Ungarn entscheiden Zukunft

Heute lässt sich Orban wählen

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Favorit bei der Wahl ist Langzeitpremier Viktor Orbán. Schafft er heute das Triple?

Alle Umfragen sehen Viktor Orbán (54) und seine Fidesz-Partei vorne. Es wäre seine dritte Amtszeit in Folge, seine vierte insgesamt. Aber: Selbst in Ungarn ist der Premier nicht mehr unumstritten. Im Wahlkampf hatte er nur ein Programm: Nationalismus pur. Für ÖSTERREICH analysiert Ungarn-Experte und Buchautor Paul Lendvai die Schicksalswahl bei unserem Nachbarn.

"Sieg der Opposition
wäre eine Sensation"

ÖSTERREICH: Heute wählen acht Millionen Ungarn. Was erwarten Sie?

Paul Lendvai: Nach menschlichem Ermessen ist ein sicherer Sieg des derzeitigen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zu erwarten, allerdings ist es kaum wahrscheinlich, dass er eine Zweidrittel-Mehrheit haben wird. Es wäre eine unglaubliche Sensation, wenn die zerstrittene Opposition so zusammenarbeiten könnte, dass genug Wahlkreise gewonnen werden.

ÖSTERREICH: Könnte es für ­Orbán doch enger werden als prognostiziert?

Lendvai: Schwierig vorauszusagen, weil seine Fidesz-Partei in den Umfragen stets zu hoch eingeschätzt wird. Es gibt zwei Mio. solide Fidesz-Anhänger, aber acht Millionen Wähler. 2014 hat Orbán die Wahlen mit 43 % gewonnen, das war die Zweidrittel-Mehrheit. Auch diesmal sprechen alle Voraussetzungen für Fidesz. Eine sehr starke Medienpräsenz, dazu die unglaubliche Orbán-Kampagne gegen Migranten, Flüchtlinge, angebliche äußere Feinde wie den US-Finanzinvestor George Soros. Fidesz hat auch all ihre Positionen so besetzt, dass eine Kontrolle der Auszählung kaum möglich ist. Vor vier Jahren hatte Fidesz von den ausländischen Ungarn 95 Prozent bekommen. Das war laut einer US-Soziologin ein nordkoreanisches Ergebnis. Das wird Fidesz auch diesmal sicher helfen.

ÖSTERREICH: Und die Opposition …

Lendvai: Schwer vorstellbar, dass die rechte Partei und die gemäßigte Linke überall dort, wo sie Kandidaten aufgestellt haben, massiv unterstützt werden.

ÖSTERREICH: Wie wichtig ist die Wahlbeteiligung?

Lendvai: Darum geht’s. 2014 lag sie bei knapp über 60 %. Jetzt rechnet man, dass 65 % oder 70 % abstimmen werden, das könnte für die Opposition ein Vorteil sein. Karl Wendl

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