Angesagte Siege finden selten statt! Nicht aber, wenn es um Lindsey Vonn und die Abfahrt geht. Während die US-Topfavoritin am Mittwoch das von schweren Stürzen geprägte Olympia-Rennen in der Königsdisziplin überlegen mit 0,56 Sekunden Vorsprung auf ihre US-Landsfrau Julia Mancuso gewann, holte Elisabeth Görgl als Dritte (+1,46 Sek.) mit Bronze die erste Alpin-Medaille dieser Spiele für Österreich.
Seit Jahren dominiert Lindsey Vonn die Speed-Rennen im Weltcup, alleine in diesem Winter hatte sie von den sechs Abfahrten vor den Spielen fünf gewonnen. Lediglich zwei Dinge hatten den sicher scheinenden Olympiasieg der überragenden Favoritin zuletzt aber doch etwas fraglich erscheinen lassen. Zunächst wurde sie bei der Generalprobe in St. Moritz von ihrer Busenfreundin Maria Riesch besiegt, unmittelbar vor den Spielen zog sie sich zudem im Slalomtraining eine schwere Schienbeinprellung zu, die sie über eine Woche lang vom Skifahren abgehalten hatte.
Doch einmal mehr bewies Vonn bei erstmals strahlendem Sonnenschein am Whistler Mountain ihre Extraklasse. Sie toppte trotz ihrer Probleme die überraschende Bestzeit der seit 2007 im Weltcup sieglosen Riesentorlauf-Olympiasiegerin Mancuso und schritt mit Tränen in den Augen zum ersten Interview, nachdem Anja Pärson mit einem bösen Sturz nach 60-m-Satz ihre Medaillen-Chance vergeben hatte und auch Riesch als Achte überraschend klar zurückgeblieben war.
Während Vonn endlich ihre so heiß ersehnte und erste Olympia-Medaille gleich in Gold abholte, war für Österreichs bisher schwer geprügelte Abfahrtsdamen der erste Saison-Podestplatz auf der schwersten Abfahrt dieses Winters gleichbedeutend mit Olympia-Bronze für Görgl. Auch die Steirerin war fassungslos ob ihrer ersten Olympiamedaille.
Auch der Riesenabstand auf Vonn und der hauchdünne Vorsprung von nur 3/100 auf die schwer enttäuschte Teamkollegin Fischbacher auf Platz vier konnte die Freude bei der in Innsbruck lebenden Kapfenbergerin nicht trüben. "Es war eine Fahrt mit voller Attacke, aber ich habe nicht alle Passagen optimal erwischt", sagte Görgl und erklärte ihre Tränen. "Anja wäre ohne Sturz sicher vor mir gewesen, davon habe ich profitiert."
Der schwere Sturz der Schwedin habe ihr die Tränen in die Augen getrieben, so Görgl. "Ich hatte keinen perfekten Lauf und bin deshalb sehr, sehr glücklich, dass das fürs Podium gereicht hat. Es war ein Riesentraum, eine Medaille zu machen, aber ich weiß, dass sogar noch mehr möglich gewesen wäre." ÖSV-Damenchef Herbert Mandl war sehr zufrieden: "Wir haben gewusst, dass uns die Abfahrt entgegenkommt. Wir sind sehr glücklich, das sich eine Medaille ausgegangen ist. Bronze war heute aber das Maximum."
Die Abfahrtsdamen wurden bei strahlendem Sonnenschein von der extrem anspruchsvollen und gegenüber dem Training deutlich härteren Piste bis aufs Letzte gefordert. So stürzte die Schweizerin Dominique Gisin am Zielsprung und wurde anschließend von einer Welle in den Zielraum geschleudert, wo sie verarztet werden musste.
Dann zerriss es schon vor dem Zielsprung die Italienerin Daniela Merighetti, ehe Pärson ihren unglaublichen Abflug machte. Mit hoher Startnummer 35 stürzte auch die Rumänin Edit Miklos schwer, musste im Netz liegend erstversorgt und anschließend mit dem Helikopter ins Krankenhaus geflogen werden.