Zwölf Jahre nach dem Super-GAU

Japan beginnt mit Einleitung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer

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Japan hat mit der umstrittenen Einleitung gefilterten und verdünnten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer begonnen.

Das gab der Betreiberkonzern Tepco am Donnerstag bekannt. Ungeachtet großer Sorgen unter Fischern und Nachbarstaaten wie China leitete Tepco den ersten Schub an aufbereitetem Wasser in einen hierfür in den Pazifik gebauten, einen Kilometer langen Tunnel ein.

Wütende Proteste von Bürgern und China

Der Beginn der Einleitung von behandelten Kühlwassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer ist von wütenden Protesten begleitet worden. Eine Gruppe von Bürgern demonstrierte am Donnerstag nahe der Atomanlage mit Transparenten und Sprechchören gegen die Verklappung der insgesamt rund 1,34 Millionen Tonnen Kühlwasser im Pazifik. Auch China reagierte wütend: "Das gewaltsame Einleiten in den Ozean ist ein extrem egoistischer und unverantwortlicher Akt, der das globale öffentliche Interesse missachtet", hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Peking. Japan habe sich zu einem "Saboteur des ökologischen Systems und einem Verschmutzer der globalen Meeresumwelt gemacht", hieß es.

1,3 Millionen Tonnen Kühlwasser

Im AKW Fukushima Daiichi war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und darauffolgenden gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen seither mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1.000 Tanks gelagert wird - inzwischen sind es über 1,3 Millionen Tonnen.

Doch jetzt geht der Platz für die Tanks laut Tepco aus. Zudem drohe eine langfristige Lagerung auf dem Gelände die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch könnten Lecks entstehen. Die Verklappung der riesigen Wassermengen wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen. Vor der Einleitung in den Pazifik wird das belastete Kühlwasser zwar aufbereitet, das Filtersystem kann das radioaktive Isotop Tritium aber nicht herausfiltern.

Umweltauswirkungen "vernachlässigbar"

Tepco verdünnt das Wasser daher so weit mit Meerwasser, dass die Tritiumkonzentration auf 1.500 Becquerel pro Liter sinkt, was dem Betreiber zufolge weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspricht. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte der Verklappung zugestimmt und erklärt, Japan erfülle die internationalen Sicherheitsstandards. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt seien "vernachlässigbar".

Japans Fischereibehörde will über die nächsten vier Wochen hinweg jeden Tag Meeresfrüchte auf radioaktives Tritium hin untersuchen. Die Testergebnisse sollen innerhalb von zwei Tagen veröffentlicht werden. Die Proben werden an zwei Stellen in einem Gebiet mit einem Radius von zehn Kilometern um die Atomruine herum genommen. Japans Fischer meiden bereits freiwillig Fanggründe in dieser Entfernung zur Atomanlage. Sie lehnten die Verklappung des Kühlwassers im Ozean bis zuletzt ab.

Schlimmste Atomkatastrophe seit Tschernobyl

Seit dem Super-GAU 2011 versuchen die Fischer, sich von den Geschäftseinbußen durch das Desaster zu erholen. Nun befürchten sie, dass der Ruf ihrer Meeresprodukte erneut beschädigt wird. Auch Umweltschützer und Nachbarstaaten wie China übten Kritik und forderten Japan vergeblich auf, das Wasser nicht ins Meer zu leiten. Fachleute verweisen indes darauf, dass die Ableitung belasteten Kühlwassers aus Atomkraftwerken weltweit Routine ist. Kritiker halten dagegen, dass es sich im Falle Fukushimas um kein normal funktionierendes AKW handle, sondern um zerstörte Reaktoren als Zeugnis der schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl 1986.

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