Doping

Staatsanwalt ermittelt gegen Kohl

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Kohl soll gemeinsam mit Hoffmann Blutzentrifuge finanziert haben. Auch Radprofi Rasmussen im Visier der Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt nicht nur gegen Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann nach § 22a Anti-Doping-Gesetz. Auch die mittlerweile des Dopings überführten und gesperrten Radprofis Bernhard Kohl und Michael Rasmussen (Dänemark) befinden sich im Visier der zuständigen Staatsanwältin. Kohls Anwalt Manfred Ainedter versichert weiterhin, sein Mandant habe keine gerichtlich strafbaren Handlungen gesetzt.

Gemeinsamer Kauf der Blutzentrifuge
Die drei Sportler sollen sich am Ankauf einer Blutzentrifuge beteiligt haben, die die "Soko Doping" beim Sportmanager Stefan Matschiner - zu seinen Schützlingen zählten sowohl Kohl als auch Rasmussen - sicherstellen konnte. Der Verdacht, der sie nun ins Kriminal bringen könnte: Das Trio soll das Gerät nicht nur zum Eigengebrauch verwendet, sondern - womöglich gegen Entgelt - auch anderen Interessenten zur Verfügung gestellt haben. Das wäre nach heutiger Gesetzeslage gerichtlich strafbar, falls den Sportlern eine aktive Beteiligung an der "Weitergabe" der Maschine nachgewiesen werden kann.

"Wir ermitteln gegen alle, die sich am Kauf dieser Maschine beteiligt haben und damit möglicherweise als Mittäter am Blutdoping infrage kommen", bestätigte Gerhard Jarosch, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, am Montag.

Kohl geständig
Der im Vorjahr positiv auf das EPO-Mittel CERA getestete Bernhard Kohl hatte Ende März zugegeben, 20.000 Euro für die Anschaffung der Zentrifuge bezahlt zu haben. Andere Sportler hätten "ebenfalls mitgezahlt", so Kohl damals auf einer Pressekonferenz.

Laut Gerald Tatzgern, dem Sprecher des Bundeskriminalamts (BK), besteht "der begründete Verdacht, dass die Maschine nach dem August 2008 genutzt worden ist". Seit diesem Zeitpunkt drohen jedem bis zu sechs Monate Haft, der verbotene Methoden zur künstlichen Erhöhung des Sauerstofftransfers bei anderen anwendet bzw. dazu beiträgt.

Dutzende Behandlungen nachgewiesen
Einem mittlerweile vorliegenden technischen Gutachten zufolge sollen mit der Maschine weit über 50 Behandlungen stattgefunden haben. Wer neben den namentlich bekannten Verdächtigen damit gedopt haben könnte und wie lange die Anfang April beschlagnahmte Zentrifuge verwendet wurde, wollen die Ermittler nicht bekanntgeben.

Kohls Rechtsbeistand Manfred Ainedter beteuerte am Montagnachmittag: "Bernhard hat weder wen vermittelt, noch Geld bekommen. Er hat niemanden zwecks Doping zu Matschiner geschickt. Er hat auch nicht die Zentrifuge beworben."

Ainedter bestätigte, nach Darstellung seines Mandanten hätten neben Kohl Rasmussen und Hoffmann die Anschaffung des Geräts finanziert. "Andere sollen für deren Benutzung bezahlt haben", so der Anwalt. Kohl habe davon jedoch "erst im Nachhinein, aus Erzählungen erfahren."

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