"Canadian Cowboys" trotz Heimvorteils abgeworfen

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Jahrelange Vorbereitung, das Vorrecht des alleinigen Trainings auf der Piste, die Kenntnisse von Strecke, Schneeverhältnissen und tückischen Wetterbedingungen in den küstennahen Bergen - das alles hat ihnen nichts gebracht. Noch tiefer als im österreichischen Lager hingen die Köpfe im kanadischen, Erik Guay war als Bester in der olympischen Herren-Abfahrt am Montag in Whistler Fünfter geworden.

Schwer geschlagen wurden mit Manuel Osborne-Paradis (17.), Jan Hudec (25.) und Robbie Dixon (Ausfall) die weiteren "Canadian Cowboys". Der Frust saß tief, die deftigen Worte locker. "Ich habe Sch... gefressen, das ist passiert. Ich hab's unbedingt gewollt und eine Reihe von Fehlern gemacht", sagte Dixon, der bei seinem Sturz unverletzt geblieben war. Hinter sich lassen, vorausschauen, weitermachen, lautete der Krisenplan des 24-Jährigen. Nach einem Fehler ebenfalls alles vorbei war für Osborne-Paradis, dem Sieger vom Grödnertal und Zweiten von Wengen. "Sobald ich hier weg bin, habe ich das alles schon vergessen", sagte er.

Damit hat er aber wohl vor allem versucht, sich selbst Mut zu machen, denn die große Enttäuschung bei Osborne-Paradis war nicht zu übersehen. "Das einzige, das mich heute glücklich gemacht hätte, wäre ein Platz unter den ersten Drei gewesen", sagte er und man glaubte ihm sofort. Auch bei Guay wollte trotz des Topresultats, sein bestes im laufenden Winter, keine rechte Freude aufkommen. "Ich weiß echt nicht, wie ich mich fühlen soll. Im Weltcup wäre ich glücklich gewesen, aber das ist Olympia, da wollte ich natürlich mehr." Und Rang fünf ist im Zeichen der Fünf Ringe der zweite Verlierer.

"Home Gold! The Wait Is Over", hatte am Montag die Vancouver Sun getitelt und die kollektive Erleichterung war überall spürbar gewesen. Alexandre Bilodeau hatte am Sonntag den Buckelpistenbewerb gewonnen und für das erste Olympia-Gold für das Gastgeberland auf kanadischem Boden gesorgt, war man doch in Montreal 1976 und Calgary 1988 leer ausgegangen. Damit war auch ein bisschen Druck von den Schultern der Abfahrer gefallen, die laut ursprünglichem Plan (das Rennen war für Samstag angesetzt, aber wegen Schlechtwetter verschoben worden), als Erste vor der Aufgabe des Siegen-Müssens gestanden wären.

Bei Osborne-Paradis und Co. löste sich indes trotzdem die Verkrampfung nicht - sie zerbrachen am Druck. "Der Sieger ist keine allzugroße Überraschung, Defago ist eine verdienter Olympiasieger. Aber sicher sind die größten Favoriten andere gewesen. Aber das ist dann eh typisch für Olympia, dass die dann auch den meisten Druck haben und dann die Ergebnisse nicht hundertprozentig so kommen", sagte der Steirer Klaus Kröll.

Für die Kanadier sei der Druck vielleicht doch etwas zu groß gewesen, bemerkte er. "Man hat es gesehen, der Dixon war schwer motiviert und hatte beim zweiten Tor schon einen großen Fehler, dann war es eh gelaufen. Dann hat er noch einmal extrem zu riskieren probiert, aber das geht dann halt normalerweise auch nicht mehr gut."

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