Vierschanzentournee

Perfekt: Kraft springt zum Auftakt aufs Stockerl

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Stefan Kraft erreicht zum Auftakt der Vierschanzentournee den dritten Platz.

In Oberstdorf beginne alles wieder bei Null, hatte Stefan Kraft nach bisher mäßigen Saisonergebnissen gemeint. Das traf beim zweifachen Gewinner des Tournee-Auftakts auch zu, Kraft eroberte am Sonntag als Dritter seinen ersten Saison-Podestplatz. Ryoyu Kobayashi schloss an seine Topleistungen an: Der Japaner feierte 0,4 Punkte vor Markus Eisenbichler und 1,8 vor Kraft seinen fünften Saisonsieg.

Perfekt: Kraft springt zum Auftakt aufs Stockerl
© oe24

Kobayashi bestätigte damit beim Auftakt seine Favoritenrolle bei der 67. Auflage eindrucksvoll, auch wenn der Vorsprung sehr knapp ausfiel. Der 22-Jährige triumphierte als erster Japaner seit Kazuyoshi Funaki vor 22 Jahren auf der Schattenbergschanze, die mit 25.000 Zuschauern voll besetzt war. Mit einem Gesamtsieg würde Kobayashi neuerlich in die Fußstapfen von Funaki treten, dem bisher einzigen Sieger aus Japan (1997/98). "Ich habe keinen Druck gespürt, ich habe nur meine Sache durchgezogen", sagte der Saison-Dominator.
 
Mit Flügen auf 138,5 und 126,5 m gewann Kobayashi vor dem Bayern Eisenbichler (133/129), der schon nach dem ersten Durchgang Zweiter gewesen war, und sein bisher bestes Weltcup-Resultat einstellte.
 

Kraft konnte sich endlich steigern 

Stefan Kraft gelang im achten Saisonbewerb endlich eine Steigerung im Wettkampf. Am Vortag hatte der bisher letzte Gesamtsieger des ÖSV (2014/15) die Qualifikation gewonnen, 24 Stunden später schaffte er es mit 131 und 134,5 Metern vom achten Halbzeit-Rang auf das Podest. Der Rückstand auf Kobayashi beträgt vor dem Neujahrsspringen am Dienstag in Garmisch (14.00 Uhr/live ORF eins) nur umgerechnet einen Meter.
 
Dem Weltmeister war nach dem finalen Flug auf die Bestweite des Durchgangs die Freude ins Gesicht geschrieben. "Das war einer meiner besten der Saison und genau jetzt im zweiten Durchgang!", jubelte Kraft. "Ich bin schon nach zehn Metern geflogen, alles locker, ohne Skifehler, dann geht's dahin." Er wolle weiterhin um Podestplätze kämpfen, kündigte der Pongauer an. "Das macht hungrig auf mehr, ich freue mich auf die nächsten Schanzen, vor allem auf Österreich."
 
Daniel Huber (129/124) rutschte hingegen vom sechsten auf den zehnten Platz zurück. "Ich habe leider nicht mehr ganz das umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe", sagte der Salzburger. "Es war nicht mehr so aus einem Guss, aber ich war auch nicht vom Glück verfolgt, wenn ich mir die Windpunkte anschaue." Der Top-Ten-Platz sei aber gut für das Selbstvertrauen, nun sei die Anspannung weg. Der 25-Jährige hatte als Dritter bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg den bisher einzigen ÖSV-Podestplatz des WM-Winters erreicht.
 

Cheftrainer Felder erleichtert 

Cheftrainer Andreas Felder, der den bei unterschiedlich starkem Rückenwind bestrittenen Bewerb wie schon oft nicht vom Trainerturm verfolgt hatte, wirkte erleichtert. "Der Stockerlplatz ist sehr viel wert. Wir wissen, dass wenn keiner am Stockerl steht, die Jammerei losgeht", sagte der Tiroler und lobte die aktuell zwei besten ÖSV-Springer. "Stefan wird immer selbstsicherer und ist auf einem guten Weg. Auch Daniel hat einen guten Wettkampf geliefert. Da muss man eigentlich zufrieden sein."
 
Die ÖSV-Skispringer warten nun allerdings schon seit 30 Bewerben auf einen Sieg im Weltcup, das ist Negativrekord. Zuletzt hatte Kraft beim Saisonfinale 2016/17 in Planica gewonnen. Die zuvor längste Durststrecke hatte zu Beginn der Ära von Cheftrainer Alexander Pointner von 2004/05 bis 2005/06 29 Bewerbe umfasst.
 
Michael Hayböck (118,5/109 m) und Markus Schiffner (119,5/107) hatten sich im K.o.-System für das Finale der besten 30 qualifiziert, kamen aber mit dem stärkeren Rückenwind überhaupt nicht zurecht und mussten mit den Plätzen 27 und 30 vorlieb nehmen. Nach dem ersten Durchgang ausgeschieden waren Philipp Aschenwald (trotz besserer Punkte als Hayböck und Schiffner) und Manuel Fettner. Auch Andreas Wellinger (Aus gegen Schiffner) und Severin Freund mussten vorzeitig ihre Sachen packen.
 

Hayböck: "Es ist wie verhext"

Zumindest Hayböck hatte am Vortag seine Steigerung angedeutet, die Bestätigung im Bewerb gelang aber nicht. "Es ist echt wie verhext. Das war wieder so ein Tag, wo von Anfang an nichts passen will", ärgerte sich der Oberösterreicher der in Oberstdorf von 2014 bis 2016 drei Podestplätze erreicht hatte. "Das gute an der Tournee ist, dass es am nächsten Tag schon wieder weitergeht."
 
Die mannschaftlich so starken Polen von Cheftrainer Stefan Horngacher müssen weiter auf den ersten Saisonsieg warten. Der zweifache Oberstdorf- und Tourneesieger Kamil Stoch (127/131) wurde als drittbester Pole Achter. Nach dem Grand-Slam bei der vergangenen Auflage startet der Olympiasieger 14,7 Punkte hinter Kobayashi ins Neue Jahr.
 
Piotr Zyla wurde Sechster (133/126,5), und egalisierte damit nach vier Podestplätzen in Serie sein "schlechtestes" Saisonresultat. Bester Pole war Dawid Kubacki als Fünfter (128,5/133,5) hinter dem Norweger Andreas Stjernen (132,5/131).

Die 67. Vierschanzentournee wird am Dienstag (14.00 Uhr im oe24-LIVE-Ticker) mit dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen fortgesetzt.

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