Lage angespannt

Ägypten: 100.000 Urlauber sitzen fest

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Britisches Flugzeug kürzlich über Sinai fast von Rakete getroffen.

Eine Woche nach dem Absturz eines russischen Ferienfliegers über der Sinai-Halbinsel will Ägypten keine offiziellen Ermittlungsergebnisse nennen.

Internationale Geheimdiensthinweise legten zuletzt nahe, dass der Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia am Samstag vergangener Woche durch einen Sprengsatz an Bord vom Himmel geholt wurde. Alle 224 Menschen an Bord starben. Aus französischen Ermittlerkreisen hieß es am Freitag, die Auswertung von Stimmrekordern und Flugdatenschreibern "stütze" die Vermutung eines Anschlags.

80.000 Russen sitzen fest

Wegen des russischen Flugverbots nach Ägypten sitzen nach Behördenangaben rund 80.000 Russen an ihren Urlaubsorten fest. Die meisten von ihnen befänden sich in den Badeorten Hurghada und Sharm el-Sheikh am Roten Meer, sagte der Chef der Tourismusbehörde, Oleg Safonow, in Moskau. Zehn Maschinen hätten bereits russische Reisende aus Ägypten ausgeflogen, sagte der Leiter des Krisenstabes, Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch.

Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag sämtliche Flüge zwischen Russland und Ägypten einstellen lassen. Zuvor hatten mehrere westeuropäische Länder Flüge nach Sharm el-Sheikh ausgesetzt.

Die Urlauber zurück nach Russland zu bringen, ist ein organisatorischer Kraftakt, der nach Experteneinschätzung mehrere Wochen dauern könnte. An den ägyptischen Flughäfen beteiligten sich Militärangehörige an der Abfertigung der russischen Touristen für den Rücktransport, sagte Krisenstabchef Dworkowitsch. Russische Experten sollten am Wochenende in das Land am Nil reisen, um mit ägyptischen Kollegen über Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen zu beraten, sagte er.

Lage in Sharm el-Sheikh angespannt

Journalisten in dem Badeort berichteten von einer deutlich angespannteren Stimmung am Flughafen der Stadt. Einigen Reportern sei der Zutritt zum Flughafengelände verweigert, Filmaufnahmen seien teilweise untersagt worden. Auch in dem Badeort selbst habe die Armee einen Kontrollpunkt errichtet.

20.000 Briten sitzen fest

In der Region sitzen auch bis zu 20.000 Briten fest. Eine groß angelegte Rückholaktion der britischen Regierung lief schleppend an.

Passagier-Jet musste Rakete ausweichen
Unterdessen berichteten britische Medien, ein Passagierjet der britischen Linie Thomson Airways sei im August beim Landeanflug auf Sharm el-Sheikh einem Raketentreffer nur knapp entgangen. Der Abstand zur Rakete habe zeitweise lediglich etwa 300 Meter betragen, berichteten "Daily Mail" und "Guardian". Das Verkehrsministerium in London sowie die Fluglinie bestätigten einen Zwischenfall. Ein Ministeriumssprecher meinte, der Zwischenfall stehe vermutlich im Zusammenhang mit einer Übung des ägyptischen Militärs.

320 Österreicher in Sharm el-Sheikh
Während die deutsche Fluglinie Air Berlin seit mehreren Tagen die Sinai-Halbinsel umfliegt, will das österreichische Tochterunternehmen flyniki wie geplant am Samstagabend seinen Flug nach Sharm el-Sheikh durchführen, teilte die Fluggesellschaft am Freitag mit. In dem beliebten Urlaubsort befinden sich laut Außenministeriumssprecher Thomas Schnöll zurzeit rund 320 Österreicher.
 

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