"Geteiltes Leid ist halbes Leid!" Auch Kanadas oberöserreichischer Alpinchef Max Gartner hat dieser Tage in Whistler nicht viel zu lachen. Die momentan recht zahmen Nachfahren der legendären "Crazy Canucks" sind bisher ebenso medaillenlos geblieben wie die ÖSV-Herren. Die haben im Gegensatz zu den Kanadiern wenigstens die Hoffnung, dass in der Superkombination der Stein ins Rollen kommt.
Drei Tage nach den Damen ermitteln auch die Herren erstmals bei Olympia den vermeintlich "besten" Skifahrer an nur einem Tag. Die Diskussion über Sinn oder Unsinn der Superkombination teilt nicht nur die Lager im Skizirkus. Benjamin Raich ist als bereits feststehender Weltcupsieger in diesem Bewerb ein klarer Fan ("Das abzuschaffen wäre fatal für den Skisport"), aber selbst sein Teamkollege Romed Bauman weiß: "Das aufwändige Programm mit den vorangehenden Trainings hält viele gute Slalomfahrer von der Superkombi ab."
Selbst die Skination Österreich stellt bei Olympia mit Raich, Baumann und dem Speed-Spezialisten Georg Streitberger nur drei Kombinierer. Hannes Reichelt fällt zwar wegen eines Trainingsunfall als vierter Starter aus, er wäre wie Streitberger aber ohnehin nicht mehr als ein Notnagel gewesen. Reichelt hat noch keinen Weltcuppunkt in der Superkombi geschafft, Streitberger landete ein einziges Mal auf Platz 30.
Warum man nicht Marcel Hirscher, diesen Winter schon Zweiter in Val d'Isere (allerdings mit Super-G als Speedbewerb) oder den ohnehin nur als Slalom-Ersatzmann nominierten und in der ersten Olympiawoche "arbeitslosen" Vizeweltmeister von 2001, Mario Matt, in die Kombi-Schlacht wirft, erklärte Herrenchef Giger so. "Wir haben einige Verletzte und es wäre nicht richtig, Junge wie Hirscher einzusetzen."
Baumann fühlte sich durchaus in der Lage, im dritten Bewerb endlich die erste ÖSV-Herren-Medaille zu holen. "Viel hängt davon ab, wie Kostelic den Slalom setzen wird", sagte der 24-Jährige aus Hochfilzen. "Ich denke nicht in möglichen Resultaten. Möglich ist aber alles, das habe ich in der Superkombi schon mehrmals gezeigt", verwies der Tiroler auf seinen bisher einzigen Weltcupsieg, den er im Vorjahr in der Superkombination von Sestriere gefeiert hatte.
Im Kampf gegen Kombi-Spezialisten wie Ivica Kostelic, die Schweizer Carlo Janka und Silvan Zurbriggen oder auch Bode Miller wäre zwar an sich Raich Österreichs heißestes Eisen, der Kombi-Weltmeister von Bormio, überraschte aber mit der Aussage, dass er sich selbst im Super-G mehr erwartet hätte als in der Kombi. "Da wird es sicher noch schwerer. Ich hoffe, ich kann die (Kombi-/Anm.) Abfahrt besser absolvieren als den Super-G", sagte der Pitztaler nach seinem schwachen 14. Platz im Super-G. Im Slalom, so Raich, "bin ich wirklich gut drauf".
Immerhin gilt es, endlich auch bei den ÖSV-Herren den Stein ins Rollen zu bringen wie es die US-Amerikaner bisher vorgezeigt haben. "Wenn Erfolge da sind, kann man sicher lockerer fahren", gestand Raich. "Wir sind aber keine Maschinen, man kann das nicht programmieren. Wenn ich in Kombiabfahrt den gleichen Rückstand habe wie im Super-G, wäre ich eigentlich zufrieden."
Baumann lässt es kalt, dass seine Teamkollegen noch keine Medaillen gewonnen hatten. Man leidet zwar mit, wenn es so in die Hose geht wie im Super-G. Aber ich habe eh nichts davon, wenn die anderen eine Medaille haben. Es kommen noch drei Bewerbe, da sind wir ganz gut aufgestellt."
Herrenchef Giger sah es ähnlich. "Wir sind zwar alle sehr enttäuscht", sagte er nach der Super-G-Analyse ("Alle sind die Übergänge schlecht gefahren, Raich ist im Flachen nicht auf Tempo gekommen"). Das heiße aber nicht, "dass der nächste Bewerb auch in die Hose geht".