Die 20 überlebenden Hamas-Geiseln sind nach ihrer Freilassung am Montag unter Freudentränen in Israel von ihren Angehörigen in Empfang genommen worden.
In Tel Aviv bejubelten Tausende Menschen die Rückkehr ihrer vor mehr als zwei Jahren von der Hamas verschleppten Landsleute. Im Gazastreifen und im Westjordanland wurde unterdessen die Freilassung der fast 2.000 im Austausch für die Geiseln aus israelischer Haft entlassenen Palästinenser gefeiert.
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Die freigelassenen Geiseln wurden mit Militärhubschraubern zu einem Stützpunkt in Israel gebracht. Sie winkten und lächelten bei ihrer Landung, wie AFP-Reporter berichteten. Das israelische Militär veröffentlichte ein Video, das das emotionale Wiedersehen von Einav Zangauker und ihrem Sohn Matan zeigt, den die radikalislamische Hamas aus dem Kibbuz Nir Oz in den Gazastreifen verschleppt hatte. "Mein Leben, du bist mein Leben, du bist ein Held", sagte die Mutter, als sie ihren Sohn umarmte.
Der Vater der freigelassenen Geisel Eitan Mor weinte vor Glück, als er seinen Sohn in die Arme schloss. Andere junge Geiseln winkten aus den Fenstern der Fahrzeuge, die sie zur Behandlung in ein medizinisches Zentrum nahe Tel Aviv brachten. Die befreiten israelisch-deutschen Zwillinge Gali und Ziv Berman lächelten und reckten ihre Daumen nach oben.
Schlaflose Nacht in Tel Aviv
Nach einer schlaflosen Nacht waren in Tel Aviv viele Menschen bereits im Morgengrauen zum Platz der Geiseln geströmt, um gemeinsam auf die Freilassung der verbliebenen Hamas-Geiseln zu warten. Die Übergabe der 20 noch lebenden Geiseln ans Rote Kreuz und ihre langersehnte Ankunft in Israel wurden dann per Großleinwand übertragen. Nach der Freilassung der Geiseln stimmten die Menschen auf dem Platz im Zentrum von Tel Aviv Gesänge an, tanzten und fielen sich überglücklich in die Arme.
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Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruger Ziv wurde der deutsche Staatsbrüger am 7. Oktober 2023 entführt und überlebte in den Fängen der Hamas.
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Nach über zwei Jahren Gefangenschaft gingen die Bilder um die Welt, als Ziv sienen Bruder Gali wieder in die Arme nehmen konnte.
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Der Deutsch-Israeli geriet nach seiner Flucht vom Nova-Festival in einen Schutzraum in die Gewalt von Terroristen. Er wurde verletzt und könnte auf einem Auge erblindet sein. Der 24 Jahre alte Pianist soll in Geiselhaft angekettet worden sein.
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Während seine ebenfalls verschleppte Partnerin bereits freikam, sitzt der 25-Jährige immer noch in Geiselhaft. Seine Mutter ist eine der bekanntesten Geisel-Angehörigen und scharfe Kritikerin der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
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Ariel wurde mit mehrer seiner Angehörigen verschleppt. Sein Bruder David war ebenfalls bis zuletzt in Gefangenschaft.
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Seine fünf Jahre alten Töchter waren ebenfalls in Gefangenschaft. Bis auf die Brüder kamen alle wieder frei. Bekannte deutsche Schauspieler machten bei der diesjährigen Berlinale auf das Schicksal David Cunios aufmerksam. Der Schauspieler war 2013 mit einem Film auf der Berlinale vertreten gewesen.
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Der heute 48 Jahre alte Omri Miran aus dem Grenzort Nahal Oz wurde Berichten zufolge vor den Augen seiner Kinder verschleppt. Neben seiner Frau hoffen seitdem auch seine beiden kleinen Töchter laut der Familie "von ganzem Herzen darauf", ihren Vater wieder in die Arme schließen zu können.
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Der 25 Jahre alte Israeli war auf der Wüsten-Party ebenfalls zuständig für die Sicherheit und hat sich Berichten zufolge um verletzte Festivalbesucher gekümmert. Seine Eltern haben sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen, die Geiseln gegen Palästinenser auszutauschen, die wegen Terrortaten verurteilt worden waren.
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Der inzwischen 24-Jährige wurde zusammen mit seinem besten Freund Eviatar David vom Nova-Festival verschleppt. Anfang des Jahres veröffentlichte die Hamas Aufnahmen, die zeigen, wie beide die Freilassung anderer Geiseln anschauen mussten und die israelische Regierung verzweifelt anflehen, auch für ihre Freilassung zu sorgen.
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Der Israeli ist der beste Freund von Guy Gilboa-Dalal. Im Sommer veröffentlichte die Hamas erneut ein Gräuel-Video, das den 24-Jährigen bis auf die Knochen abgemagert in einem engen Tunnel zeigt. Den Angaben zufolge schaufelte er währenddessen sein eigenes Grab.
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Der inzwischen 32-jährige Avinatan Or wurde ebenfalls vom Nova-Festival entführt - zusammen mit seiner Freundin Noa Argamani. Israels Armee befreite Argamani im Sommer vergangenen Jahres.
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Bar Kuperstein (23) arbeitete auf dem Nova-Festival als Sicherheitsmann. Angehörige berichteten Medien, er habe dort anderen geholfen, sich vor den Terroristen in Sicherheit zu bringen, bevor er selbst in ihre Hände fiel.
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Der Israeli (39) besuchte zum Zeitpunkt des Hamas-Massakers seinen älteren Bruder im Kibbuz Nir Oz. Die beiden Männer, die als große Fußballfans gelten, wurden verschleppt. Iair Horn wurde Anfang des Jahres freigelassen.
