Debütanten und Routiniers vollendeten Kombi-Gold

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Die zweite Olympia-Goldmedaille des österreichischen Teams in der Nordischen Kombination war eine erfolgreiche Koproduktion. Genauso wie im Drehbuch von den Trainern Baard Jörgen Elden und Günther Chromecek vorgesehen, legten die zwei Debütanten in der 4x5-km-Langlaufstaffel den Grundstein und die zwei Routiniers vollendeten.

Auf ihrem langen Weg zum Sport-Oscar spielten Bernhard Gruber, David Kreiner und Mario Stecher teils dramatische Rollen. Felix Gottwald hat sich mit 15 Medaillen hingegen den Award für sein sportliches Lebenswerk verdient.

Gruber, aus dem Gasteinertal stammend, schien bei der Siegerehrung ungläubig und verwundert, was da um ihn herum vorging. Der 27-Jährige stand erstmals bei einem Großereignis auf dem Podest - und erreichte da gleich den Olymp. "Ich habe meinen besten Sprung abgerufen und habe im Laufen super zulegen können, nachdem ich in dieser Saison oft gehadert hatte", erklärte Gruber. Der Erfolg sei ein "Wahnsinnschub" für die weitere Karriere.

Da war zuvor nicht immer alles rund gelaufen. Im Herbst nach seinen zwei bisherigen Weltcupsiegen, vor der Saison 2008/09, verlor er nach einer Schulterverletzung den Anschluss und auch mit dem neuen Coach Baard Jörgen Elden lief vor dem Olympia-Winter nicht alles glatt. "Da hat's mich gestrudelt, das forcierte Lauftraining hat mein Springen belastet", gab der Hobby-Musiker zu. "In Whistler hat mir Baard immer gesagt 'glaub an dich', und ich bin über mich hinausgewachsen."

Kreiner schien als Junioren-Weltmeister und Mitglied des "silbernen" WM-Teams 2001 durchzustarten. Doch bei einem Kletterunfall im darauffolgenden August entging er nur knapp einer Lähmung. Der Bursche aus Oberndorf bei Kitzbühel schaffte das Comeback, stand im Bronze-Team der WM 2005, doch erneut wurde er durch gesundheitliche Probleme zurückgeworfen. Die hat er nun überwunden, und in der Trainingsgruppe des mit Felix Gottwald zurückgekehrten Günther Chromecek fühlt er sich nun gut aufgehoben.

"Es ist viel passiert in meinem Leben. Es ist eine gute Geschichte. Ich sehe das jetzt nicht als Rückschläge, sondern es sind einfach alles Erfahrungen, die ich nicht missen möchte", erklärte der 28-Jährige, der nach wie vor gerne klettert. "In der Gruppe mit Chromecek haben wir nur über die Gefühlsschiene gearbeitet, uns im Training einen Spaß gemacht. So soll es sein, deshalb betreibe ich den Sport, und mit einem Olympiasieg ist es umso schöner."

Gottwald blieb von Verletzungen und Rückschlägen verschont, einige "schwarze Stunden" erlebte der starke Läufer, als er bei Aufholjagden in der Loipe den Motor überdrehte. So auch zuletzt beim Weltcup im Dezember in seiner Wahlheimat Ramsau, einem der ersten Wettkämpfe nach zweijähriger Pause. Zwei Monat später tourt er in Topform über die Loipen, beeindruckt mit seinen Leistungen Freund und Feind. "Felix ist eine Ausnahmeerscheinung in der Kombination, er ist ein Pluspunkt für das Team, mit ihm kam der Erfolg zurück", erklärte Mario Stecher.

Der Steirer durfte wie schon in Turin 2006 das Werk seiner Kollegen vollenden. "Die Attacke von Bill Demong im letzten Anstieg hat mir nicht so arg wehgetan, und ich habe gewusst, wenn ich die Kurve vor der letzten Abfahrt außen laufe, nehme ich mehr Geschwindigkeit mit", sagte Stecher, der einen sicheren Sieg herauslief. Einem "Angriff" nach der Ziellinie war er aber nicht gewachsen: Kreiner sprang dem Schlussläufer so freudig entgegen, dass dieser lachend zu Boden ging.

Stecher, der mit 16 Jahren jüngster Sieger am Holmenkollen war, hatte sich nach WM-Silber 1999 für ein forciertes Lauftraining entschieden und dies mit einem mehrjährigen Rückschlag im Springen bezahlt. Zudem bremsten ihn Kniebeschwerden, der Eisenerzer dachte ans Karriereende. Erst im Sommer 2008 trainierte er wieder beschwerdefrei, eine neuerliche Verletzung und mangelndes Vertrauen ließen die WM 2009 misslingen. Im Frühjahr 2009 ließ er bei einem weiteren Eingriff das Kreuzband stabilisieren, die lädierten Knorpel und Menisken im Knie glätten. "Seit April bin ich schmerzfrei, das ist das Wichtigste", erklärte Stecher in Whistler.

Der Triumph habe "unbeschreibliche Emotionen" ausgelöst. "Das taugt mir, das ist ein Hammer, aber es ist nur ein kurzer Moment im Leben", gab sich der 32-jährige Vater eines halbjährigen Buben im APA-Gespräch abgeklärt. "Stolzer bin ich auf das, was ich daheim dank meiner Frau und meinem Kind für das gesamte Leben erreicht habe."

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