Kommentierte Ausgabe

Bayern legt Hitlers "Mein Kampf" neu auf

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Umstrittene Entscheidung: Ab 2015 soll das Buch auf den Markt kommen.

Der Freistaat Bayern will mit der Herausgabe einer wissenschaftlich kommentierten Ausgabe künftig einen Missbrauch und das große Geschäft mit Adolf Hitlers "Mein Kampf" verhindern. Die wissenschaftlichen Arbeiten daran seien bereits weit fortgeschritten; ein Zuschuss der Staatsregierung von 500.000 Euro solle die Aufarbeiten daran beschleunigen und sicherstellen, dass das Werk im Jahr 2015 auf den Markt kommen könne, erläuterte das bayerische Finanzministerium am Dienstag.

Ziel eines solchen Standardwerks sei die "Entmystifizierung von "Mein Kampf"", sagte Finanzminister Markus Söder (CSU) nach einem Runden Tisch mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen in Nürnberg. Die Urheberrechte des Freistaats an der rechtsextremen Propagandaschrift laufen im Jahr 2015 aus; danach kann Bayern die Veröffentlichung durch Dritte nicht mehr verhindern. Neben KZ-Überlebenden und ihren Angehören fürchten auch Vertreter der jüdischen Gemeinden einen Missbrauch des Hass-Pamphlets etwa durch Neonazis.

Urheberrecht
Bisher hatte der Freistaat stets mit Hinweis auf sein Urheberrecht die Veröffentlichung unkommentierter "Mein Kampf"-Ausgaben gestoppt und sein Nein in Zweifelfällen auf dem Gerichtsweg durchgesetzt. Erst vor kurzem scheiterte der britische Verleger Peter McGee mit seinem Vorhaben, kommentierte Auszüge aus "Mein Kampf" in seiner historischen Wochenzeitung "Zeitungszeugen" am Zeitungskiosk zu veröffentlichen, vor dem Landgericht München. Er hat allerdings angekündigt, in die nächste Instanz zu gehen.

Söder räumte ein, dass vom Jahr 2016 an, jedem die Veröffentlichung einer unkommentierten Ausgabe von "Mein Kampf" erlaubt sei - "vorausgesetzt, das geschieht nicht in volksverhetzender Weise". Er sehe wohl, dass es im Jahr 2016 eine gewisse Medienaufmerksamkeit geben werde, die für großes verlegerisches Interesse an "Mein Kampf" sorgen könnte, sagte Söder. Er hoffe allerdings, mit einer attraktiven kommentierten Ausgabe solche Projekte für Verlage aus kommerzieller Sicht unattraktiv zu machen.

Neben dem wissenschaftlich bearbeiteten Standardwerk solle das Münchner Institut für Zeitgeschichte noch mit der Herausgabe einer Art Schulausgabe beauftragt werden. Sie solle junge Menschen mit entsprechend aufbereiteten Texten zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Propaganda-Pamphlet anregen. "Wir wollen in allen Veröffentlicheungen deutlich machen, welch großer Unsinn darin steht - allerdings mit fatalen Folgen", sagte Söder.

Teil des behutsamen offensiven Umgangs der Freistaats mit "Mein Kampf" sei außerdem eine zunächst in Nürnberg und München geplante Ausstellung. Zu dem am Dienstag auf den Weg gebrachten Maßnahme-Paket gehöre außerdem eine wissenschaftliche Untersuchung von Reden, die Hitler auf den Nürnberger Reichsparteitagen der Nationalsozialisten gehalten habe. "Dabei steht die Frage im Vordergrund: In welchem Umfang hat später "Mein Kampf" in die Parteitagsrhetorik Eingang gefunden", erläuterte Söder.

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