"Der Richtige hat gewonnen." - So kommentierte immerhin Riesentorlauf-König Marco Odermatt das Ergebnis des Rennens in Palisades Tahoe, nachdem ihn Marco Schwarz knapp, aber doch ausgetanzt hatte.
Der Kärntner bestätigte seine starken Darbietungen bei der alpinen Ski-WM und carvte auf einem anspruchsvollen Gelände zu seinem ersten Saisonsieg - drei Hundertstelsekunden vor Odermatt. "Heute bin ich sehr, sehr froh über meinen ersten Riesen-Sieg", jubelte Schwarz.
Das Gefühl des Siegens war zwar nicht ausgelöscht, aber die Erinnerung daran doch schon etwas brüchig geworden. Denn nach dem Slalom-Heimerfolg beim Nightrace in Schladming im Jänner 2021 passierte noch der WM-Titel in der Alpinen Kombination, anschließend gelang Schwarz aber zwei Jahre kein Besuch mehr auf der obersten Stufe des Siegertreppchens. Nicht zuletzt lag das daran, dass er im folgenden November einen Einriss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk erlitt und im Winter 2021/22 nie richtig auf Tour kam.
"'Blacky' hat zwei schwierige Jahre hinter sich. Er hat mit seiner Form ein bisschen gehadert und ist jetzt sehr, sehr stark zurückgekommen", meinte Manuel Feller zuletzt in Courchevel angesichts der Leistungen des Kollegen in Frankreich. Kombi-Silber, Riesentorlauf-Bronze, Vierter in der Abfahrt, Sechster im Super-G, zum Abschluss auch noch Slalom-Sechster - das weckte Erinnerungen an Ausnahme-Allrounder wie Lasse Kjus, Kjetil Andre Aamodt oder Bode Miller. Dass die Ausbeute noch glänzender hätte ausfallen können, wenn kleinere oder größere Fehler nicht gewesen wären, hat Schwarz schnell verarbeitet.
Odermatt nicht nur wegen Jetlag geschwächt
Sein stärkstes Weltcup-Standbein in der aktuellen Saison ist der Riesentorlauf. Dass der Sieg nun in dieser Disziplin geschah, erscheint nur folgerichtig. "Ich fühle mich auch sehr wohl, muss ich sagen. Es ist ein guter Schritt gegangen", kommentierte Schwarz den Erfolg. Schon bei der WM hatte der 27-Jährige seinen dynamischen Schwung zur Schau gestellt. Zur Halbzeit des Riesentorlaufs lag er fast sechs Zehntelsekunden vor Odermatt in Front, im Finale ging es nach einem Lapsus auf Platz drei und Bronze zurück.
"Wenn man Jäger ist, ist es auch vom Kopf her immer ein bisschen etwas anderes. Dann muss man was aufholen. Nichtsdestotrotz habe ich das, wenn ich in Führung bin, auch ganz gut im Griff", sagte er. Am Ende wurde es noch einmal ganz knapp, Odermatt kam jedoch nicht mehr heran. "Nach dieser Fahrt hätte ich nicht annähernd mit so einem guten Resultat gerechnet. Ich hatte null Energie", meinte der nicht nur wegen des Jetlags geschwächte Weltmeister.
Zumindest ein bisschen Wiedergutmachung für die in Frankreich verlorene Goldmedaille konnte Schwarz somit aus Kalifornien mitnehmen. Aus dem Land also, das schon vor 175 Jahren selbst Goldgräberstimmung entfacht hat.