Polizei:

Angriff in Baton Rouge war gezieltes Attentat

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US-Präsident Barack Obama verurteilte die "feige" Tat.

Der Todesschütze von Baton Rouge hat laut Ermittlern gezielt Polizisten angegriffen. Er habe den Beamten am Sonntag aufgelauert, um sie zu erschießen, sagte Louisianas Polizeichef Mike Edmonson am Montag dem TV-Sender CNN. Der schwarze Irak-Veteran hatte zuvor im Internet zur Gegenwehr gegen Übergriffe weißer US-Bürger auf Schwarze aufgerufen. US-Präsident Barack Obama verurteilte die "feige" Tat.

Bei dem Schützen, der nach seiner Tat selbst erschossen wurde, handelte es sich laut übereinstimmenden Medienberichten um den 29-jährigen Afroamerikaner Gavin Long aus Kansas City, das 700 Kilometer nördlich von Baton Rouge liegt. Long war als Marineinfanterist von 2008 bis 2009 im Irak stationiert und hatte nach seiner Rückkehr offenbar Probleme, im Alltag Fuß zu fassen.

Polizisten in Hinterhalt gelockt

"Er hat die Polizisten aus dem Hinterhalt angegriffen", sagte Edmonson. Er habe keinen Zweifel daran, dass Long seine Opfer zum Tatort gelockt habe. Die Beamten waren zu einem Einsatz nahe dem Polizeihauptquartier gerufen worden, nachdem ein Anrufer von einem bewaffneten Mann gesprochen hatte. Drei weitere Polizisten wurden durch die Schüsse verletzt, einer von ihnen rang am Montag mit dem Tod.

In Baton Rouge hatte ein Polizist kürzlich den schwarzen CD-Verkäufer Alton Sterling erschossen. Nach diesem und einem ähnlichen Vorfall in St. Paul im Bundesstaat Minnesota kam es landesweit zu Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Bei einer dieser Demonstrationen erschoss ein Schwarzer in Dallas fünf weiße Polizisten aus dem Hinterhalt. Als Motiv soll er Hass auf weiße Polizisten angegeben haben.

Aus Rache gehandelt?

Ob auch Long aus Rache handelte, blieb zunächst unklar. In den vergangenen Tagen rief er jedoch über den Kurzbotschaftendienst Twitter mit Blick auf die jüngsten Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze zu Gegenwehr auf. "Wann erhebt Ihr Euch endlich, damit Eure Leute nicht wie die Ureinwohner ausgerottet werden?", schrieb er. Nach eigenen Angaben reiste er kürzlich nach Dallas, dem Schauplatz des Heckenschützen-Angriffs auf Polizisten.

Im vergangenen Jahr hatte Long seinen Namen in Cosmo Ausar Setepenra geändert und sich als Mitglied der Washitaw-Nation bezeichnet. Das ist eine Gruppe von Afroamerikanern, die angibt, ihre Vorfahren hätten als Ureinwohner auf dem amerikanischen Kontinent gelebt.

"Frage mich, ob diese Stadt mich mag"

Eines der Opfer von Baton Rouge war der schwarze Polizist Montrell Jackson. Der 32-Jährige schrieb erst kürzlich auf Facebook, er möge Baton Rouge. "Aber ich frage mich, ob diese Stadt mich mag. In Uniform ernte ich böse, hasserfüllte Blicke, und ohne Uniform sehen mich einige als Bedrohung an."

US-Präsident Barack Obama verurteilte die Tat. Gewalt gegen Polizisten sei "durch nichts zu rechtfertigen", betonte der US-Präsident. Er rief alle Politiker auf, auf "aufhetzende Rhetorik" zu verzichten. "Wir brauchen nun keine unbedachten Äußerungen, mit denen politisch gepunktet werden soll."

Reaktionen von Trump und Clinton

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump erklärte auf Twitter, die USA seien "gespalten und außer Kontrolle". Auf seiner Facebook-Seite sprach er von einem Versagen der Politik: "Wie viele Beamte und andere Leute müssen noch sterben, nur weil es in dem Land an Führung mangelt?"

Die voraussichtliche demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton bezeichnete die tödlichen Schüsse als "Angriff auf alle" und rief zur Einheit auf. Der Bürgermeister von Baton Rouge, Kip Holden, rief zur Ruhe auf. Der Gouverneur von Louisiana, John Bel Edwards, sprach von einem "absolut entsetzlichen, schrecklichen Angriff auf Sicherheitskräfte". "Diese Gewalt, dieser Hass müssen aufhören", forderte er.

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