Bei Wandertag

Marcel Hirscher denkt über Ski-Auszeit nach

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Superstar blickt entspannt auf Saison - und hat auch andere Gedanken.

Marcel Hirscher ist am Donnerstag zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Der fünffache Ski-Gesamtweltcup-Gewinner führte eine interessierte Wandergruppe auf die Stuhlalm bei Annaberg, wo er seine Kindheit und die frühen Jugendjahre verbracht hatte. Bei Kaiserschmarrn und Brettljause parlierte der Wintersportler über sein Sommerprogramm, Gießkannen-Duschen und den richtigen Muskelaufbau.

"Heute ist fast eine Art Kick-off für die neue Saison. Ich freue mich schon auf alles, was jetzt kommt", sagte Hirscher zur offiziellen Begrüßung. Sein Vater Ferdinand hatte die Stuhlalm ab 1989 gepachtet. Im Alter von drei Monaten sei er das erste Mal hier gewesen, erzählte der heute 27-jährige Hirscher. Seitdem habe er bis ins 15. Lebensjahr "von etwa Mitte Mai bis September" jeden Sommer auf 1.467 Metern Seehöhe verbracht.

"Ich hab brutal viele Kindheitserinnerungen", schilderte er. "Am Anfang haben wir nicht einmal fließendes Wasser gehabt. Wir haben uns halt mit der Gießkanne geduscht. Die ersten sieben Jahre hat es überhaupt nur eiskaltes Wasser gegeben."

"Abstand hat brutal gut getan"

Seine Kindheit sei sehr speziell gewesen, so Hirscher. In Hinblick auf die sportliche Karriere wahrscheinlich aber förderlich, ergänzte er, da ihn landläufige Ablenkungen wie Fernsehen oder Videospiele nur selten tangierten und er speziell seinen Gleichgewichtssinn in der freien Natur schulen konnte.

Nach mehreren Monaten ohne mediale Duftmarke gewährte Hirscher in seinem ureigenen Revier erstmals wieder Einblicke in seine Gedankenwelt. "Mir hat das brutal gutgetan, ein bisschen Abstand zu gewinnen. Es war eine Super-Zeit, nicht permanent meinen Senf dazuzugeben zu jedem Thema", verriet Hirscher, während sich die Dachsteinregion ziemlich kühl und wolkenverhangen präsentierte.

Die Große Bischofsmütze ließ sich erst spät zur Gänze blicken. Und Hirscher war nicht der Einzige, der auf einen nicht den Verhältnissen entsprechenden Dresscode vertraut hatte und sich mit Decken der neuen Stuhlalm-Betreiber behelfen musste.

Körperlich in bestem Zustand

Diese kredenzten dafür von innen wärmenden Kaiserschmarrn - für Hirscher eine Art kulinarisches Lebenselixier. "Ich habe sicher schon mehr davon gegessen als ihr, auch wenn die meisten von euch schon länger dabei sind", gestand der Salzburger, dessen Ruf auch Medienvertreter aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Norwegen gefolgt waren. "Ich bin deswegen vielleicht nicht in die Größe gewachsen, aber die Muskeln sind ganz okay", scherzte er.

Der Wandertag mit Marcel Hirscher

Nach einem kurzen Urlaub auf Mallorca kommt nun das Trainingsprogramm für den Weltcup-Winter voll in die Gänge. Hirscher gehe es körperlich sehr gut. Er habe keine Schmerzen, keine Probleme. "Wenn der Sommer so bleibt, haben wir in Österreich genügend Schnee und dann werde ich hierblieben", sagte er.

Daneben gilt es, einen Ersatzmann für den aus seinem Team ausgeschiedenen Physiotherapeuten Alexander Fröis aufzutreiben. "Wir haben zum Glück viele Anfragen", hieß es. Die Entscheidung will aber wohlüberlegt sein.

Hirscher denkt über Auszeit nach

Ein klares Ziel für die kommende Saison hat Hirscher laut eigener Aussage noch nicht. Als erster Skifahrer überhaupt könnte er zum sechsten Mal den Gesamtweltcup für sich entscheiden. Zudem steht die WM in St. Moritz an, wo er den Kombi-Titel zu verteidigen hat. Hirscher: "Das ist ehrlich gesagt noch alles so weit weg für mich." In Zukunft könne er sich auch vorstellen, wie ein Top-Leichtathlet nur an ausgewählten Wettbewerben - wie etwa in Kitzbühel - teilzunehmen.

Oder auch wie Tina Maze ein Sabbatical zu nehmen. "Da hab ich schon öfter drüber nachgedacht", sagte er. Die Gefahr, es dann gleich ganz bleiben lassen zu wollen, sei aber groß. Im Herbst wolle Hirscher eventuell noch Urlaub machen. Die Olympischen Sommerspiele möchte er am Rande verfolgen, die Bewerbe der chancenreichsten heimischen Athleten lässt er sich wohl nicht entgehen.

Zum Thema Zeitmanagement bekam er vom Geschäftsführer des Salzburg-Tourismus ein passendes Geschenk: Neben einem Wochenende mit seinen Freunden im Großarltal überreichte ihm Leo Bauernberger eine traditionelle Salzburger Lackschilduhr. Hirscher ist seit dem vergangenen Herbst offizieller Botschafter des SalzburgerLandes.

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