Der Marathonläufer belastet die medizinische Abteilung des keniatischen Verbandes.
Wunderdrogen oder Wunderläufer? Die Lauf-Nation Kenia steht nach einer Reihe von Doping-Fällen und dem Geständnis des Weltklasseläufers Mathew Kisorio im ARD-Fernsehen unter Beobachtung. Nach einigem Zögern hat der kenianische Leichtathletik-Verband am Freitag bestätigt, dass Marathonläufer Kisorio im Juni positiv auf anabole Steroide getestet wurde. "Wir haben ihn vorläufig suspendiert, bis weitere Untersuchungen eingeleitet sind", erklärte der Generalsekretär des Verbandes, David Okeyo, am Freitag in London. Generelle Doping-Verdächtigungen wies er zurück.
Verband wehrt sich
"Wir weigern uns, das negative Bild anzuerkennen und zollen den Leistungen unserer Athleten Respekt und sind stolz darauf, was sie gemacht haben", sagte Okeyo am Rande der Olympischen Spiele. Kenia war 2008 in Peking mit 14 Medaillen drittstärkstes Leichtathletik-Land nach den USA und Russland, in London gewann das Lauf-Land an den ersten sieben Tagen nur sieben Medaillen - darunter Gold von David Rudisha über 800 Meter in der Weltrekordzeit von 1:40,91 Minuten.
"Wir spaßen nicht mit Doping-Fällen. Allein in diesem Jahr sind schon vier Athleten gesperrt worden", erklärte Okeyo. "Jeder in Kenia oder anderswo positiv getestete Athlet ist sanktioniert worden."
Anschuldigungen gegen medizinische Abteilung
Kisorio hatte in dem TV-Interview sein Steroid- und Blutdopingprogramm beschrieben, die medizinische Abteilung beschuldigt und beteuert, dass viele Landsleute leistungsfördernde Methoden benutzen würden. Ärzte würden sich der Nähe von kenianischen Trainingszentren ansiedeln, um ihre Doping-Dienste anzubieten, sagte der Zehnte des Boston-Marathons. Die positive Probe hatte er nach dem 10.000-m-Rennen der kenianischen Meisterschaften abgegeben. "Der Arzt hat mir gesagt, die Substanz bleibt nur drei bis vier Tage im Blut und ist dann nicht mehr nachweisbar", erklärte der frühere Junioren-Weltmeister.
IOC berät weitere Vorgehensweise
Alarmiert ist inzwischen auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) über Kisorios Aussagen in der ARD. "Das sind sehr wichtige Informationen, die wir sicher auswerten werden und überlegen, wenn das alles stimmt, wie wir weiter vorgehen." sagte IOC-Chefmediziner Arne Ljungqvist.