Flog zu langsam und zu niedrig

Bruchpilot hatte nur 43 Flug-Stunden

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Der unerfahrene Pilot bemerkte das drohende Desaster erst im letzten Moment.

Viel zu langsam und viel zu tief hat das Unglücksflugzeug von Asiana Airlines den Flughafen von San Francisco angeflogen. Daran gab es zwei Tage nach der Bruchlandung einer Boeing 777 mit 307 Menschen an Bord keine Zweifel mehr. Statt mit empfohlenen 253 Kilometern pro Stunde habe die Maschine mit einer Geschwindigkeit von nur 196 Kilometern pro Stunde die Landebahn erreicht, teilte die Chefin der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB, Deborah Hersman, am Montag (Ortszeit) in San Francisco mit.

Pilot und sein Ausbilder neu im Job
Bei dem folgenschweren Flugzeugcrash war nicht nur der Pilot auf einem seiner ersten Einsätze auf einer Boeing 777 - auch sein Ausbilder war neu im Job. Lee Jung Min habe erst im vergangenen Monat sein Trainerdiplom erhalten und der Flug nach San Francisco sei sein erster Einsatz als Ausbilder gewesen, sagte am Dienstag eine Sprecherin der südkoreanischen Fluggesellschaft Asiana in Seoul. "Das ist nichts unnormales. Jeder Ausbilder hat irgendwann seinen ersten Tag als Trainer."

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Das Flugzeug habe eine Mauer eingerissen, die den Flughafen am Rande der Bucht von San Francisco vom Meer abgrenzt. Hersman zufolge wurde dabei das Fahrwerk abgetrennt. Einige Stücke seien im Wasser gelandet. Nach einer Schleuderfahrt, bei der weitere Teile abgerissen wurden, kam die Maschine am Rande der Landebahn zum Stehen. Für die langwierigen Ermittlungen sind Experten des südkoreanischen Verkehrsministeriums in die USA geflogen.

Offizielle Erklärung steht noch aus
Eine offizielle Erklärung für das Unglück, bei dem zwei 16-jährige Mädchen aus China starben, stand aber noch aus. Hersman wollte zunächst nicht von einem Pilotenfehler sprechen. Die vier Piloten und die übrige Crew von Flug 214 der südkoreanischen Fluggesellschaft Asiana Airlines sollten am Montag (Ortszeit) zum Hergang des Unfalls Auskunft befragt werden, hieß es.

Retter werden als Helden gefeiert

Unterdessen wurden die Retter von Feuerwehr und Polizei als "Helden" gefeiert. Trotz einer großen Menge auslaufenden Treibstoffes sei sie zur Rettung von Passagieren in den brennenden Rumpf geklettert, sagte Feuerwehrfrau Chrissie Emmons am Montag vor Reportern. Sie beschrieb eine hektische Suche nach eingeklemmten Fluggästen im zerstörten Heck der Maschine. "Wir hatten Glück, dass wir alle rausholen konnten", sagte Emmons. Der Polizist Jim Cunningham schilderte, wie er ohne Schutzkleidung durch die brennende Maschine lief, um Opfern zu helfen.

Horror-Crash mit Boeing 777



Opfer von Rettungswagen überfahren?

Die Leichen der beiden Mädchen wurden außerhalb der Maschine auf der Landebahn gefunden. Die örtlichen Behörden gingen Hinweisen nach, dass eines der beiden Opfer möglicherweise von einem Rettungswagen überfahren wurde. Die sei eine "sehr ernste" Angelegenheit, sagte Hersman. Die Gerichtsmediziner hätten ihre Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, die Todesursache bleibe zunächst unklar. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass der Vorfall untersucht werde.

Sieben Passagiere schweben noch in Lebensgefahr

Die Mädchen, die auf dem Weg zu einen mehrwöchigen Sommer-Camp in Kalifornien waren, saßen im hinteren Teil des Flugzeugs, wo Passagiere die schwersten Verletzungen erlitten. Am Montag lagen nach Auskunft der Ärzte noch 27 Menschen im Krankenhaus, sieben von ihnen in kritischem Zustand. Mehrere Passagiere erlitten als Folge des heftigen Aufpralls bleibende Lähmungen.

Die Maschine war nach einem gut zehnstündigen Flug von Seoul auf der Landebahn des internationalen Airports von San Francisco aufgeschlagen. Sie brach auseinander und brannte größtenteils aus. Der Untersuchung zufolge gab es vor der Bruchlandung keinen Hilferuf über einen möglichen Notfall aus dem Cockpit. Beide Motoren seien funktionsfähig gewesen, teilte Hersman mit.


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