Herausgeber Christian W. Mucha greift mit alternativem Logo an.
Es war eine Mega-Aufregung als der ÖSV vor nur wenigen Monaten sein neues Logo veröffentlichte. Ein absurd zusammengewürfelter Haufen roter Striche ohne Sinnhaftigkeit und künstlerischem Anspruch. So der Tenor im Netz und auf Österreichs Straßen. Doch zum Glück erbarmte sich Medien-Herausgeber Christian W. Mucha und rief einen Kreativ-Wettbewerb ins Leben mit dem Ziel einen würdigen Gegenvorschlag zum ÖSV-'Mikado'-Logo zu finden.
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Dieser Plan ging voll auf und so wurde nun nach mehrwöchiger Suche der Gewinner des Wettbewerbs gekürt. Grund genug für Mucha sich nun via offenem Brief an ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober zu wenden. Denn selbst eine in Auftrag gegebene Studie gibt dem Herausgeber bezüglich seiner Logo-Alternative recht. Im direkten Vergleich zu Muchas Alternativvorschlagslogo schneidet das offizielle ÖSV-Logo besonders schlecht ab.
Das ist Muchas Alternativvorschlag
Muchas offener Brief
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
ich darf mich heute persönlich mit einem Schreiben an Sie wenden.
Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich heuer durch diverse mediale Aktivitäten der „Stachel im Fleisch“ Ihrer Organisation gewesen bin.
Und ich kann durchaus nachvollziehen, dass Sie nicht besonders amüsiert sind, dass Ihnen dieser „unangenehme“ Mucha jetzt auch noch schreibt.
Aber es ist mir ein Anliegen, dass Sie meine Position (und nicht nur das, was da medial transportiert wird) auch einmal aus erster Hand übermittelt bekommen:
Als jemand, der seit 47 Jahren in der Werbe- und Medienbranche tätig ist, habe ich eine jahrzehntelange Erfahrung wie Kampagnen, Kreationen und Designs entstehen.
Wer seine Corporate Identity ändert, der geht ein großes Wagnis damit ein.
Denn – wie wir beide wissen – der Mensch ist ein Gewohnheits-Tier.
Als wir seinerseits überlegten, das grafische Erscheinungsbild meiner Zeitschriften maßgeblich zu ändern, hat mir Österreichs Journalisten-Legende Helmut Gansterer, damals Trend-Chefredakteur und wunderbarer Vordenker erklärt, was er unter dem „Möblierungsprinzip“ versteht. Er meinte: „Wenn du jetzt die Zeitschrift massiv und schlagartig veränderst, dann wirst du deine Leser verunsichern. Wir beim Trend halten das so. Wir nehmen jedes Monat ein Möbelstück heraus, und ersetzen es dezent durch ein anderes. Und am Jahresende, wenn die Familie zur Weihnachtsfeier kommt, dann fällt denen am besten gar nicht auf, dass wir einiges umgebaut haben...“
Der Schritt mit dem neuen Ski Austria-Logo, den Stäbchen, die die neun Bundesländer repräsentieren sollen, und dem „A“ von Scholz&Friends war sicherlich ein sehr entscheidender Schritt.
Und ich weiß schon – da erzählt einem die Agentur das Blaue vom Himmel, wie dynamisch das alles ist, wie jung, wie modern, das Ganze wird mit Umfragen garniert, und brillante Präsentatoren stellen ihr Oeuvre in einem hellen, positiven Licht dar.
Und manchmal – so, wie in Ihrem Fall – hält das aber dann draußen auf dem Markt nicht. Die Menschen fluchen, protestieren, und die Rezeption ist ganz anders, als Sie sich das in Ihren Träumen ausgemalt hatten.
Da ich davon ausgehe, dass Sie eine Realistin sind und die Dinge als höchst erfolgreiche ehemalige Spitzenportlerin mit Vernunft, Planung, aber auch mit Selbstkritik und Ratio angehen, wird Ihnen ja nicht verborgen geblieben sein, dass danach ein Sturm der Entrüstung stattgefunden hat.
