Davis Cup gegen Frankreich

Pflichtsieg: Melzer gleicht auf 2:2 aus

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Jürgen Melzer konnte Simon in fünf Sätzen niederrringen.

Österreichs Tennis-Topmann Jürgen Melzer hat am Sonntag ein Davis-Cup-Glanzstück geschafft und Österreich die Chance auf den Einzug ins Weltgruppen-Viertelfinale erhalten. Der 29-Jährige war in der Spitzenpartie des Duells mit Frankreich gegen Gilles Simon schon klar auf der Verliererstraße gewesen, rang seinen Gegner aber noch nach 4:08 Stunden 7:6(7),3:6,1:6,6:4,6:0 nieder. Damit lag es an Martin Fischer, den Aufstieg zu fixieren.

Als Melzer im vierten Durchgang bei einem 1:2-Rückstand in Sätzen das Break zum 1:2 kassiert und er kurz davor vor Zorn seinen Schläger zertrümmert hatte, schien das Match zu seinen Ungunsten gelaufen. Zu sehr signalisierte auch die Körpersprache eine bevorstehende Niederlage von Österreichs Nummer eins. Doch Melzer raffte sich auf und ließ dem Weltranglisten-30. ab dem Rebreak zum 4:4 kein Game mehr, steigerte sich in einen Spielrausch und fixierte mit seinem neunten Spielgewinn in Folge den Ausgleich zum 2:2.

"Das ist mein größter Sieg im Davis Cup", meinte Melzer danach. "Es war sehr anstrengend, ich habe viele weite Wege gehen müssen." Zur Schläger-Demolierung sagte Melzer: "Wenn sich bei mir etwas aufstaut, dann muss das raus." Vor allem in den Sätzen zwei und drei war gegen Simon laut dem ÖTV-Ass kaum ein Kraut gewachsen. "Er hat da fast fehlerlos gespielt." Nach zwei Doppelfehlern in Satz vier witterte Melzer aber seine Chance, kam ihm der 26-Jährige nicht mehr unantastbar vor.

Zu Beginn der Begegnung hatte den Niederösterreicher erneut sein erster Aufschlag im Stich gelassen. In seinen ersten drei Service-Games machte er nur insgesamt zwei Punkte. Einzig die Anfälligkeit Simons hielt Melzer im Satz, erst das sechste Spiel der Partie war kein Break. Es ging ins Tiebreak, in dem Österreichs "Sportler des Jahres" seinen vierten Satzball nutzte, nachdem er bei 4:5 zwei und im Tiebreak einen weiteren Satzball Simons abgewehrt hatte.

 Doch der Franzose legte in den nächsten drei Sätzen jeweils mit einem frühen Break vor, in den Durchgängen zwei und drei folgte auch noch ein zweites. Der Vorjahresfinalist Frankreich schien klar auf Schiene zum uneinholbaren 3:1, Simon nach dem Dreisatzsieg am Freitag gegen Stefan Koubek auch den Weltranglisten-Zehnten aus Deutsch Wagram zu besiegen. Doch Melzer schaffte die Trendwende, Simon machte im Schluss-Satz nur noch vier (!) Punkte.

"Er hat Mitte des vierten Satzes ein bisschen an Länge verloren (Anm.: in seinen Schlägen)", erklärte Melzer. "Es war dadurch dann etwas einfacher für mich. Nach dem vierten Satz war er dann geknickt." Die Atmosphäre im Hangar 3 des Flughafens Wien half dem Lokalmatador zum Endspurt. "Das war die geilste Stimmung, bei der ich je gespielt habe. Dieses Match wird sicher vielen lange in Erinnerung bleiben. Schön wäre es halt, wenn wir 3:2 gewinnen", sagte Melzer vor dem Fischer-Match.

Der Vorarlberger war anstelle von Stefan Koubek für das Schluss-Einzel nominiert worden, traf auf Jeremy Chardy. Die Österreicher waren nach den am Freitag ohne Satzgewinn verlorenen Einzeln 0:2 in Rückstand gelegen, ehe am Samstag das Doppel Melzer/Oliver Marach den Anschlusspunkt schaffte. Noch nie bzw. nicht in 107 Jahren hat ein österreichisches Davis-Cup-Team ein 0:2 umgedreht, noch nie hat eine französische Equipe ein 2:0 aus der Hand gegeben. Es ging um Österreichs ersten Einzug in ein Weltgruppen-Viertelfinale seit 1995.
 

Österreich - Frankreich  Zwischenstand 2:2

Freitag:
Jürgen Melzer - Jeremy Chardy 5:7,4:6,5:7
Stefan Koubek - Gilles Simon 0:6,2:6,3:6

Samstag:
Melzer/Oliver Marach - Michel Llodra/Julien Benneteau 6:4,3:6,6:3,6:4

Sonntag:
Melzer - Simon 7:6(7),3:6,1:6,6:4,6:0
Martin Fischer - Chardy folgt

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