Anschlag auf Schitien

Bombe fordert über 80 Tote in Pakistan

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Über 180 Menschen sind verletzt. Der Anschlag galt den Schiiten im Land.

Mindestens 81 Menschen sind bei einem Bombenanschlag in der südwestpakistanischen Stadt Quetta in den Tod gerissen worden. Die Rettungskräfte befürchteten noch weitere Todesopfer, da einige der fast 180 Verletzten in einem kritischen Zustand seien, wie ein Polizeisprecher am Sonntag sagte.

1000 Kilo-Bombe
Die bis zu 1000 Kilogramm schwere Bombe war in einem Wasser-Tankwagen versteckt gewesen und am Samstagabend auf einem belebten Markt in Quetta explodiert. Ein zweigeschossiges Haus stürzte ein.

In dem Viertel am Rand der Hauptstadt der Provinz Baluchistan leben vorwiegend schiitische Muslime. Sie machen etwa 20 Prozent der Einwohner Pakistans aus und werden immer wieder zum Ziel von Terroranschlägen der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit. Der pakistanischen Zeitung "Dawn" zufolge übernahm die sunnitische Terrorgruppe Lashkar-e-Jhangvi die Verantwortung für den Anschlag.

Der Sonntag wurde zum offiziellen Trauertag erklärt. Premierminister Raja Pervez Ashraf verurteilte den Anschlag und bekräftige die Entschlossenheit Pakistans, den Terrorismus zu bekämpfen. "Die Terroristen werden es nicht schaffen, unseren Willen durch solch feige Taten zu brechen", sagte Ashraf.

Schiitische Gruppen riefen aus Protest zu einem Generalstreik auf. Ob sie die Toten, die nach islamischen Brauch so schnell wie möglich bestattet werden sollen, am Sonntag beerdigen, war zunächst nicht klar.

Erst vor einem Monat waren bei einem Doppelattentat von Lashkar-e-Jhangvi ebenfalls in Quetta 86 Menschen getötet worden. Damals hatten sich Schiiten geweigert, die Leichen zu bestatten, ehe die "unfähige" Provinzregierung entlassen wird. Diese könne sie nicht beschützen, erklärten sie.

Tagelang harrten die Angehörigen damals mit den in Leichentücher gewickelten Toten auf einer Straße in Quetta aus, ehe Präsident Asif Ali Zardari die Regierung der Provinz Baluchistan entließ und einen Gouverneur einsetzte. Dieser führt seitdem die Amtsgeschäfte.

Doch auch die "Gouverneursherrschaft" konnte die Schiiten nicht schützen. Anführer der religiösen Minderheit beschuldigten am Sonntag die Regierung, nicht gegen die Terroristen vorzugehen. Der neu eingesetzte Gouverneur Zulfiqar Ali Magsi sagte, die jüngste Explosion zeige, wie schwach die Geheimdienste beim Aufspüren von Extremisten seien.

Nach einem jüngst veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch waren im vergangenen Jahr mehr als 400 Schiiten in Pakistan gezielt getötet worden. Die Organisation kommt darin zu dem Schluss, dass die Regierung es nicht schaffe, die Minderheit zu schützen und gegen die Verantwortlichen der Anschläge effektiv vorzugehen.

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