Skispringen

Pointner: "Neid muss man sich erarbeiten"

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Erfolgscoach setzt sich im ÖSV für Gleichstellung der Adler mit den Alpinen ein. Verstärkte Medienpräsenz soll dabei helfen.

Dem langjährigen Skisprung-Fan fällt es auf: Österreichs Skispringer werden seit einiger Zeit anders vermarktet. Sowohl die Werbespots einer österreichischen Bank, als auch die Präsenz von Cheftrainer Alexander Pointner erhöht den Bekanntheitsgrad der so erfolgreichen ÖSV-Adler zusätzlich. So hat die Analyse von Pointner nach jedem WM-Sprung seiner Schützlinge live im ORF durchaus auch kritische Stimmen im Kollegenkreis des Coaches laut werden lassen. Doch die Präsentation seines Sports ist dem Tiroler sehr wichtig.

"Neid erarbeiten"
"Besonders nach dem (vergangenen) Freitag, habe ich gemerkt, dass man sich Neid auch erarbeiten muss. Der Erfolg bringt das mit sich", spricht Pointner noch einmal den WM-Einzelbewerb von der Großschanze in Liberec an. Der Bewerb wurde nach einem Durchgang mit nicht durchwegs gleichen Windbedingungen abgebrochen, nicht gewertet und so kam kein Österreicher in die Medaillenränge. So manch hämisches Grinsen und auch bissiger Kommentar war dabei weder zu übersehen, noch zu überhören.

Konkurrenz spottet
"Es macht Spaß, die Schweiz, Deutschland und Norwegen hier zu sehen, und nicht nur immer Österreicher auf dem Podium", meinte Bronzemedaillengewinner Anders Jacobsen bei der Sieger-Pressekonferenz. Selbst im Journalistenkreis wurde der Ärger österreichischer Medienvertreter über den Verlauf des Bewerbs mit Unverständnis aufgenommen. So nach dem Motto: "Habt ihr nicht schon genug gewonnen?" Auch Pointner spürt diese Stimmungslage. "Ich habe plötzlich gemerkt, dass es - auch wenn man nicht einmal durch Eigenverschulden kurzzeitig am Boden liegt - genug Leute gibt, die dann versuchen, ein bisserl draufzutreten."

Erfolgslauf
Doch die Österreicher haben in den vergangenen Jahren fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Auf die Einzel-Niederlage erfolgte im WM-Schlussbewerb dann auch der Team-Titel. "Das war die richtige Antwort", meinten Pointner und auch einige seiner Schützlinge unisono. Zuvor hatte Pointner wieder jeden der acht Sprünge im unmittelbaren Anschluss im ORF kommentiert.

Emotionen
Ein bisschen erinnert die Szenerie vielleicht an den Hype in Deutschland vor rund zehn Jahren, als der deutsche Privatsender RTL rund um Sven Hannawald und Martin Schmitt eine Riesen-Show abgezogen hatte. Und Pointner zieht da durchaus eine Parallele, wenngleich der deutsche Markt freilich weit größer ist. "Ich muss sagen, damals bei Schmitt-Hannawald ist mir das auch extrem vorgekommen, aber mir hat das irrsinnig getaugt, weil ich gemerkt habe, es bewegt unheimlich. Es entstehen Emotionen." Sein Ziel war es immer neben dem sportlichen Erfolg und einem guten Teamgefüge, dem Skisprung-Sport in Österreich einen Stellenwert zu geben und ihn auch auf eine Stufe mit dem Alpin-Sport zu stellen. "Dazu muss er auch dementsprechend präsentiert werden."

Sein Job leidet nicht darunter, sagt er. "Wenn man das seriös macht und nicht nur nebenbei, dann ist das für das Produkt Skisprung-Weltcup sicherlich in Ordnung. Dass das dem einen oder anderen nicht gefällt und dass es da Neider gibt, ist mir ganz klar."

Sport muss im Mittelpunkt stehen
Aufgrund der nun jahrelangen Dominanz eines Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer und Spätstarter Wolfgang Loitzl müssen neue Impulse eben auch fast aus Österreich kommen. Pointner ist mit der Rolle durchaus zufrieden. "Ich fühle mich so lange wohl, so lange ich weiß, dass ich den Kernbereich, und das ist der sportliche, ohne Abstriche durchführen kann und dass die Athleten optimal betreut sind." Der Trainerjob an sich habe sich etwas verlagert. "Es geht viel mehr um vernetztes Arbeiten. Vor 15 Jahren, als Toni (Innauer) noch das Ruder in der Hand gehabt hat, hat es weniger Spezialisten gegeben. Die Zeiten haben sich geändert."

Aus deutschem Beispiel lernen
Damit soll auch durchaus im Ausland etwas bewegt werden. "Genauso wie es mich bewegt hat, es damals in Deutschland zu sehen. Vielleicht haben damals unsere Nachbarn Fehler gemacht, weil nur noch genau in diese Spitze investiert worden ist." Dem ÖSV könne dies nun nicht passieren, weil man eben auch aus diesem Beispiel gelernt habe.

Adler weiter siegeshungrig
Doch nur die Konkurrenz wird der Siege der Österreicher müde, das rot-weiß-rote Team bleibt hungrig. "Man investiert ja sehr viel Zeit und Energie." Und Pointner denkt schon an die Zeit nach dem Weltcup. "Gleich nach Planica haben wir die Saisonanalyse, dann fängt die Planung für das nächste Jahr an und im Mai geht der normale Trainingszyklus wieder weiter. Es stehen die Olympischen Spiele vor der Tür."

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