Nach der Absage im letzten Jahr soll das traditionelle Springen am Innsbrucker Bergisel heuer durch ein extra angeschafftes Windnetz gesichert sein.
Nachdem das traditionelle Bergisel-Skispringen in Innsbruck im Jänner erstmals in der 56-jährigen Geschichte wegen eines Fönsturmes abgesagt werden musste, haben die Organisatoren und der Österreichische Ski-Verband (ÖSV) nun reagiert: Für das kommende Springen im Rahmen der Vierschanzen-Tournee am 4. Jänner wird ein mobiles Windnetz installiert. Mit dem Aufbau ist am Montag begonnen worden, bis spätestens Freitag soll die Anlage, die sofort nach dem Bewerb wieder entfernt wird, stehen.
Kampf dem Fön
"Den Fön in Innsbruck können wir nicht
abschaffen, deshalb haben wir nach Alternativen gesucht", erklärte
ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner bei der Präsentation am Montag. "Wir
haben eine innovative Lösung gefunden." In Zusammenarbeit mit der Firma
Alpina Sicherheitssysteme, die nicht nur im alpinen Skizirkus mit
"Luftpolstern" bei Abfahrtsstrecken engagiert ist, sondern auch in der
Formel 1 und in der Moto-GP-Serie, wurde ein mobiles System entwickelt.
Hightech
Rund um den Schanzentisch werden 18 Meter hohe Masten
aufgestellt, auf denen das transparente Netz aus einem PVC-Gewebe eingehängt
wird. Die Fläche des Netzes, das elektronisch hochgefahren werden kann,
beträgt 1.200 Quadratmeter. "Aus der Formel 1 haben wir interessante
Erfahrungen gesammelt", erklärte Ingo Hopfgartner von der Firma Alpina. "Wir
stellen das Netz schräg auf, wie Spoiler bei Formel-1-Autos. Dadurch brechen
wir den Wind nicht, sondern leiten ihn in einer Höhe von rund 15 Metern über
den Schanzentisch, das beeinträchtigt den Springer, der rund sechs Meter
über den Boden schwebt, nicht mehr."
Windgeschwindigkeiten bis zu 20 Meter pro Sekunden (72 km/h) soll das Netz aushalten, wenn es zu einem Orkan kommt, öffnen sich Sollbruchstellen. "Die FIS lässt bei Springen Wind bis 5 m/sek zu, im Vorjahr hatten wir 16", erinnerte sich OK-Chef Alfons Schranz.
Fairer Wettkampf
Für Toni Innauer, ÖSV-Direktor für den
Sprunglauf, ergibt sich durch das Netz noch ein weiterer Vorteil. Da bei den
Springen in Innsbruck im zweiten Durchgang bisher fast immer ein
unberechenbarer Wind aufkam, entwickelte sich oft eine Lotterie und die
Führenden nach dem ersten Durchgang waren stark benachteiligt. "Jetzt wird
es sicher einen faireren Wettkampf geben", betonte Innauer.
Empfehlung der FIS
Laut FIS-Co-Renndirektor Miran Tepes hat der
Internationale Ski-Verband (FIS) den Tournee-Organisatoren in Oberstdorf,
Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck empfohlen, Netze zu installieren, da
man dort in der Vergangenheit öfters Probleme mit dem Wind gehabt habe.
Weiteren fünf Weltcup-Austragungsorten wurde nahegelegt, sich baulich gegen
den Windeinfluss zu rüsten. Die FIS schließt nicht aus, dass hinkünftig bei
der Vergabe von Weltcup-Springen das Vorhandensein von Windnetzen ein
Kriterium sein könnte.
Kostenfrage
Wie hoch die Kosten sind, konnte der
ÖSV-Generalsekretär am Montag nicht beantworten. "Es ist ein Pilotprojekt.
Wir schätzen zwischen 30.000 und 130.000 Euro, die der ÖSV als Veranstalter
zahlen wird", sagte Leistner. "Wenn die Kosten explodieren, wird uns Alpina,
mit denen wir seit der alpinen Ski-WM 1991 in Saalbach zusammenarbeiten,
entgegenkommen."