Betrieb an fast 280 Schulen gestört - Am Wochenende wieder "Gelbwesten"-Proteste angekündigt.
Mehr als 700 Schüler sind am Donnerstag bei den landesweiten Protesten in Frankreich vorübergehend festgenommen worden. Durch die Demonstrationen sei in fast 280 Schulen der Betrieb gestört worden, 45 davon seien blockiert worden, verlautete aus dem Innenministerium in Paris.
In Frankreich keimen jetzt auch Schülerproteste auf, teils gewalttätige. Die Polizei reagiert mit Verhaftungen. Hier: Schüler in Mantes-la-Jolie. Der Jüngste: 12. Ob solche Bilder die Lage beruhigen? #GiletsJaunes pic.twitter.com/CvupMmirZm
— Fabian Eberhard (@FabianEberhard) 6. Dezember 2018
An den Schülerprotesten gegen härtere Auswahlkriterien beim Hochschulzugang und befürchtete Kürzungen beim Lehrpersonal beteiligten sich tausende Gymnasiasten und Mittelschüler. Vielerorts kam es zu Gewalt: In Städten wie Marseille und Bordeaux zündeten Demonstranten Mülltonnen und Autos an und lieferten sich Zusammenstöße mit der Polizei. Bildungsminister Jean-Michel Blanquer übte scharfe Kritik an den Ausschreitungen.
Die Schülerproteste halten seit Wochenbeginn an. Dabei werden wie bei den "Gelbwesten"-Demonstrationen immer wieder Rufe nach einem Rücktritt von Präsident Emmanuel Macron laut. Inzwischen haben sich viele Schüler den Forderungen der Aktivisten angeschlossen, darunter niedrigere Lebenshaltungskosten.
Neue Eskalation der Gewalt in Paris befürchtet
Vor erneuten Protesten der "Gelbwesten" wächst in Frankreich die Unruhe. Die Regierung befürchtet am Wochenende eine neue Eskalation der Gewalt und will deshalb massiv Sicherheitskräfte aufbieten.
Demonstranten der "Gelben Westen" hatten sich am vergangenen Wochenende bei Protesten in Paris Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Autos brannten, Geschäfte wurden geplündert, Schaufensterscheiben gingen zu Bruch. Die Polizei nahm mehr als 400 Menschen fest - ein Niveau, das in den vergangenen Jahrzehnten nicht erreicht wurde.
89.000 Polizisten und andere Ordnungskräfte seien für diesen Samstag mobilisiert worden, davon 8.000 in der Hauptstadt, sagte Premierminister Edouard Philippe am Donnerstagabend im Fernsehsender TF1. "Das ist eine außergewöhnliche Mobilmachung", resümierte der Premier. Es solle in Paris auch etwa ein Dutzend gepanzerter Fahrzeuge der Gendarmerie eingesetzt werden.
Im Land breiten sich unterdessen die Proteste aus. Schüler und Studenten demonstrieren gegen Reformen im Bildungsbereich und blockieren Bildungseinrichtungen. Laut Nachrichtenagentur AFP waren am Donnerstag mehr als 700 Schüler bei Protesten vorläufig festgenommen worden. Für kommende Woche haben auch Bauern Proteste angekündigt.
Die Proteste wirken sich auch auf den Tourismus aus. Der Eiffelturm wird am Samstag geschlossen bleiben. Auch die Pariser Oper, der weltbekannte Louvre oder das Ausstellungsgebäude Grand Palais werden nicht für Besucher öffnen.
Proteste begannen Mitte November
Die Proteste hatten Mitte des vergangenen Monats begonnen. Die "Gelben Westen" demonstrieren gegen geplante Steuererhöhungen auf Benzin und Diesel, die von Staatschef Emmanuel Macron inzwischen für das kommende Jahr ausgesetzt wurden. Der Protest geht aber inzwischen wesentlich weiter - er richtet sich gegen die Reformpolitik der Philippe-Regierung und gegen Präsident Macron.
Viele Franzosen erwarten weitere Antworten des 40-Jährigen. Seit seiner Rückkehr vom G-20-Gipfel am vergangenen Wochenende hatte er sich mit Äußerungen in der Öffentlichkeit deutlich zurückgehalten. Die von den "Gelbwesten" ausgelöste politische Krise ist laut französischen Medien die bisher schwerste seit Macrons Amtsantritt im Mai 2017. Premier Philippe, der wegen der Krise als politisch geschwächt gilt, versicherte in dem TV-Interview, er habe das Vertrauen Macrons.