Nahost

Katar: Auch österreichische Hamas-Geisel frei

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Heute wurden zwölf Hamas-Geiseln freigelassen – laut Katar sei darunter eine Österreicherin. Aus dem Außenministerium in Wien heißt es, dass es sich um "eine Geisel mit Österreichbezug" handelt.

Israel. Die islamistische Hamas hat eine weitere Gruppe von Geiseln im Rahmen der Feuerpause im Gaza-Krieg dem Roten Kreuz übergeben. Es handle sich um zehn Israelis sowie zwei Ausländer, teilte die israelische Armee am Dienstag mit. Im Gegenzug sollen 30 weitere palästinensische Häftlinge entlassen werden. Es war bereits die fünfte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam.

 

 

Katar: Österreichische Hamas-Geisel frei

Laut Majed Al Ansari, der Sprecher des katarischen Außenamts, befindet sich darunter eine Österreicherin.

Ada Sagi

Hamas-Geisel Ada Sagi (75, mit Österreichbezug) wurde am Dienstag freigelassen.

© privat
× Ada Sagi

Aus dem Außenministerium in Wien heißt es am Dienstag: "Es freut uns sehr bestätigen zu dürfen, dass sich unter den heute aus Gaza freigelassenen unschuldigen Frauen und Mädchen auch eine Geisel mit Österreichbezug befindet." Es handle sich um eine 75-jährige Frau "deren Verfahren zur Feststellung der österreichischen Staatsbürgerschaft derzeit geprüft wird. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben uns dennoch bei unseren internationalen Partnern für ihre Freilassung eingesetzt und freuen uns, dass sie nun wieder zu ihren Liebsten zurückkehren kann", so das Ministerium und fügt hinzu: "Die Befreiung aller restlichen Geiseln bleibt oberste Priorität. Wir schätzen die Rolle, die sowohl die USA, als auch Katar und Ägypten hier einnehmen."

Die Freitagfrüh begonnene zunächst viertägige Feuerpause war unter den bisher geltenden Bedingungen um zwei Tage verlängert worden. Damit könnte sie bis Donnerstagfrüh dauern. Ob sie danach erneut verlängert werden würde, war zunächst unbekannt.

Hamas-Geisel
© APA/AFP
× Hamas-Geisel

Hamas-Geisel
© APA/AFP/Mohammed ABED
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Schusswechsel im nördlichen Gazastreifen

Wie gefährdet die Feuerpause ist, zeigte sich am Dienstag, als es zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem Schusswechsel im nördlichen Gazastreifen kam. Nach Angaben der israelischen Armee wurden israelische Soldaten beschossen, mehrere leicht verletzt. Diese hätten zurückgeschossen. Zudem seien insgesamt drei Sprengsätze neben Soldaten an zwei Standorten explodiert. Damit sei der Rahmen der Waffenruhe "verletzt worden", hieß es.

Die Hamas bestätigte eine Konfrontation mit der israelischen Armee und warf Israel ihrerseits eine Verletzung der Waffenruhe vor. Die Terrororganisation betonte allerdings, sie fühle sich weiter an die Vereinbarung gebunden, solange Israel sich ebenfalls verpflichtet fühle.

Israels Regierungssprecherin Tal Heinrich hatte dem US-Sender CNN in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) gesagt, unter den zehn Geiseln, die "potenziell, hoffentlich" am Dienstag freikommen könnten, seien ihrer Kenntnis nach auch zwei Frauen mit US-Staatsbürgerschaft. Jedoch entscheide die Hamas, welche Geiseln freigelassen würden und welche nicht. Israel werde für jeweils zehn freigelassene Israelis die humanitäre Feuerpause um einen Tag verlängern, betonte Heinrich.

184 Geiseln noch festgehalten

Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, hatte die Zahl der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln am Montagmittag mit 184 angegeben. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 Israelis mit einem Zweitpass.

Israel bekräftigte, nach der Waffenruhe den Kampf gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas fortzusetzen. "Unmittelbar nach Abschluss der Geiselbefreiung werden die Kriegshandlungen wieder aufgenommen", sagte Gideon Saar, Minister im israelischen Kriegskabinett. "Wir haben die feste Absicht, die Ziele des Krieges umzusetzen, um die Hamas in Gaza zu stürzen." Auch die Hamas hat angekündigt, nach der Waffenruhe wieder gegen Israel zu kämpfen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, dass er eine Umgestaltung des Gazastreifens nach dem Vorbild der Entnazifizierung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg anstrebe. "Nach dem Sieg über die Hamas müssen wir zwei Dinge tun: Erstens entmilitarisieren wir Gaza und zweitens entradikalisieren wir Gaza", sagte Netanyahu in einem Interview mit mehreren Medien der Zeitung "Bild" zufolge.

