Herzogin Camilla wird an der Seite von König Charles III. in den Buckingham-Palast einziehen.
Lange Zeit sah es so aus, als würde sie in die Fußstapfen ihrer Urgroßmutter Alice treten, der Mätresse von König Edward VII. Doch den wenig schmeichelhaften Titel der "Dritten" in der Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana hat Herzogin Camilla längst abgelegt. Viele Briten haben sich inzwischen mit der einst ungeliebten Partnerin des Thronfolgers ausgesöhnt. Nun wird sie an der Seite des neuen Königs Charles III. als Königsgemahlin in den Buckingham-Palast einziehen.
Jahrelang waren Camilla und Diana Rivalinnen - und lange schienen die Briten die Abneigung der Prinzessin für die einst von ihr als "Rottweiler" verhöhnte Nebenbuhlerin zu teilen. Nur langsam konnten sie sich nach Dianas Scheidung und ihrem tragischen Unfalltod im August 1997 für die "Neue" an der Seite des Thronfolgers erwärmen, lange galt sie den Briten nur als Ehebrecherin und Zerstörerin des angeblichen "Traumpaars" Charles und Diana.
Camilla und Charles lernten sich Anfang der 70er-Jahre beim Polospiel kennen und verliebten sich. Doch die selbstbewusste Tochter des britischen Offiziers und Weinhändlers Bruce Middleton Hope Shand und Enkelin des dritten Barons Ashcombe galt als nicht ausreichend standesgemäß für einen künftigen britischen König.
1973 heiratete Camilla schließlich statt des Prinzen dessen Freund Andrew Parker Bowles, einen Offizier der britischen Armee. Das Paar hat zwei Kinder: den heutigen Food-Kritiker Tom Parker Bowles, dessen Patenonkel Charles ist, und die Kuratorin Laura Lopes.
1981 folgte die "Traumhochzeit" zwischen Prinz Charles und Prinzessin Diana. Die Gefühle des Thronfolgers für seine Jugendliebe aber blieben unverändert - und wenige Jahre nach der Hochzeit nahmen sie ihre Affäre wieder auf. 1993 beendete dann ein von den Medien veröffentlichter Mitschnitt eines intimen Telefonats auf äußerst peinliche Weise endgültig alle Zweifel über die Art ihrer Freundschaft.
1995 ließen sich Camilla und Andrew Parker Bowles scheiden, ein Jahr später folgten Charles und Diana. Viele Briten machten Camilla damals für das Scheitern der Ehe des Thronfolgers mit der glamourösen und beliebten Prinzessin verantwortlich. Nach deren Unfalltod kam eine rasche Hochzeit des Paares deshalb nicht in Frage.
Langsam und mit Hilfe einer geschickten Pressearbeit des Hofes gewöhnten sich die Briten aber an Camilla als Partnerin an der Seite ihres Thronfolgers. Als das Paar im April 2005 dann endlich heiratete, jubelten ihm 20.000 Menschen in den Straßen von Windsor zu.
Inzwischen haben die meisten Briten die einstige Hassfigur Camilla akzeptiert. Einer Umfrage zufolge stand die 75-Jährige im zweiten Quartal dieses Jahres an achter Stelle der beliebtesten Royals.
Die bodenständige Herzogin mit ihrem Hang zu Tweed und dem Flair einer typischen Landaristokratin gilt als diskret, zugewandt, humorvoll und warmherzig. Mehr und mehr übernahm sie in den vergangenen Monaten - gemeinsam oder auch ohne ihren Mann - Repräsentationspflichten, darüber hinaus ist sie Schirmherrin von rund hundert Organisationen.
Camillas Auftritte spiegeln ihre vielfältigen Interessen wider, von ihrem beliebten Instagram-Buchclub bis zum Tierschutz. In Interviews sprach sie offen über den Kampf ihrer Mutter gegen Osteoporose und ihre Hobbys Gärtnern und Pferdezucht. Zusammen mit Herzogin Kate, der Frau von Charles' ältestem Sohn Prinz William, unterstützt sie zudem eine Kampagne gegen Gewalt gegen Frauen.
Die Söhne des britischen Thronfolgers haben schon längst kein Problem mehr mit dessen zweiter Frau. 2005 wies Williams jüngerer Bruder Harry das Bild von ihr als "böse Schwiegermutter" entschieden zurück. Camilla sei eine "wunderbare Frau, die unseren Vater sehr, sehr glücklich gemacht hat", sagte er damals. Und: "William und ich haben sie zum Fressen gern."
Wie sehr Camilla auch von ihrer Schwiegermutter geschätzt wurde, zeigte die Queen, als sie im Februar bestimmte, dass Charles' Frau nach dessen Thronbesteigung den Titel "Queen Consort" (Königsgemahlin) tragen wird.