In einem spannenden Duell gegen Roger Federer holte der Spanier den Titel und brachte Federer zum Weinen.
Rafael Nadal bleibt der Angstgegner von Roger Federer. Der 22-jährige Weltranglisten-Erste hat sich am Sonntag erstmals und als erster Spanier überhaupt den Titel bei den Australian Open geholt. Nadal rang seinen Dauerrivalen nach einem 4:23-Stunden-Krimi mit 7:5,3:6,7:6(3),3:6,6:2 nieder und sicherte sich damit bereits seinen sechsten Major-Titel. Federer muss hingegen auf seinen 14. Grand-Slam-Erfolg, der ihn auf eine Stufe mit dem Allzeitrekordler Pete Sampras (USA) stellen würde, weiter warten.
"It's killing me"
Bei der Siegerehrung wurde der
ehrgeizige, aber sympathische Federer von seinen Emotionen übermannt und
musste seine Dankesrede nach Überreichung des silbernen Tellers für den
Finalisten sogar abbrechen. "It's killing me", meinte er tränenerstickt zum
Publikum, ehe er später - noch vor Nadals Siegesrede - noch einmal zum
Mikrofon griff. "Ich versuche es noch einmal, ich möchte nicht das letzte
Wort haben, das hat Rafael verdient. Ich wünsche Dir für den Rest der Saison
alles Gute", sagte Federer zu Nadal, der in der Folge seinen großen
Bezwinger tröstend die Hand über die Schulter legte.
"Tut mir Leid"
"Es tut mir Leid wegen heute", sagte
Nadal fast entschuldigend zu Federer. "Aber Du erinnerst Dich sicher, was Du
alles gewonnen hast." Und Federer ist freilich auf seiner Jagd nach Titel
Nummer 14 mit 27 noch keinesfalls abzuschreiben. Nadal hat aber bewiesen,
dass auch ihm ein derartiger Run zuzutrauen ist. Er ist der vierte Spieler
in der Geschichte, der Grand-Slam-Titel auf drei verschiedenen Belägen
gewonnen hat. Nur Jimmy Connors, Mats Wilander und Andre Agassi, der als
bisher letzter Spieler alle vier Majors zumindest im Verlauf seiner Karriere
geholt hat.
Starke Gegner
Roger Federer fehlt ja nach wie vor der Titel bei
den French Open. Begegnet ihm heuer in Paris ein Nadal in dieser Form auf
dessen Lieblingsbelag, wird dieses Unterfangen aber wieder enorm schwierig.
Der Spanier, der mit 22 Jahren und 7 Monaten schon sechs Grand-Slam-Siege in
der Tasche hat und damit altersmäßig nur von Björn Borg (6 Majors mit 22
Jahren und 1 Monat) übertroffen wird, hat wenn er es körperlich durchhält,
alle Chancen, eines Tages sogar den Grand Slam zu schaffen.
Zäher Kämpfer
Der Weltranglisten-Leader bestätigte
seine Nummer-1-Position trotz des Nachteils, dass Federer nach einem
Dreisatz-Sieg schon am Donnerstag gespielt hatte, während er selbst gegen
seinen Landsmann Fernando Verdasco am Freitag erst nach 5:14 Stunden und
fünf Sätzen als Sieger festgestanden war. Zwar ließ sich Nadal am Sonntag
gegen Federer mehrmals am Oberschenkel massieren, doch die Zähigkeit und
Kampfkraft des Mannes aus Mallorca ist einzigartig.
Nadal hatte Satz eins nach seinem dritten Break gegen den Eidgenossen zum 6:5 für sich entschieden, den zweiten Durchgang holte Federer mit 6:3. Im dritten ließ Federer dann bei 4:4 bzw. 5:5 ingesamt sieben Breakchancen gegen Nadal aus und verlor im Tie-Break mit 3:7. Zwar schaffte Federer neuerlich den Satzgleichstand, hatte jedoch im fünften Satz nicht mehr die nötige Konstanz. Federer nützte überhaupt nur 6 von 19 Breakchancen gegen Nadal, der allerdings gerade wenn er im Rückstand war, besonders gut spielte. Mit dem dritten Matchball sicherte sich Nadal seinen ersten Major-Titel auf Hartplatz.
1 Million Euro
Lohn der harten Arbeit waren zwei Millionen
australische Dollar (994.283 Euro) sowie die Siegestrophäe, die er aus den
Händen der australischen Tennis-Legende Rod Laver entgegennahm. "Dass ich
diesen Pokal von Rod Laver überreicht bekomme, ist ein Traum", meinte der
trotz seiner Erfolge ebenfalls bescheiden gebliebene Nadal nach seinem
Triumph.
Das 19. Duell der beiden war das siebente Endspiel in einem Grand-Slam-Finale: 2006, 2007 und 2008 siegte der Linkshänder bei den French Open in Paris auf Sand, 2008 setzte er sich auch im Fünf-Satz-Finale von Wimbledon auf Gras durch. 2006 und 2007 hatte Federer noch auf dem "Heiligen Rasen" gewonnen.