende der Heim-EM trägt Peter Kleinmann, Personifizierung des österreichischen Volleyballs, tiefe Sorgenfalten. "Wir sind pleite", erklärte der Manager von Rekordmeister hotVolleys. Die Lage könne rund eine Woche vor dem Saisonstart der heimischen Liga am 1. Oktober ernster nicht sein. "Die Situation ist dramatisch. Wir müssen auf Amateurbetrieb umstellen", erklärte der 64-Jährige, zugleich auch Präsident des rot-weiß-roten Verbands (ÖVV).
Schwierige Sponsorensuche
Akuter Sponsorenmangel drückt aufs Gemüt des Wieners, der in den vergangenen Wochen angesichts der EuroVolley mit den schlechten Nachrichten noch hinter dem Berg hielt. "Ich bin dafür verantwortlich, es gelingt mir nicht mehr, die Sponsoren aufzutreiben,", meinte Kleinmann. "Natürlich habe ich gehofft, dass wir durch die EM jemanden finden, aber in dieser wirtschaftlichen Lage ist es enorm schwierig." Handelt es sich nun auch um einen öffentlichen Hilferuf? "Ja, das kann man so verstehen."
Horror-Szenario
Im ersten Saisonspiel am Samstag kommender Woche will er die U21 aufs Feld schicken. Selbst an einen völligen Rückzug müsse man in der Zukunft denken: "Es kann sein, dass es in der Saison 2012/13 keinen Wiener Bundesligaclub mehr gibt." Die vertragslosen Teamspieler Oliver Binder, Simon Frühbauer und Michael Laimer sind für ihn angesichts der heiklen Lage kein Thema mehr. "Ich musste ihnen in der Vorwoche sagen, dass ich kein Geld mehr für sie habe." Der schließlich nicht im finalen EM-Kader gestandene Peter Wohlfahrtstätter unterzeichnete schon vor dem Turnier einen Vertrag in Antwerpen.
Telekom-Ausstieg
Noch immer liegt Kleinmann der Ausstieg der Telekom schwer im Magen, die 2003 einen Fünfjahres-Vertrag als ÖVV-Generalsponsor unterzeichnet hat, diesen aber nicht mehr verlängerte. Kleinmanns Club hotVolleys wurde ein Jahr länger unterstützt, inzwischen sponsert man den serbischen Europameister. "Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen", sagte Kleinmann, der in den vergangenen Jahren selbst auf Provisionen in Höhe von 392.000 Euro zugunsten des Clubs verzichtet haben will.
Gefährdet sei auch die umfangreiche Jugendarbeit, gekrönt mit zahlreichen Titeln ("Wir haben über 40 Nachwuchsteams, insgesamt über 160 Titel in Wien und Österreich gewonnen"). Noch in der Vorwoche hatte sich Kleinmann über die Wirkungen der EM auf die Jüngsten gefreut ("Da sind 30 Kinder vor der Halle gestanden, die Volleyball spielen lernen wollten"), nun drohe auch hier das Aus. "Das ist besonders schade, weil wir eine unheimlich starke Infrastruktur für den Nachwuchs haben."
Noch hat Kleinmann aber nicht aufgegeben. "Es ist traurig. Um international mitspielen zu können, braucht man ungefähr so viel Geld wie für einen Spieler von Rapid und Austria zusammen. Und wir haben das Know-how, um sofort Europaklasse zu sein. Ich kämpfe weiter um Sponsoren", erklärte er.