"Powerhouse" Südkorea im Olympia-Fieber

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In Südkorea ist das olympische Winterfieber ausgebrochen: Nach fünfmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze in elf Wettkampftagen schreiben die Medien schon von einem historischen Einschnitt im Sport des ostasiatischen Landes. Dankbar werden die koreanischen Olympiasieger von Vancouver in der Heimat als Helden gefeiert.

"Es gibt keine Mauer, die unsere jungen Athleten nicht übersteigen können", kommentierte etwa die Zeitung "Joongang Ilbo" voller Euphorie. Ganz nebenbei erhält durch die überraschenden Erfolge auch die Bewerbung des Wintersportorts Pyeongchang um die Olympischen Winterspiele 2018 zusätzlich Rückenwind.

Millionen von Koreanern verfolgen im Fernsehen zu Hause, im Büro und auf Großleinwänden auf den Straßen mit Spannung, wenn vormittags (Ortszeit) die Wettbewerbe im Short Track, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf aus Kanada übertragen werden. Im Land der Sommerspiele 1988 (Seoul), das sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem der ärmsten zu einem der reichsten Länder der Welt empor gearbeitet hat, gelten Erfolge bei sportlichen Großereignissen wie Olympia oder Fußball-WM auch als nationaler Triumph.

Die Koreaner wissen, dass es im Vergleich zu den Disziplinen auf dem Eis noch erheblich Defizite in den Schnee-Sportarten gibt. Doch allein mit den gewohnt starken Läufen im Short Track, den unerwarteten Goldmedaillen im Eisschnelllauf und der Favoritenrolle von Superstar Kim Yu Na im Eiskunstlauf der Damen hat sich das Land unter den traditionell starken Wintersportnationen etabliert. Zeitungen sprechen von einem "neuen Powerhouse" im Wintersport.

Die Koreaner hatten die erste von bisher zwei Goldmedaillen des Short Trackers Lee Jung Su schon fast als selbstverständlich hingenommen. Doch als ihr Landsmann Mo Tae Bum das 500-Meter-Rennen im Eisschnelllauf gewann, war für die Fans ein Bann gebrochen: Mo holte als erster Koreaner eine Olympia-Goldmedaille außerhalb des Short Tracks. Seine Teamkameradin Lee Sang Hwa machte es ihm auf der gleichen Strecke wenig später nach. Am Dienstag eroberte dann auch noch Lee Seung Hoon über 10.000 m die nächste Goldmedaille im Eisschnelllauf.

Die Siege von Mo und Lee, die nicht als Favoriten gegolten hatten, übertrafen die Erwartungen der Koreaner bei weitem. "Die Siege im Eisschnelllauf signalisieren den Beginn einer neuen Ära im koreanischen Sport", titelte die auflagenstärkste Zeitung "Chosun Ilbo". Besonders die koreanischen Athleten, die nach den Sommerspielen 1988 geboren seien, würden "Geschichte" schreiben. In Korea werden die 19- bis 22-jährigen Athleten auch als "Olympia-Babys" beschrieben.

Überstrahlt wird alles von "Eiskönigin" Kim Yu Na, die in Südkorea den Status eines Popstars und einer Werbeikone hat. Jeder Schritt von Kim wird verfolgt. Die 19-jährige Weltmeisterin zieht ein Millionenpublikum an, wenn immer ein wichtiger internationaler Wettbewerb ansteht. In ihrem "Glanz" gehen allerdings ein wenig die Leistungen der anderen koreanischen Eisläufer unter.

Der Erfolg der koreanischen Mannschaft kommt nicht von ungefähr. Er ist das Resultat einer systematischen Förderung der Talente, von hartem Training, wissenschaftlich gestützten Trainingssystemen und zunehmendem Sponsoring. Zusätzlichen Anreiz soll das Prämiensystem des Nationalen Olympischen Komitees verschaffen. Die Prämien werden nach einem Punktesystem geregelt. Mit der ersten Goldmedaille hat man die Maximalpunktzahl erzielt. Das bedeutet die Auszahlung von monatlich einer Million Won (641 Euro) bis zum Lebensende. Alle männlichen Medaillengewinner - egal ob Gold, Silber oder Bronze - müssen darüber hinaus keinen Militärdienst leisten.

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