Treffen in Doha

Die Chefs des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und des US-Pendants CIA berieten unterdessen mit der Regierung von Katar über die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas. Das Treffen finde in Doha statt, der Hauptstadt Katars, sagte ein Insider. Ziel sei es, "auf den Fortschritten" der Verlängerung der Feuerpause um 48 Stunden aufzubauen und die nächste Phase einer möglichen weiteren Vereinbarung zu besprechen. Auch Vertreter Ägyptens, das wie Katar ein wichtiger Vermittler zwischen Israel und Hamas ist, seien in Doha dabei.

Die israelische Militäroffensive konzentrierte sich bisher auf den Norden des Gazastreifens. Die USA forderten Israel nun auf, für den Fall einer Militäroffensive auch im südlichen Teil des dicht besiedelten Küstengebiets mehr auf den Schutz der Zivilbevölkerung zu achten. Auch müsse Israel dann Schäden an der Infrastruktur begrenzen, um weitere Vertreibungen zu vermeiden, die die humanitären Hilfen überfordern würden, sagte ein US-Regierungsvertreter. Angriffe auf die Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser und andere Hilfseinrichtungen müssten vermieden werden. "Das Ausmaß der Vertreibung, das im Norden stattgefunden hat, darf sich im Süden nicht wiederholen." Diese Botschaft sei von Präsident Joe Biden an die israelische Regierung übermittelt worden. Israel habe sich offen für eine andere Vorgehensweise bei einer Offensive im Süden gezeigt.

Lenarcic hofft auf eine längere Feuerpause

Der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic hofft auf eine längere Feuerpause im Gaza-Krieg. Die Treibstoffversorgung in Gaza sei noch immer nicht ausreichend, mindestens die doppelte Menge wäre erforderlich, sagte Lenarcic am Dienstag im Gespräch mit Journalisten in Brüssel. Sollte sich keine unmittelbare Verlängerung der Feuerpause ergeben, müsse es laut UNO-Resolution zu einem späteren Zeitpunkt humanitäre Pausen geben.

Lenarcic zufolge hat die EU ihr humanitäres Budget im Zuge des Kriegs für den Gazastreifen vervierfacht von rund 27 Millionen Euro auf aktuell über 100 Millionen Euro. Es mangle an Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoffen und Wasser. Bisher habe die EU keinen Missbrauch von humanitären Hilfsgeldern in Gaza festgestellt, die Gelder würden nur an zertifizierte Partner wie etwa UNO-Agenturen ausbezahlt, sagte der EU-Kommissar.

Die USA würden es auch begrüßen, wenn die humanitäre Waffenruhe so lange wie möglich verlängert würde, um mehr dringend benötigte Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung in den Gazastreifen zu bringen, sagte ein anderer US-Regierungsvertreter. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte einen raschen Wiederaufbau des im Zuge der Kämpfe kollabierten Gesundheitssystems im Gazastreifen. "Wenn wir nicht in der Lage sind, das Gesundheitssystem wieder in Gang zu bringen, werden mehr Menschen an Krankheiten als an Bombenangriffen sterben", sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris.

Mit Lebensmitteln beladene Militärflugzeuge

Die USA wollen die verlängerte Feuerpause zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas für humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen nutzen. Ab Dienstag würden drei mit medizinischer Hilfe, Lebensmitteln und Winterausrüstung beladene Militärflugzeuge nach Ägypten fliegen, sagten US-Regierungsvertreter aus dem Weißen Haus. Die erste Maschine soll demnach am Dienstag eintreffen, die beiden anderen sollen "in den nächsten Tagen" folgen.

Der UNO-Hilfskoordinator Martin Griffiths kündigte für Mittwoch Gespräche in Jordanien über die Öffnung eines zweiten Grenzübergangs in den Gazastreifen an. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir mehr als einen Übergang brauchen", sagte Griffiths in Genf. Konkret sollte die Öffnung von Kerem Shalom geprüft werden. Dies würde den Handlungsspielraum erheblich erweitern. Kerem Shalom liegt am Grenzdreieck Gazastreifen-Ägypten-Israel. Vor dem Krieg passierten dort mehr als 60 Prozent der Lkw-Ladungen die Grenze in das Palästinenser-Gebiet. Gegenwärtig gelangt die Hilfe nur über Rafah an der ägyptischen Grenze hinein.

Die Hamas hat bei ihrem überraschenden Überfall auf Israel am 7. Oktober rund 1.200 Menschen getötet und etwa 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Danach hatte Israel den Gazastreifen massiv angegriffen. Dabei wurden nach Angaben der Hamas mehr als 15.000 Menschen getötet, etwa 40 Prozent davon Kinder. Am Montag hatten Israel und die Hamas die Waffenruhe, die am Freitag für zunächst vier Tage in Kraft getreten war, um zwei Tage verlängert. Im Rahmen der von Katar und Ägypten vermittelten Vereinbarung hat die Hamas inzwischen 50 israelische Frauen und Kinder sowie 19 Gastarbeiter und Israel im Austausch 150 palästinensische Haftgefangene freigelassen.

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