5 Medaillen nach einer Woche Olympia - da muss doch mehr gehen!
Eine Gold- sowie je zwei Silber- und Bronzemedaillen nach 7 von 16 Wettkampftagen - Österreichs Olympiasportler sind bei den Winterspielen in Vancouver und Whistler bisher unter den Erwartungen geblieben. Vor vier Jahren in Turin glänzten bereits zwei Goldmedaillen mehr auf der Habenseite. Vor seiner Abreise am Samstag aus Kanada wegen beruflicher Verpflichtungen hoffte ÖOC-Präsident Karl Stoss in seiner Zwischenbilanz auf "eine erfolgreichere zweite Woche".
Zwischenbilanz
Die erste Woche, so Stoss, sei sportlich
erfolgreich gewesen, zu den fünf Medaillen seien u.a. auch vier vierte
Plätze gekommen, man sei in der Weltspitze dabei gewesen und habe ein paar
Mal auch Pech gehabt. "Da und dort hat es aber auch Enttäuschungen gegeben,
gerade in den Alpinbewerben war die Ausbeute magerer als erwartet. Ich messe
aber der zweiten Woche mehr Bedeutung bei, denn in den technischen
Disziplinen sind wir im Winterverlauf erfolgreicher gewesen."
Super G verärgerte alle
Der Ausgang des Super-G der Herren
am Freitag schlug aber auch Stoss auf den Magen. "Das war sicherlich eine
kleinere Katastrophe, was das Ergebnis betrifft. Es war eine sehr
schwierige, selektive Strecke, aber wenn Benni Raich als ausgesprochener
Techniker der bestplatzierte Österreicher ist, spricht das nicht gerade für
die Super-G-Mannschaft." Die Biathleten seien nach den Saisonergebnissen
auch eine kleine Enttäuschung ("Knapp daneben ist auch daneben.").
Rodler als positive Überraschung
Eine "freudige
Überraschung" sei hingegen Rodel-Silber durch Nina Reithmayer, mit dem
"niemand gerechnet" habe. "Es freut mich ganz besonders, dass es auch solche
Momente gibt." Im Lager der Skispringer rechnet Stoss noch "mit der einen
oder anderen" Medaille, die von den Österreichern entfachte
Bindungsdiskussion bezeichnete er hingegen als "entbehrlich".
Probleme mit Bindungsdiskussion
"Da bin ich nicht glücklich, das
muss ich ehrlich sagen. Natürlich, wenn man glaubt, jemand verstößt gegen
ein Reglement, ist es durchaus gerechtfertigt, das einmal aufzuzeigen",
meinte Stoss. Er hätte aber bevorzugt, wenn man sich zuerst mit den anderen
Verbänden abgestimmt, an einen Tisch gesetzt und diskutiert hätte. "Aber uns
jetzt damit das Image der schlechten Verlierer umzuhängen, das ist sehr
schlecht." Einen möglichen Protest hätte er für "nicht klug" befunden.
Zustimmung fand hingegen bei ihm, dass die Doping-Kontrollore häufig im Lager der Österreicher auftauchen. "Wir wussten, dass wir streng kontrolliert werden, das ist auch gut so, das unterstütze ich sehr. Es ist für uns gut, wenn wir wirklich auch mit sauberen Athleten diese Erfolge erringen, der bisherige Verlauf hat das einwandfrei gezeigt. Nun hoffen wir noch auf das eine andere Quäntchen Glück und den einen oder anderen sportlichen Erfolg, der sich sicher einstellen wird. Noch ist nicht aller Tage Abend, es gibt noch ein paar tolle Wettbewerbe auch für uns."
Summa summarum zog Stoss aber eine durchaus positive Zwischenbilanz, in die er auch viele andere Aspekte abseits des sportlichen Erfolges inkludierte. So fand er faszinierend, wie sportfreundlich die Kanadier sind und mit welcher Begeisterung die Zuschauer die Bewerbe verfolgen und jubeln. Zudem sei das Österreich-Haus ein "Hot-Spot".
Gespräche mit IOC-Spitze
Außerdem habe er wichtige Gespräche
mit IOC-Präsident Jacques Rogge und Gian Franco Kasper bezüglich der
Weltjugendspiele 2012 in Tirol geführt und es habe einen "gelungenen Abend"
für die Bewerbung um die Europäischen Jugendspiele 2015 in Vorarlberg und
Liechtenstein gegeben. "Das alles habe ich mit dem Aufenthalt verbinden
können und bin rundum zufrieden."
Interne Aufgaben stehen an
Aber auch nach den Winterspielen
wartet viel Arbeit, eine Evaluierung des Kanada-Auftrittes, das Einrichten
eines Sportlerbeirates, das Finden eines Generalsekretärs, Überarbeitung der
Statuten und das mögliche Installieren einer Marketinggesellschaft. Zum
Thema Generalsekretär sagte Stoss. "Noch im März soll die Entscheidung
fallen. Ich habe mit sechs Kandidaten für die engere Wahl Gespräche geführt."
Dass der Sitz des ÖOC nach Oberwaltersdorf verlegt worden ist, findet Stoss "nicht sinnvoll", denn die meisten Verbände und Ministerien seien in Wien. Eine Rückkehr in die Bundeshauptstadt wird angepeilt. "Aber man kann nicht alles gleichzeitig angehen und von mir Wunder erwarten", sagte er zu den vielen Vorhaben.
Geldflüsse müssen aufgeklärt werden
Zur Causa
eines mutmaßlichen zweiten ÖOC-Kontos vor seiner Ära, über das inoffizielle
Geldflüsse an diverse ÖOC-Freunde geflossen sein sollen, und die mutmaßliche
Verwicklung des ehemaligen ÖOC-Generalsekretärs Heinz Jungwirth meinte
Stoss: "Ich bin sehr dafür, dass alles restlos aufgeklärt wird. Wir arbeiten
sehr eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen. Ich möchte nicht von Altlasten
eingeholt werden." Mit der Anwesenheit von Leo Wallner, der in dieser Ära
Präsident war, im Österreich-Haus in Whistler hat er hingegen kein Problem:
"Ich beurteile Menschen erst, wenn Verurteilungen vorliegen sollten. Bisher
gilt für mich, dass er vollkommen unschuldig ist."
Er halte von Leo Wallner sehr viel und man dürfe nicht vergessen, dass dieser 19 Jahre sehr viel geleistet habe für das ÖOC. "Und jetzt soll ich mich wegdrehen und sagen, ich kenne den Herrn nicht? So geht man mit Menschen nicht um, die so lange so viel geleistet haben. Wenn eine Verurteilung vorliegt, wird man ihm sagen, was eine mögliche Konsequenz sein wird."
Angst, dass sein Zusammensitzen mit Wallner an einem Tisch einmal auf ihn zurückfallen könnte, hat er nicht. "Ich sitze mit vielen Menschen hier im Österreich-Haus zusammen und würde nicht für jeden die Hand ins Feuer legen."