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Der Deutsch-Israeli war Medien zufolge ebenfalls als Wächter bei dem Festival angestellt und versuchte, Menschen vor Ort zu retten. Ein Propagandavideo der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) zeigte den 21-Jährigen vor einigen Monaten abgemagert und blass.
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Der 25 Jahre alte Josef-Chaim Ohana half während des Massakers auf dem Festival Berichten zufolge ebenfalls Besuchern des Musik-Events. In einem von der Hamas veröffentlichten Video sagte er im Mai dieses Jahres: "Ein ganzes Land will, dass dieser Alptraum aufhört."
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Auch Elkana Bohbot (36), Vater eines kleinen Jungen, arbeitete auf der Nova-Party. In einem im Mai veröffentlichten Propagandavideo der Hamas sagte Josef-Chaim Ohana über den abgemagert und apathisch wirkenden Bohbot, dieser habe mehrfach versucht, sich selbst zu verletzen.
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Der junge Soldat hielt Berichten zufolge zum Zeitpunkt des Massakers im Rahmen seines Wehrdienstes Wache nahe dem Gazastreifen. Laut Medien soll eine freigelassene Geisel seinen Eltern von dem nun 21-Jährigen ausgerichtet haben, dass er sie liebe und sie sich keine Sorgen um ihn machen sollten.
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Max Herkin (37), der ebenfalls vom Nova-Festival entführt wurde, stammt ursprünglich aus der Ukraine und hat eine kleine Tochter. In einem von der Hamas im Sommer veröffentlichten Video sagte er, die Geiseln fühlten sich nicht mehr wie Menschen.
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Der israelische Soldat wurde israelischen Medien zufolge aus einem brennenden Panzer entführt. Der heute 22-Jährige soll Berichten zufolge angekettet und geschlagen worden sein.
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Der Israeli wurde entführt, als er versuchte, vom Nova-Festival zu flüchten. Im Februar berichteten freigelassene Verschleppte über ihre Zeit mit ihm - das war das erste Lebenszeichen, das Kalfons Familie von dem 27-Jährigen bekam.
"Wir haben auf diesen Moment gewartet, aber es bleibt die Trauer für diejenigen, die nicht zurückkehren", sagte der 54-jährige Lehrer Ronny Edry. Trotzdem sei es ein "schöner Tag, auf den wir seit zwei Jahren gewartet haben", betonte er.
Der Platz der Geiseln war in ein gelbes Meer verwandelt. Das israelische Familienforum, die wichtigste Organisation der Geisel-Angehörigen, hatte eine "gelbe Nacht" organisiert: Gelb ist die Farbe, die in Israel mit den Geiseln assoziiert wird und den öffentlichen Raum Israels erobert hat - von Autotürgriffen und Café-Eingängen bis hin zu Schaufenstern und Kinderwagen.
Gefeiert wird auch im Westjordanland
Wie in Tel Aviv wurde auch in Ramallah im Westjordanland gefeiert: Dort wurden die ersten aus israelischer Haft entlassenen Palästinenser jubelnd empfangen. Einige der Freigelassenen formten mit ihren Fingern ein V für "Victory" (Sieg). Beim Verlassen des Busses, der sie von einem israelischen Gefängnis zu einem Kulturzentrum in Ramallah gebracht hatte, lächelten die meisten. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, eine Wiedergeburt", sagte einer der Freigelassenen, Mahdi Ramadan. Er wurde von seinen Eltern empfangen.
In Khan Younis im Süden des Gazastreifens trafen später weitere Busse ein, deren Insassen ebenfalls von einer Menschenmenge empfangen wurden. "Die größte Freude ist es, meine ganze Familie zu sehen, die sich versammelt hat, um mich willkommen zu heißen", sagte der 25-jährige Jussef Afana, der nach eigenen Angaben zehn Monate in Israel inhaftiert war.
Insgesamt wurden nach israelischen Angaben am Montag 1.968 Palästinenser aus mehreren Gefängnissen entlassen und ins Westjordanland sowie in den Gazastreifen gebracht. Gemäß dem Waffenruhe-Abkommen waren darunter 250 Häftlinge, die unter anderem wegen tödlicher Attentate verurteilt worden waren. Rund 1.700 nun freigelassene Palästinenser waren nach dem Beginn des Gazakrieges vor zwei Jahren festgenommen worden.
Für Nur Sufan war es eher ein erstes Treffen als ein Wiedersehen mit seinem Vater: Der 27-Jährige war wenige Monate dessen Festnahme zur Welt gekommen. Mit seiner Familie reiste Sufan aus Nablus nach Ramallah und verbrachte die Nacht im Auto. "Ich bin natürlich sehr bewegt, es ist eine große Freude, aber man kann sich nicht wirklich freuen, solange Krieg herrscht", sagte er. "Wir hoffen auf Frieden, nicht nur in Palästina, sondern überall auf der Welt."
Militär: Hamas übergibt vier tote Geiseln ans Rote Kreuz
Unterdessen übergaben die Hamas-Terroristen vier Särge mit den sterblichen Überresten toter Geiseln. Das teilte die israelische Armee mit. Sobald das Rote Kreuz die toten Geiseln an die Armee übergibt, sollen sie zur endgültigen Identifizierung und Klärung der Todesursache in das Rechtsmedizinische Institut gebracht werden. Zuerst sollen die Angehörigen, später die Öffentlichkeit informiert werden.
Für Empörung sorgte in Israel die Nachricht, dass die Hamas zunächst lediglich vier der 28 toten Geiseln übergeben würde. Die Vereinbarung über die Waffenruhe sieht vor, dass - neben den überlebenden - sämtliche tote Geiseln ausgehändigt werden.