Weiter EHEC-Gefahr

Zweijähriger stirbt an "Killer-Keim"

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Auch der zehnjährige Bruder und der Vater des deutschen Buben sind erkrankt.

Zum ersten Mal ist in Deutschland ein Kind an dem gefährlichen Darmkeim EHEC gestorben. Ein zweijähriger Bub aus dem niedersächsischen Celle starb am Dienstag an den Folgen des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS), sagte ein Sprecher des Landkreises. Bisher war das jüngste vom Robert Koch-Institut (RKI) registrierte Opfer in Deutschland 20 Jahre alt.

Damit sind seit dem Ausbruch der EHEC-Epidemie vor rund vier Wochen deutschlandweit mindestens 36 Menschen an den Folgen des Darmkeims gestorben. Die Zahl der Neuerkrankungen ging in Deutschland weiter zurück.

Die deutsche EHEC-Patientin im Wiener AKH ist ebenfalls an der aggressiven Form des Keims erkrankt, gab eine Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) am Dienstag auf Anfrage bekannt. Ihr Zustand war weiterhin unverändert: Die 32-jährige Touristin, die bereits mit den entsprechenden Symptomen nach Österreich eingereist war, ist bereits mobil. "Es geht ihr ganz langsam besser."

EU-Entschädigungen
In Brüssel nahmen Vertreter der 27 EU-Länder am Dienstag Beratungen über millionenschwere Entschädigungen für Gemüsebauern auf. Auf Vorschlag der EU-Kommission sollen europäische Landwirte 210 Millionen Euro für ihre Umsatzeinbußen erhalten. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte an, dass auch auf der Ebene der Bundesländer über finanzielle Hilfen für die Bauern beraten würde.

"Die heutigen Zahlen verstetigen den Eindruck vom Wochenende, dass der Scheitelpunkt der Neuinfektionen überschritten ist", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover am Dienstag. "Wir haben Grund zum Optimismus. Entwarnung bedeutet das aber noch nicht." In den vergangenen Wochen war die Zahl der Neuerkrankungen von einem Tag auf den anderen häufig zweistellig angewachsen. Seit dem Ausbruch der EHEC-Epidemie ist der Darmkeim bundesweit bei mehr als 4.000 Menschen nachgewiesen oder vermutet worden.

Nierenversagen
Wie sich das am Dienstag in Niedersachsen gestorbene Kleinkind angesteckt hatte, war zunächst unklar. Es starb infolge von Nierenversagen und einer Auflösung von roten Blutkörperchen, wie der Celler Amtsarzt Carsten Bauer der "Celleschen Zeitung" bestätigte. In der Familie seien zudem der zehnjährige Bruder und der Vater an EHEC erkrankt. Das Gesundheitsministerium in Hannover berichtete von einem weiteren erkrankten Geschwisterkind. Alle sind inzwischen aber nach Angaben des Amtsarztes bereits wieder auf dem Weg der Besserung.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung riet weiterhin davon ab, rohe Sprossen zu essen - auch keine selbst gezogenen. Ob auch Gemüse - wie beispielsweise Brokkoli oder Knoblauch - belastet sein kann, falls es aus belasteten Sprossen gezogen wurde, war noch unklar. "Das ist eine Fragestellung, die wir im Moment nicht beantworten können", sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Sprossen werden untersucht
Unterdessen wurde weiter untersucht, wie der Erreger auf die Sprossen des Biohofs Bienenbüttel in Niedersachsen gelangen konnte. Nicht geklärt ist weiterhin, ob Mitarbeiter den Keim eingeschleppt haben, oder er durch Saatgut oder andere Quellen in den Betrieb gelangte. Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministeriums stammt das Saatgut des Bienenbütteler Betriebes aus Asien, Südeuropa und Deutschland. Jetzt müsse abgewartet werden, ob eine bestimmte Sprossenart für die Epidemie verantwortlich sei.

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