Ukraine

Großdemo in Kiew: Klitschko attackiert

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Regierungsgegner trotzen Demo-Verbot - Oppositionsführer mit Feuerlöscher besprüht.

Nach neuen Massenprotesten gegen die pro-russische Führung in der Ukraine ist es am Sonntag in Kiew zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Polizei gekommen. Mehr als 70 Sicherheitskräfte wurden verletzt.

Wütende Anhänger der proeuropäischen Opposition setzten mehrere Einsatzfahrzeuge und Spezialtechnik in Brand. Die Ausschreitungen dauerten auch nach mehr als fünf Stunden an. Es gab mehrere Festnahmen.

Attacke auf Klitschko
Der pro-westliche Oppositionspolitiker und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko wurde angegriffen, als er versuchte, die wütende Menge zu beruhigen. Klitschko rief die jungen Demonstranten zur Ruhe und zu Verhandlungen mit der Polizei auf. Der Politiker wurde mit einem Feuerlöscher besprüht.

Zuvor hatte es gegen Klitschko bei der Kundgebung Buhrufe gegeben. Er steht unter Beschuss, ohne Plan und unentschlossen zu handeln und die zersplitterte Opposition nicht einigen zu können. Der Boxer hatte sich immer wieder für einen friedlichen Machtwechsel in der Ex-Sowjetrepublik ausgesprochen.

Klitschko traf sich nach einer Mitteilung der von ihm geführten Partei Udar (Schlag) noch am Sonntagabend mit Präsident Viktor Janukowitsch, um über die gespannte Lage zu sprechen.

Molotow-Cocktails und Tränengas
Mit Masken vermummte Oppositionelle hatten zuvor versucht, Absperrungen im Regierungsviertel zu durchbrechen, um das Parlamentsgebäude zu stürmen. Einige warfen Steine auf die Polizisten und zündeten Feuerwerkskörper. Die Sicherheitskräfte setzten Blendgranaten und auch einen Wasserwerfer ein - bei etwa minus acht Grad Celsius. Unbestätigten Augenzeugenberichten zufolge gab es nach dem Einsatz von Tränengas mehrere Verletzte.

Großdemo in Kiew: Klitschko attackiert
© Getty Images

Demonstranten setzten einen Bus in Brand; Foto: Getty Images

Proteste gegen Demo-Verbot
Viele der europafreundlichen Demonstranten trugen Karnevalsmasken sowie Töpfe, Siebe oder Kartons auf dem Kopf, um die jüngst verschärften Sanktionen für vermummte Demonstranten lächerlich zu machen. Präsident Viktor Janukowitsch hatte am Freitag ein Gesetzespaket unterzeichnet, welches das Demonstrationsrecht beschneidet. Es sieht unter anderem Geldstrafen für Demonstranten vor, die sich mit Gesichtsmasken vermummen oder Helme tragen. Für den nicht genehmigten Aufbau von Bühnen und Zelten auf öffentlichen Plätzen können 15 Tage Haft verhängt werden, bis zu fünf Jahre Gefängnis drohen für die Blockade öffentlicher Gebäude. Außerdem hatte ein Gericht am Mittwoch ohne Angaben von Gründen entschieden, dass im Zentrum von Kiew bis zum 8. März nicht mehr demonstriert werden dürfe.

Der Maidan genannte Unabhängigkeitsplatz in Kiew ist seit November die zentrale Anlaufstelle für die Oppositionsanhänger. Sie protestieren gegen die Entscheidung von Janukowitsch, ein über Jahre ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen. Der Präsident handelte dabei offenbar auf Druck Russlands, das ihm anschließend einen Milliardenkredit und einen Preisnachlass bei Gaslieferungen gewährte.
 

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Zusammenstöße in Kiew