Pfusch bei der Kontrolle

Wirbel bei Adlern: ''Es betrügen praktisch alle''

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Schwere Vorwürfe gibt es derzeit in der Skispringer-Szene. Bei den Ski-Adlern werden derzeit die Anzugkontrollen nicht regelkonform durchgeführt, was viele Athleten zum Betrügen einlädt.

"Es betrügen fast alle", kommentiert ein anonymer Springer die schweren Anschuldigungen seiner Ski-Kollegen. "Da muss ich mitziehen, sonst habe ich keine Chance", fährt er fort. Zurzeit wird wohl nicht richtig hingeschaut bei den Anzugkontrollen der Skispringer.

Im Interview mit der Schweizer Zeitung "Blick" gibt der anonym gebliebene Athlet Einblicke in die Szene, wie derzeit herumgepfuscht wird. "Anzugskontrollen können wir nicht ernst nehmen". Auch Beweise zum Betrug werden mitgeliefert: Der Springer sei Ende Jänner beim Skifliegen am Kulm in Bad Mitterndorf mit einem regelwidrigen Anzug mit zu großem Volumen gesprungen. Bei der Schrittkontrolle wurde dieses Vergehen nicht bemerkt und auch aus dem Stadion ist er wieder problemlos - ohne weitere Kontrolle - rausgekommen.

Die Größe des Anzugs spielt beim Skispingen eine entscheidende Rolle. Zu groß geschnittene Anzüge bieten beim Fliegen mehr Tragfläche, welche zu weiteren Sprüngen verhilft. Aus diesem Grund werden die Anzüge bei jedem Wettkampf mehrmals kontrolliert.

Aus dem deutschen Lager kommt Kritik zum Anzugs-Outing: „Ich finde es eine sehr gewagte Aussage. Es ist Leistungssport, jeder versucht, ans Limit zu gehen“, sagt Andreas Wellinger.

Auch Karl Geiger gewinnt den anonymen Aussagen nicht sehr viel ab: „Das ist immer ein schwieriges Thema. So ein Anzug ist an den eigenen Körper angepasst. Der Körper variiert, der Stoff variiert“, erklärt Geiger: „Ich glaube, unser Kontrolleur hat eine Linie, die er verfolgt, einen roten Faden. Er hat eine Grenze, und ich würde nicht behaupten, dass es irgendwie abartig ist.“

Östereicher für Materialkontrollen verantwortlich

Für die Materialkontrollen im Weltcup ist momentan Christian Kathol verantwortlich. Er hat die Nachfolge von dem in der Kritik gestandenen Finnen Mika Jukkara angetreten. Dieser sorgte bei den olympischen Spielen in Peking 2022 für Schlagzeilen, als er beim Mixed-Teamwettbewerb gleich mehrere Topfavoriten disqualifizierte. Für diese Aktion musste Jukkara viel Kritik einstecken.

Laut Aussagen der deutschen Athleten laufen die Kontrollen unter Kathol viel besser ab: „Die Kontrollen laufen in meinen Augen 100 Mal besser als letztes Jahr. Man sollte sich auf den Sport konzentrieren“, äußert sich Wellinger. Lob erhält Kathol auch von DSV-Adler Markus Eisenbichler: „Er macht sehr gute Kontrollen. Ich weiß ganz genau: Wenn es zu groß ist, misst er nach, dann bist du raus. Wir bewegen uns in einem guten Rahmen. Er disqualifiziert nicht immer sofort. Er ist total fair.“

Abschließend können sich die Deutschen einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Es geht hier um den Sport. Ob der Anzug einen Zentimeter größer ist, deswegen springst nicht weiter. Der Schweizer Kollege, der das gemacht hat, soll sich mal aufs Wesentliche konzentrieren.“
 

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