Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland ist laut dem Meldesystem RIAS weiter gestiegen. 2024 habe es jeden Tag 24 Vorfälle gegeben, teilte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus am Mittwoch mit.
Mit über 8.600 Vorfällen seien 77 Prozent mehr als 2023 registriert worden. "Die Lage für Jüdinnen und Juden hat sich weiter verschärft", urteilte RIAS. Ausgelöst worden seien die Vorfälle durch die Reaktion Israels auf die Hamas-Massaker samt Gaza-Krieg.
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68 Prozent aller dokumentierten antisemitischen Vorfälle in Deutschland im Vorjahr hätten einen Bezug zu Israel, erklärte Rias. Auffällig sei die Zunahme von Antisemitismus etwa durch Demonstrationen, Schmierereien und Aufkleber. Deutschlandweit wurden von dem Meldesystem mehr als 1.800 Versammlungen erfasst, bei denen Antisemitismus verbreitet wurde: Die Vernichtung der Juden im Nationalsozialismus sei relativiert worden, eingestufte Terrororganisationen wie die Hamas oder die libanesische Hisbollah-Miliz gefeiert und Gegendemonstranten angegriffen worden.
Hochschulen besonders betroffen
Die Zahl der Vorfälle an deutschen Hochschulen hat sich laut RIAS sogar verdreifacht. Darunter habe es mindestens 19 Angriffe auf Juden gegeben. Zuletzt hatte die Verurteilung eines Studenten mit palästinensischen Wurzeln für Aufsehen gesorgt, der einen jüdischen Kommilitonen angegriffen und schwer verletzt hatte. Das Gericht wertete dies als gezielt antisemitischen Angriff und verurteilte den Täter zu drei Jahren Haft.
RIAS ist ein Dachverband von Meldestellen und will antisemitische Vorfälle einheitlich dokumentieren. Die Meldestellen wollen Vorfälle in ganz Deutschland erfassen und bieten Unterstützung für Betroffene an.