Wir haben nun im Frühjahr unsere Aktion gestartet, die ja sicherlich nicht an Ihnen vorübergehen konnte, wo ich Österreichs Kreative, Grafiker und Designer eingeladen habe, Alternativen zu Ihrem Logo zu entwerfen. Wir haben 120 Einreichungen erhalten, im Frühjahr mit einer Publikums-Jury die Top 20 Sujets ausgewählt, und nun vor wenigen Tagen das beste Sujet im „Haus des Meeres“ gekürt.
Ich habe dies nicht gemacht, um aus der Fehlleistung Ihrer Agentur (dass das eine solche ist, werden Ihnen die Leute, die rund um Sie stehen, vielleicht nicht zugeben, aber hinter Ihrem Rücken sagt das die überwiegende Mehrzahl der Befragten) Kapital zu schlagen. Die Aktion war mir ein echtes Anliegen.
Ich glaube nun, dass es einer der besten Charakterzüge der Menschen ist, dann, wenn etwas schlecht gelaufen ist, innezuhalten und die Größe zu zeigen, zu einer besseren Lösung zu greifen. Oder in anderen Worten: Zuzugeben, dass man sich geirrt hat, dass es nicht perfekt gelaufen ist, und die Größe, zu zeigen, sich für etwas Besseres zu entscheiden, zeugt von Kraft.
Im Klartext heißt das, dass ich verhandelt habe, dass Sie unser Sieger-Logo zu einem exorbitanten Vorzugspreis bekommen könnten, ja es wäre sogar möglich, dass wir Sponsoren aufstellen, die die Kosten dieses Logos zur Gänze (!) übernehmen.
Hierzulande glauben viele Politiker, Manager und Funktionäre, dass sie ihr Gesicht verlieren, wenn sie zugeben, dass sie eine Fehlentscheidung getroffen haben.
Der deutsche Bundespräsident Konrad Adenauer hatte einmal über Nacht seine Meinung geändert. Und den Journalisten am nächsten Tag ins Gesicht gesagt: „Niemand kann mich daran hindern, über Nacht klüger zu werden.“
Haben Sie diese Größe? Sind Sie stark genug dafür?
Abschließend darf ich bemerken, dass eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitut „Triconsult“ ergeben hat, dass beeindruckende 86 Prozent der Befragten unser Logo besser als das ÖSV-Logo bewerten. In den Detailantworten wurde über Ihr Mikado-Logo ziemlich deftig hergezogen.
Ich will Sie damit freilich nicht beleidigen, stimme jedoch in das ein, was mir viele von denen, die unsere Aktion in großem Maße unterstützt haben, mitgeteilt haben. Wir alle wollen nämlich nicht, dass wir uns mit dem missglückten Stäbchen-Logo blamieren, das noch dazu auf der Seite steht, und wo das „A“, erst beim zweiten Mal Hinschauen erkennbar ist, und erst nach Erklärung klar ist, dass die Stäbchen die neun Bundesländer repräsentieren, dass wir uns damit zur internationalen Lachnummer machen.
Sie haben nun die Möglichkeit, mit einem glatten Schnitt und einer Entscheidung für das bessere Logo zu zeigen, dass Sie ein großes Herz haben. Dass Sie Mut haben. Und dass Sie so stark sind, dass Sie auch zugeben können, dass Sie eine Fehlentscheidung getroffen haben.
Wenn Sie darüber persönlich mit mir sprechen wollen, wo ich Ihnen gerne auch erläutern kann, wie Ski Austria einen derartigen Paradigmenwechsel mit einer Million Gutpunkten für sich verbuchen könnte, dann würde ich mich über Ihren Anruf sehr freuen.
Ich bin auf 06** ** ** **** jederzeit für Sie erreichbar.
Wenn nicht – nun, Sie haben nun eine Alternative. Der Mucha hat seine Schuldigkeit getan. Der Mucha kann gehen.
Ich bin in Erwartung Ihrer diesbezüglich freundlichen Rückantwort und bin
mit herzlichen Grüßen
Ihr
Christian W. Mucha