Unsere Ski-Damen greifen beim Doppel-Slalom in Levi nach dem ersten Podium in der noch jungen Weltcup-Saison.
Während den kommendes Wochenende "arbeitslosen" ÖSV-Männern ein Weltcup-Traumstart in den Olympia-Winter gelungen ist, kämpfen Österreichs Ski-Frauen Samstag und Sonntag beim Slalom-Saisonauftakt in Levi um das erste Podest. Erste Anwärterin ist Weltmeisterin Katharina Liensberger, deren ganz großer Erfolgslauf vor einem Jahr in Finnland begonnen hat. Wieder mit dabei sind Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova.
Beide hatten nach dem Auftaktrennen in Sölden auf den Parallelbewerb in Lech/Zürs verzichtet. Shiffrin war in die USA gejettet, um zu trainieren und ihre Rückenprobleme auszukurieren. Weltcup-Gesamtsiegerin Vlhova konzentriert sich auf Slalom und Riesentorlauf und kann in Levi schon einen Zweitwohnsitz anmelden. Sie ist seit 1. November und damit fast drei Wochen in der Skistation nördlich des Polarkreises.
Mit vollem Akku nach Levi?
Österreichs sieben für Levi nominierte Slalom-Spezialistinnen trainierten drei Tage in Kaabdalis in Schweden bei guten Bedingungen und reisten bei Regen an. Beim Slalom-Doppel (jeweils 10.30/13.30 im Sport24-LIVE-Ticker) soll es aber deutlich besser sein. Liensberger hat ihre Erkältung von Lech/Zürs weitgehend auskuriert, beim Training in Schweden aber etwas an Intensität zurückgenommen.
"Ziel war ja, sie in vollem Saft nach Levi zu bringen", erklärte Technik-Chefcoach Johannes Zöchling. "Der Unterschied zwischen einem guten und sehr gutem Ergebnis ist am Ende, ob ich die Power auf den Ski bringe oder nicht. Also das letzte Alzerl über Kraft und druckvolles Skifahren rausholen", wusste der langjährige Betreuer, wie wichtig es ist, gesund und voll fit an den Start zu gehen.
Liensberger war vor einem Jahr mit zwei dritten Plätzen in Levi stark in die Slalomsaison gestartet, hatte dann im Februar WM-Gold und zum Saisonausklang in Aare und Lenzerheide auch ihre Weltcup-Premierensiege geholt. Platz vier in Jasna war ihr schlechtestes Saisonergebnis gewesen. Liensberger wurde damit zur zweiten Österreicherin neben Marlies Raich (Schild), die im Slalom WM-Gold und die Disziplinen-Kugel in einer Saison gewonnen hat.
Liensberger im Kreis der Favoritinnen
Auch in Levi ist Liensberger auf Raichs Spuren, kann sie doch als erste Österreicherin seit der Salzburgerin (2010/2011) drei Slaloms in Folge gewinnen. "Sie geht in Levi sicher mit einem guten Gefühl an den Start", so Zöchling. Als absolute Favoritin wollte er sie nicht bezeichnen. "Eine Shiffrin hat so viel mehr Slalom-Siege", relativierte der Coach. "Aber zum Kreis der Favoritinnen gehört die Kathi ganz sicher.
ÖSV-Damenchef Christian Mitter meinte: "Es hilft schon sehr, wenn man eine der schnellsten Slalomläuferinnen der Welt im Team hat. Vor allem, weil sie auch im Training sehr drauf drückt und Gas gibt. Da kann man sich gut orientieren", erhofft sich Mitter positive Auswirkungen auf das ganze Team.
Liensberger selbst zeigte sich erwartungsfroh. "Es ist schon was ganz Besonderes, hier in Levi die neue Saison eröffnen zu können. Es ist ein megaschöner Hang." Obwohl sie Weltmeisterin und Disziplinen-Siegerin sei, gehe es nach wie vor um das Gleiche. "Nämlich Gas geben und so schnell wie möglich vom Start ins Ziel zu kommen." Aber natürlich würden ihr die Erfolge ein gewisses Grundvertrauen geben, bestätigte die Vorarlbergerin. "Ich weiß, dass ich schnelle Schwünge habe."
Neben Magdalena Egger und Marie-Therese Sporer hat auch die lange verletzt gewesene Stephanie Brunner die ÖSV-interne Levi-Quali geschafft. Die GS-Spezialistin aus Tirol muss zunächst aber mit hohen Startnummern fahren. Der eigenwillige Levi-Tunturi mit seinem flachen Start- und steilen Zielhang liegt nach Simulationen in Schweden den meisten ÖSV-Damen mittlerweile aber gut.
Shiffrin hält seit Sölden bei 70 Weltcupsiegen, im Slalom sind es gewaltige 45. Vier davon (Rekord) hat sie 2013, 2016, 2018 und 2019 in Levi eingefahren, was die Amerikanerin automatisch zur Favoritin auf die Zuteilung eines weiteren Rentiers macht. Im "Sölden des Slaloms", wie Shiffrin den 500 Meter hohen Ski-Hügel in Lappland aufgrund seiner ähnlichen Flach-Steil-Flach-Charakteristik nannte, will sie Anlauf auf ihre siebente Slalomkugel nehmen.
Vlhova hat im Vorjahr beide Levi-Slaloms und insgesamt drei Mal dort gewonnen. Obwohl Shiffrin und Vlhova damit seit 2016 die Levi-Siege unter sich aufteilen, hofft Mitter nun auf einen Dreikampf inklusive Liensberger. "Sie hat sich weiterentwicklet, vor allem im Flachen. Wenn sie da gut auf Tempo kommt, hat sie eine Chance." Als Geheimtipp wird nach dem Debüt-Sieg in Lech die Slowenin Andreja Slokar gehandelt.