Flüchtlingsdrama

EU fordert Lastenverteilung

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Allein seit vergangener Woche wurden 11.000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet.

Angesichts der drastisch steigenden Flüchtlingszahlen hat die EU-Kommission eine faire Lastenverteilung bei der Gesundheitsversorgung der Migranten gefordert. Es gebe hier einen "Notfall", dem schnell begegnet werden müsse, sagte der Gesundheitsbeauftragte der Europäischen Kommission, Ladislav Miko, am Dienstag bei einem Besuch in der lettischen Hauptstadt Riga.

EU-Länder, die besonders stark mit der Flüchtlingskrise konfrontiert seien, wie Italien oder Spanien, seien nicht in der Lage, "hunderte Patienten an einem Tag" zu behandeln.

Dies sei aber notwendig, wenn Bootsflüchtlinge einträfen, die unter Austrocknung und anderen Beschwerden litten, sagte Miko. Ein Teil der Flüchtlinge solle daher in Krankenhäuser in weniger stark betroffenen Ländern verlegt werden. Außerdem sollten Impfstoffe, Notfallausrüstung und logistische Unterstützung für die Versorgung der Flüchtlinge bereitgestellt werden.

Allein seit Mitte vergangener Woche wurden rund 11.000 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Vergangenes Jahr waren in Italien insgesamt 170.000 Bootsflüchtlinge eingetroffen - schon jetzt ist absehbar, dass diese Zahl 2015 übertroffen wird.

Laut Miko hat die EU-Kommission die Mittelmeeranrainer aufgefordert, ihren akuten Bedarf zur Versorgung der Flüchtlinge mitzuteilen. Am Dienstag fand ein Treffen des Gesundheitsausschusses der EU statt.

Der lettische Gesundheitsminister Guntis Belevics, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, sagte, Zypern habe Hilfe anderer EU-Mitgliedstaaten beim Transport von behandlungsbedürftigen Flüchtlingen gefordert. Zypern, Malta, Griechenland und andere südeuropäische Länder sprachen sich demnach für eine Beteiligung der anderen Mitglieder an den Kosten aus.

Die EU sieht sich derzeit unter starken Handlungsdruck, auf die steigenden Flüchtlingszahlen angemessen zu reagieren. Bei dem bisher tödlichsten Flüchtlingsunglück im Mittelmeer waren in der Nacht zu Sonntag etwa 800 Menschen ums Leben gekommen. Der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge ist die Zahl der Toten im Mittelmeer seit Jahresbeginn damit auf mehr als 1.750 gestiegen. Im Vorjahreszeitraum gab es demnach 56 Opfer, die Zahl liegt also 2015 schon mehr als 30 Mal höher.

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