Nur ein Ziel erreicht

EU räumt Scheitern der Bildungsziele ein

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Die Leseschwäche steigt in Österreich am stärksten an.

Die Europäische Union hat offiziell das Scheitern ihrer im Jahr 2000 gesetzten Bildungsziele eingeräumt. EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou sagte am Dienstag in Brüssel, trotz einzelner Fortschritte habe nur eine von fünf Vorgaben von der EU erfüllt werden können, nämlich den Anteil von Hochschulabsolventen mathematischer, naturwissenschaftlicher und technologischer Fächer zu steigern. Dieser habe sich EU-weit um 37 Prozent auf mehr als 940.000 Absolventen erhöht.

Schulabbrecher-Quote nach wie vor zu hoch
Verfehlt hat die EU dagegen ihr Ziel, die Schulabbrecher-Quote auf unter 10 Prozent zu senken. EU-weit ging der Anteil frühzeitiger Schulabbrecher von 17,6 Prozent im Jahr 2000 auf 14,4 Prozent im Jahr 2009 zurück, in Österreich von 10,2 Prozent auf 8,7 Prozent. Vassiliou bezeichnete es als inakzeptabel, dass jeder siebente Schüler die Schule frühzeitig verlasse und und nur jeder dritte Schüler eine Hochschulbildung erreiche.

Mehr als ein Viertel der österreichischen Schüler kann nicht lesen
Auch die Lesekompetenz hat sich in der EU nicht in dem angestrebten Ausmaß verbessert. Bis 2010 sollte der Anteil der Schüler mit geringer Lesekompetenz um ein Fünftel auf 17 Prozent sinken. Nach den vergleichbaren PISA-Zahlen lag der Anteil 2009 aber für die EU noch bei 20 Prozent, in Österreich sogar bei 27,5 Prozent. Gegenüber dem Jahr 2000 hat sich die Lesefähigkeit auch in Tschechien, Irland, Spanien, Frankreich, Italien, Finnland und Schweden und gegenüber 2006 auch in Luxemburg und Slowenien verschlechtert. Österreich wies im Jahr 2000 noch einen Anteil von 19,3 Prozent leseschwachen Schülern auf, damit wuchs die Leseschwäche in Österreich EU-weit am stärksten.

EU-Kommissarin: "Leseschwäche komplexes Problem"
Dies sei ein sehr komplexes Problem, für das es keine einfache Lösung gebe, betonte die EU-Kommissarin. Sie verwies auf eine Gruppe hochrangiger Experten für Alphabetisierung unter dem Vorsitz der niederländischen Prinzessin Laurentien und eine Lesekampagne der EU, die sich auch gezielt an sozial schwache Gruppen wie Roma-Kinder richte. Es sei notwendig, dass Eltern ihre Kinder öfter zum Lesen anhielten, anstatt dass die Kinder die Zeit vor dem Computer zu verbringen, sagte die Kommissarin.

Maturaquote in der EU klar verfehlt, in Österreich übertroffen
Bis 2010 sollten mindestens 85 Prozent der 22-Jährigen in der EU einen Maturaabschluss haben. Seit 2000 stieg der Anteil EU-weit nur leicht, von 76,6 Prozent auf 78,6 Prozent im Jahr 2009, in Österreich von 85,1 auf 86,0 Prozent. Die Anzahl von Hochschulabsolventen mathematischer, naturwissenschaftlicher und technologischer Fächer stieg EU-weit seit 2000 um 37,2 Prozent und der Frauenanteil unter ihnen von 30,7 Prozent auf 32,6 Prozent im Jahr 2008. Österreich verzeichnete eine Steigerungsrate von 66,4 Prozent, der Frauenanteil erhöhte sich von 19,9 auf 24,2 Prozent. Der Anteil von Personen in der Erwachsenenbildung sollte in der EU im Durchschnitt 12,5 Prozent im Jahr 2010 erreichen, bisher erzielte die EU aber nur 9,3 Prozent (Österreich 13,8 Prozent).

Bis 2020 weitere fünf Ziele gesetzt
Bis 2020 hat sich die EU weitere fünf "Benchmarks" gesetzt. So soll der Anteil frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabgänger weiterhin unter 10 Prozent betragen. Der Anteil der 30- bis 34-Jährigen mit einem Hochschulabschluss sollte bei mindestens 40 Prozent liegen. Diese beiden Ziele sind auch Bestandteil der EU-Wirtschaftsstrategie "Europa 2020". Darüber hinaus sollen mindestens 95 Prozent der Kinder im Alter zwischen vier Jahren und dem Beginn des Pflichtschulalters an frühkindlicher Bildung teilhaben (derzeit EU-weit 92,3 Prozent; in Österreich 90,3 Prozent). Der Anteil der 15-Jährigen mit unzureichenden Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sollte weniger als 15 Prozent betragen (aktuell in der EU 20 Prozent). Im Durchschnitt sollten bis 2020 mindestens 15 Prozent der Erwachsenen am lebenslangen Lernen teilnehmen.

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