Kombi-Veteran Bernhard Gruber sagt dem Profisport ade.
„Ich möchte mein Karriereende bekanntgeben“, sagte Bernhard Gruber, der die nordischen Kombinierer bei der WM in Oberstdorf anfeuerte. Damit verlässt ein ganz Großer die Sport-Bühne. Der 38-Jährige holte in der nordischen Kombination neun WM-Medaillen, drei davon in Gold. Dazu gewann er auch bei Olympia viermal Edelmetall.
„Grund für meinen Rücktritt ist der Vorfall in Lahti“, sagt Gruber. Doch was war passiert? Der Salzburger klagte bei seinem Comeback im Jänner über Schmerzen im Brustbereich und musste ins Spital eingeliefert werden. Schon zum zweiten Mal wurde ein Teilverschluss eines Herzkranzgefäßes festgestellt. Ihm wurden zwei Stents eingesetzt. Schon zehn Monate vorher wurde Gruber das erste Mal am Herzen operiert. Jetzt zieht er endgültig einen Schlussstrich und hört mit dem Profi-Sport auf.
Ärzte raten zu Karriereende
„Ich habe mit den Ärzten gesprochen und die haben mir geraten mich vom Leistungssport zu verabschieden. Sie sind aber zuversichtlich, dass wieder alles ganz normal wird. Das stimmt mich positiv“, sagt Gruber.
2003 startete erstmals im Weltcup der nordischen Kombination. Dort feierte Gruber neun Siege und stand insgesamt 36 Mal am Podest. „Ich blicke natürlich sehr gerne zurück auf die Momente, die ich mit meinen Teamkollegen und mir selber erleben habe dürfen zurück. Das war ein absolut genialer Lebensabschnitt. Ich hoffe, dass auch der neue Lebensabschnitt noch viel Freude bringt“, erklärt er.
Dass Gruber dem ÖSV erhalten bleibt, wollte er nicht ausschließen. „Es ist nicht undenkbar. Es würde mir schon taugen, da ein bisschen mitzuwirken und mein Wissen weiterzugeben.
Hier das gesamte ÖSTERREICH-Interview mit Bernhard Gruber:
ÖSTERREICH: Herr Gruber, warum sind Sie hier in Oberstdorf, was wollen Sie der Welt mitteilen?
Bernhard Gruber: „Ich möchte meinen offiziellen Rücktritt, mein Karriereende bekanntgeben. Grund dafür ist der Vorfall in Lahti. Das war schon recht heftig. Ich habe mit den Ärzten gesprochen und die haben mir geraten mich vom Leistungssport zu verabschieden. Es sind jetzt noch zwei Stents dazugekommen und das macht die Sache natürlich nicht einfacher. Ich muss meinen Körper wieder regenerieren. Die Ärzte sind aber zuversichtlich, dass wieder alles ganz normal wird und das stimmt mich positiv.
ÖSTERREICH: Wann ist diese Entscheidung gefallen – gleich nach Lahti?
Gruber: Es war relativ bald einmal der Fall. Ich habe gesagt, der Vorfall, der in Lahti passiert ist, das möchte ich nicht noch einmal haben. Ich möchte nicht meine Gesundheit aufs Spiel setzen. Von dem her war die Entscheidung relativ klar.
ÖSTERREICH: War es nachträglich gesehen ein zu hohes Risiko in Lahti zu starten?
Gruber: Nein, definitiv nicht. Die Freigabe war gerechtfertigt. Es wurden unzählige Untersuchungen durchgeführt. Die EKG-Kurven haben keine Auffälligkeiten gezeigt. Ich habe mich auch sehr gut gefühlt, etliche Intervalle und simulierte Wettkamptrainings gemacht. Es hat immer gut funktioniert. Natürlich, beim Wettkampf kommt Stress dazu. Es kommt alles zusammen. Vielleicht war es auch ein bisschen ein Verschulden meinerseits. Es war eine gewisse Dehydration da. Ich schwitze immer sehr viel und trinke vor dem Springen etwas weniger. Es haben relativ viele Sachen zusammengespielt.
ÖSTERREICH: Wie schwer ist dieser Schritt nach 18 Jahren im Weltcup und etlichen Medaillen gefallen?
Gruber: Ich bin mit gemischten Gefühlen nach Oberstdorf angereist. Es war irgendwie ganz eigenartig, dass ich kein Equipment mithabe und nur als Zuschauer da bin. Aber ich bin auch froh, dass ich überhaupt dastehen und schon ein lockeres Training aufnehmen kann. Dass es mir gut geht, das zählt einfach, das ist das Wichtigste. Ich blicke natürlich sehr gerne zurück auf die Momente, die ich mit meinen Teamkollegen und auch mit mir selber erleben habe dürfen. Es war ein genialer Lebensabschnitt. Ich hoffe, dass mir auch der neue Lebensabschnitt viel Freude bringt.
ÖSTERREICH: Wissen Sie schon, wie das neue Leben ausschauen wird – gibt es Pläne?
Gruber: Es gibt ein paar Optionen und Visionen. Die habe ich mir natürlich schon zurechtgelegt. Aber das ist alles noch zu ungewiss, dass ich es jetzt konkretisieren kann.
ÖSTERREICH: Ist eine Zukunft beim ÖSV denkbar?
Gruber: Schauen wir mal. Es wäre nicht undenkbar. Es würde mir schon taugen ein bisschen mitzuwirken und mein Wissen weiterzugeben.
Interview: Philip Sauer