"Die Terroristen werden im Untergrund nicht sicher sein", sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari.
Jerusalem/Gaza. Israels Armee tötet nach Angaben eines Sprechers Hamas-Terroristen in den Tunneln unter dem Gazastreifen nun gezielt mit Sprengstoff. "Wir haben neue Kampfmethoden, die wir einsetzen werden, um Terroristen zu töten", erklärte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend. Hamas-Terroristen und insbesondere ihre Anführer versteckten sich in ihren Tunneln. "Die Terroristen werden im Untergrund nicht sicher sein", sagte Hagari.
Unterhalb des Gazastreifens erstreckt sich über viele Kilometer ein ganzes Netzwerk aus Tunneln, in denen sich laut Israel etliche Terroristen der islamistischen Hamas verstecken und dort auch Geiseln aus Israel festhalten. Um Israels Bomben aus der Luft widerstehen zu können, reichen manche Tunnel Dutzende Meter unter die Erde. Die Terroristen nutzen sie zugleich, um aus dem Nichts aufzutauchen und hinterrücks anzugreifen. Viele der Tunnel sind mit Sprengfallen versehen, um israelische Soldaten, die dort eindringen, zu töten.
Flutung der Tunnel getestet
Israels Armee hat laut US-Medienberichten die Flutung der Tunnel getestet. Dabei sei Meerwasser in einige Tunnel gepumpt worden, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des Tunnelnetzwerks eigne. Laut der "Times of Israel" scheinen die Tests "erfolgreich gewesen zu sein". Die Hamas hat jedoch nach eigener Darstellung genau solch eine Taktik von vornherein einkalkuliert und die Tunnel so konstruiert, dass sie auch einer Flutung standhalten.
"Die Tunnel wurden von gut ausgebildeten und geschulten Ingenieuren gebaut, die alle möglichen Angriffe der (israelischen) Besatzung in Betracht gezogen haben, einschließlich des Hineinpumpens von Wasser", erklärte laut dem US-Fernsehsender CNN Osama Hamdan, ranghoher Vertreter der Hamas im Libanon, am Donnerstag in Beirut. Alle Konsequenzen und erwarteten Angriffe seien berücksichtigt worden.
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden in der Stadt Khan Younis im Süden des Palästinensergebiets Dutzende Menschen getötet oder verletzt. Augenzeugen zufolge gab es auch in Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens bei israelischen Luftangriffen Tote.
US-Präsident Joe Biden hatte Israel am Donnerstag aufgefordert, mehr zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen zu tun. "Ich möchte, dass sie sich darauf fokussieren, wie Leben von Zivilisten gerettet werden", sagte Biden. Israel solle "nicht aufhören", gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas vorzugehen, "aber vorsichtiger sein".
US-Sicherheitsberater traf Netanyahu
Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan, der am Freitag in Ramallah im Westjordanland erwartet wurde, hatte am Donnerstag in Tel Aviv den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu und den israelischen Verteidigungsminister Joav Gallant getroffen. Gallant sagte dabei, der Krieg gegen die Hamas werde "mehr als einige Monate" dauern. "Die Hamas ist eine Terrororganisation, die sich über ein Jahrzehnt hinweg aufgebaut hat, um Israel zu bekämpfen." Letzten Endes werde Israel jedoch gewinnen und die Hamas vernichten.
Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Mehr als 1.200 Menschen wurden dabei getötet und rund 240 Geiseln nach Gaza verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und begann Ende Oktober mit einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas wurden bisher rund 18.000 Menschen bei Angriffen im Gazastreifen getötet.
Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 135 Geiseln in dem abgeriegelten Küstengebiet festgehalten. Im Rahmen eines Deals zwischen der israelischen Regierung und der Hamas wurden 105 Geiseln freigelassen. Im Austausch entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. "Wir werden weiterhin alles - alles - tun, um alle Geiseln nach Hause zu bringen", sagte Hagari. Das israelische Militär teilte am Freitag mit, die Leiche einer am 7. Oktober von der Hamas verschleppten französisch-israelischen Geisel geborgen zu haben. Der Leichnam von Elya Toledano sei zurück nach Israel gebracht worden.