Wegen mutmaßlicher Fahrlässigkeit wurden in der Türkei mindestens 14 Personen festgenommen.
Türkei. Am Samstag wurden im Süden der Türkei mindestens 14 Menschen wegen mutmaßlicher Fahrlässigkeit festgenommen. Ein Haftbefehl sei auch gegen 33 Menschen in der Stadt Diyarbakir ergangen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Strafverfolger. Sie sollen für etwaige Bauschäden verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigten, wie etwa das Entfernen von Betonsäulen.
Einer der Verdächtigen wurde den Angaben zufolge am Flughafen in Istanbul gefasst. Er soll versucht haben, mit Bargeld nach Montenegro zu fliehen. Neun weitere Verdächtige wurden in den Städten Sanliurfa und Osmaniye verhaftet.
Zahl der Todesopfer steigt weiter an
Unterdessen steigt die Zahl der Toten nach dem schweren Beben immer weiter. Allein in den betroffenen Gebieten in der Türkei sind 22.327 Menschen ums Leben gekommen, sagte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Samstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Mindestens 80.278 Menschen seien verletzt worden. In Syrien wurden 3.553 Todesopfer gemeldet. Viele Menschen werden noch unter den Trümmern vermisst.
Etwa 24,4 Millionen Menschen sind der Türkei zufolge von den Erdbeben betroffen. Über eine Million Menschen hätten kein Dach mehr über dem Kopf und seien in Notunterkünften untergebracht, sagte Vizepräsident Fuad Oktay. Laut Erdogan sind Hunderttausende Gebäude nicht mehr bewohnbar. Fast 93.000 Menschen wurden aus den Erdbebengebieten herausgebracht. Die deutsche Regierung kündigte am Samstag an, unbürokratisch Visa für Betroffene erteilen zu wollen, damit sie bei Angehörigen in Deutschland Unterschlupf finden können.
Rund 2.000 Nachbeben
Seit dem ersten Beben Montag früh seien rund 2.000 Nachbeben registriert worden. Das betroffene Gebiet erstreckt sich über ein etwa 450 Kilometer breites Gebiet. Unzählige Menschen müssen bei eisigen Temperaturen im Freien, in ihren Autos oder in Zeltnotlagern ausharren, weil sie obdachlos wurden oder ihre Häuser einsturzgefährdet sind. Vielerorts mangelt es an Lebensmitteln, Trinkwasser und funktionierenden Toiletten. Zur besseren Versorgung der Überlebenden öffnete die Türkei einen Grenzübergang zu Armenien - trotz einer tiefen Feindschaft zum Nachbarland, berichtete Anadolu Ajansi.