Rad-Straßenrennen

Gold für Winokurow

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Kasache setzt sich in verrücktem Rennen vor Uran durch. Österreicher im Hauptfeld.

Der Traum vom Heimsieg bei den Olympischen Spielen ist für Mark Cavendish am Samstag schon an der Stadtgrenze von London geplatzt. Eine Fluchtgruppe überraschte die Favoriten, der im Sprint derzeit als Maß aller Dinge geltende Cavendish blieb im Straßenrennen ohne Chance auf Gold. Zum Olympiasieger krönte sich am Ende seiner Karriere der von einer Dopingsperre zurückgekehrte Kasache Alexander Winokurow.

Österreicher ohne Chance
Die Österreicher spielten in der Entscheidung keine Rolle. Bernhard Eisel hatte sich Mitte des Rennens einige Zeit an der Spitze des Hauptfeldes bei seinem Freund Cavendish aufgehalten, am Ende reichte es allerdings nur zu Rang 35. "Die Form hat gepasst, im Sprint wäre etwas gegangen", meinte der 31-jährige Steirer. "Dann um so einen Platz zu sprinten, damit kann man nicht wirklich zufrieden sein."

Daniel Schorn stellte sich bei seinem Olympia-Debüt in den Dienst des ÖOC-Kapitäns. Der Salzburger kam nach 249,5 km wie Eisel mit dem größten Teil des Feldes als 80. ins Ziel. "Es war extrem schnell", erklärte Schorn. Auf den neun Runden über den Box Hill im Südwesten London wurde unaufhaltsam attackiert. Eine mehr als 20-köpfige Gruppe, die sich früh gebildet hatte, kam am Ende durch.

Vorentscheidung 10 km vor dem Ende
Aus der Gruppe lösten sich zehn Kilometer vor dem Ziel der 38-jährige Winokurow und der Kolumbianer Rigoberto Uran. Routinier Winokurow, 2000 in Sydney bereits Olympiazweiter, überraschte den 25-Jährigen auf der Zielgeraden. Bronze ging an den Norweger Alexander Kristoff. Den Sprint des Hauptfeldes entschied der Deutsche Andre Greipel vor dem Belgier Tom Boonen und Weltmeister Cavendish für sich - allerdings nur um Platz 26.

Als sich Eisel zwischenzeitlich in den Zug seiner Sky-Teamkollegen um Tour-Sieger Bradley Wiggins eingeschaltet hatte, erinnerte in Greipel daran, dass es sich in London um Olympische Spiele handle. Der Österreicher dementierte, mit den Briten für seinen Zimmerkollegen Cavendish gefahren zu sein. "Ich habe es auf einen Sprint angelegt, da war das die beste Position für mich", betonte Eisel. "Vor allem, wenn über den Box Hill so schnell gefahren wird."

Ausreißer gestellt
Am offensivsten präsentierte sich auf dem 2,8 km langen, aber nicht allzu steilen Anstieg der Belgier Philippe Gilbert. Der Klassikerjäger lag bei der letzten Überfahrt fast eine Minute vor dem Feld, wurde auf der 50 km langen Rückfahrt nach London aber von der Gruppe gestellt. 15 km vor dem Ziel stürzte dann auch noch der Schweizer Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara, der in Führung liegend als Favorit gegolten hatte.

Damit war der Weg frei für Winokurow, der 2007 wegen Fremdblutdopings bei der Tour de France gesperrt worden war. Schon zuvor war der Kasache, Vuelta-Sieger von 2006 und Gewinner von vier Tour-Etappen, mehrmals unter Dopingverdacht gestanden. Im Feld ist er nicht besonders beliebt. "Über viele andere hätte ich mich mehr gefreut", versicherte Eisel. "Ich glaube, das war jetzt ein würdiger Abschluss seiner Karriere."

Eisel selbst hätte sich von seinen vermutlich letzten Spielen mehr erhofft. "Spaß hat das heute keinen gemacht", gestand der neunfache Tour-Teilnehmer. Schon nach zehn Kilometern hatte er sich im Rad eines Konkurrenten an der Hand aufgeschürft, weil ihn ein britischer Fan mit einer Fahne getroffen hatte. Bis zu eine Million Menschen an der Strecke machten das Rennen zu einem Erlebnis.

Tolle Stimmung
"Ich bin schon in Alpe d'Huez Bergzeitfahren gefahren. Aber diese Stimmung war eine neue Dimension", sagte Eisel. "Dagegen ist sogar die Flandern-Rundfahrt ein Kindergeburtstag", ergänzte Schorn. "Mir hat die ganze Zeit der Schädel gebrummt, weil es so laut war - unglaublich."

Großbritannien befindet sich dank Wiggins und Cavendish im Radsport-Fieber, daran ändert auch die Niederlage im olympischen Straßenrennen nichts. Am Mittwoch steht das Einzelzeitfahren auf dem Programm, dort ist Wiggins der Favorit. Der erste britische Tour-Sieger erntete im Ziel auf der Mall vor dem Buckingham Palace den meisten Applaus - obwohl er die Linie erst als 102. überfuhr.

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